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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)
Autoren: Bree Despain
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Hause zu tragen – allerdings nur, um dort festzustellen, dass ich mich ausgesperrt hatte. Ich erinnerte mich, dass ich auf der Verandaschaukel gesessen hatte und meinen Vater anrufen wollte, doch ich musste eingeschlafen sein, bevor ich seine Nummer hatte eintippen können.
    Eingeschlafen.
    Wie ein Paukenschlag traf mich – wieder einmal – die Erkenntnis, dass die Zeit, die ich mit Daniel letzte Nacht im Garten der Engel verbracht hatte, nur ein Traum gewesen war. Jedes Mal, wenn ich mir nach unserem Entkommen aus dem Lagerhaus erlaubt hatte zu schlafen, hatte sich dieselbe lebhafte Erinnerung wieder und wieder in meinem Kopf gedreht: Daniel und ich vor sechs Monaten im Garten der Engel. Bevor Jude zurückgekommen war. Bevor Talbot und Caleb auf der Bildfläche erschienen waren. Bevor Daniel in der Gestalt des weißen Wolfs gefangen wurde. Es hatte sich angefühlt wie im Himmel.
    Als ich am Vorabend in der eisigen Novembernacht eingeschlafen war, hatte mich der Traum gewärmt. Jetzt allerdings wurde mir so kalt wie noch nie zuvor, als mir klar wurde, dass Daniel mich gar nicht in seinen Armen gehalten hatte.
    Und womöglich wird er es auch nie wieder können.
    »Seid ihr beide hier die ganze Nacht bei mir gewesen?«, fragte ich.
    Ryan und Brent waren die Jüngsten der fünf Caleb-Jungen, die Daniel als ihren neuen Alpha ausgewählt hatten. Ryan konnte kaum älter als vierzehn sein. Brent war vielleicht knapp sechzehn, sein Gesicht wies beinahe kindliche Züge auf, und jedes Mal, wenn er seine Finger auf den Nasenrücken presste, fragte ich mich, ob er wohl eine Brille getragen hatte, bevor er ein Urbat geworden war. Die Vorstellung von »Brent, dem Werwolf« erschien mir geradezu paradox.
    Tatsächlich fiel es mir überhaupt schwer, in einem der beiden ein Mitglied des bösartigen Werwolfrudels wiederzuerkennen, das mich auf Befehl Calebs angegriffen hatte. Ich konnte nicht umhin, sie mir als eine Gruppe verlorener Jungen vorzustellen. Wie in dem Peter Pan -Theaterstück, das meine Mutter uns im Gemeindehaus hatte spielen lassen, als ich zehn Jahre alt war. Sie wirkten, als würden sie niemals richtig erwachsen werden. Und dann die Art und Weise, wie sie in diesem Lagerhaus neben dem Depot gelebt hatten. Sie hatten bestimmt viel Spaß gehabt – bis dann das Töten von Menschen ins Spiel gekommen war.
    Ryan nickte. »Ihre Sicherheit ist unsere oberste Priorität. Er will es so.«
    Ich setzte mich auf und blickte über den Hof. Wenn Brent und Ryan hier waren, wäre es sicher keine Überraschung, die anderen drei irgendwo in der Nähe zu finden. Immerhin waren sie ein Rudel.
    Zach und Marcos saßen am Fuß des Walnussbaums, doch Slade stand viel weiter unten an der Straße, sodass ich ihn ohne meine außergewöhnliche Sehkraft nicht hätte erkennen können.
    Während es mir schwerfiel, bei Brent und Ryan an blutdürstige Werwölfe zu denken, hatte ich von Slade einen völlig entgegengesetzten Eindruck. Seine muskulösen Arme waren mit Flammentattoos überzogen, die sich von den Handgelenken bis zu den Schultern erstreckten. Er hatte ein Stahlstäbchen in einer Augenbraue stecken und zehn weitere Piercings in den Ohren. Und fast immer hatte er ein Feuerzeug in der Hand, dessen Flamme er ständig auflodern ließ, um sich dann damit die Haare auf dem Arm abzuflämmen – anscheinend nur so aus Spaß. Aber es war nicht Slades äußere Erscheinung, die mich in seiner Gegenwart frösteln ließ. Es war die Art, wie er mich ansah. Ich war fast sicher, dass er der große graue Wolf gewesen war, der seine giftigen Zähne in mein Bein gerammt hatte, als ich im Lagerhaus von Calebs Rudel angefallen wurde. Und immer, wenn ich diesen Ausdruck in Slades Augen sah – so als würde er mein Blut schmecken – fürchtete ich, dass er noch mehr wollte.
    Ich wandte meinen Blick von Slade ab. Anders als bei den anderen Jungen konnte ich nicht umhin, mich zu fragen, wie ergeben er Daniel als seinem neuen Alpha tatsächlich war. Oder ob er womöglich eine Gefahr für uns alle darstellte.
    »Wer will, dass ich in Sicherheit bin?«, fragte ich Ryan.
    »Alpha.«
    »Du meinst Daniel?«
    »Der große weiße Wolf. Ihre Sicherheit ist das Allerwichtigste.«
    Zaghaft lächelte ich angesichts des Gedankens, dass ich Daniel, zumindest auf irgendeine Weise, noch immer wichtig war.
    »Wir haben Sie nur kurz allein gelassen, um uns … zurückzuverwandeln.« Ich wusste, dass Ryan nicht nur die Verwandlung in die menschliche Form meinte, sondern auch
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