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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)
Autoren: Bree Despain
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Er nahm mein Gesicht in beide Hände. Seine Daumen streichelten meine Wangen und er blickte mir tief in die Augen.
    »Danke«, flüsterte ich.
    »Wofür?«
    »Für den Mondstein. Dass du an mich glaubst.« Ich lächelte zaghaft. »Dass du nicht gestorben bist. Ich hätte dich umgebracht, wenn du einfach so gestorben wärst.« Ich bohrte meinen Finger in seine Brust.
    Daniel fing an zu lachen. Ich liebte dieses Geräusch. Dann beugte er sich vor und drückte seinen Mund auf meine Lippen. Unsere Münder verschmolzen in einem Kuss, der mir verriet, dass alles, was ich für Daniel empfand, auf Gegenseitigkeit beruhte.
    Ich schauderte in seinen Armen. »Dir ist ja doch kalt«, sagte er, als sich unsere Lippen trennten. Dann hielt er mich in seiner warmen Umarmung fest.
    Samstagmorgen
    »Ist sie tot?«, fragte eine Stimme irgendwo in der Nähe und weckte mich aus tiefem Schlaf.
    »Nein«, erwiderte eine zweite, etwas jünger klingende Stimme.
    »Ich glaube, sie ist tot.«
    Ein lang gezogenes Stöhnen entschlüpfte meinen Lippen. Wieso tat mir mein Knöchel so weh? Und wieso war meine Matratze hart wie ein Holzbrett?
    »Yep. Sie ist tot. Er wird so was von durchdrehen.«
    »Sie hat gerade ein Geräusch gemacht, und ihre … äh … Brust … bewegt sich auf und ab. Offenbar ist sie nicht tot.«
    »Tot. Tot. Tot. Glaubst du, dass er uns umbringt? Caleb hätte es getan. Glaubst du, dass wir uns wünschen dürfen, wie wir krepieren? Ich möchte nicht ertrinken. Das sieht im Fernsehen immer echt fies aus.«
    »Er ist ein Wolf. Wie sollte er dich ertränken? Er wird dir wahrscheinlich die Kehle aufreißen. Und überhaupts, sie ist nicht tot.«
    »Es heißt ›überhaupt‹ und nicht ›überhaupts‹.«
    »Was?«
    »Jungs«, versuchte ich zu sagen, aber es kam mehr wie ein »Juaaaah« heraus. Ich räusperte mich. Wie spät war es eigentlich?
    »Du hast es falsch gesagt. Es heißt ›überhaupt‹. Wenn du ein ›s‹ hinten dranhängst, klingst du wie ein Idiot. Und überhaupt, sie ist tot. Was denkst du? Wie schnell müssen wir wohl rennen, um nach Kanada zu kommen, bevor er uns erwischt?«
    »Der Idiot bist du!«
    Ich hörte ein Handgemenge und einen Schrei. Eines meiner Augenlider klappte gerade weit genug auf, sodass ich sehen konnte, wie Ryan direkt neben mir Brent in den Schwitzkasten nahm. Ansonsten war meine Wahrnehmung noch völlig verzerrt.
    »Jungs!«, rief ich. »Schluss damit!«
    Ryan ließ Brent los, und die beiden nahmen Haltung an. Starr wie Zaunlatten standen sie da, die Hände an die Seiten gepresst, wie Soldaten, die den Kommandos ihres Offiziers lauschten. Niemals würde ich mich an ihre Reaktion auf meine Befehle gewöhnen können. Brent beugte sich leicht zu Ryan und flüsterte – mit lauter Stimme: »Ich hab doch gesagt, dass sie tot ist.«
    Ryans Nasenflügel bebten. »Verdammt, wieso …«
    Beim Anblick von Brents Gesicht brach ich in Gelächter aus. Wie kein anderer konnte er diesen unschuldigen und gleichzeitig sarkastischen Blick aufsetzen – ›Waaaas?‹
    Ich kannte ihn erst seit ein paar Tagen, aber der Junge wusste, wie er mich aufheitern konnte – und in letzter Zeit war ich wirklich für alles dankbar, was mich auch nur ein wenig lächeln ließ. Mein Lachen ging in einen Hustenanfall über. Die beiden Jungs beugten sich über mich, als hätten sie Angst, dass ich tatsächlich sterben würde.
    Ich scheuchte sie weg und kam wieder zu Atem. »Okay, würdet ihr mir jetzt bitte mal erklären, was ihr eigentlich in meinem Schlafzimmer macht?«
    »Na toll. Jetzt hat sie den Verstand verloren«, sagte Brent.
    Ryan schob ihn zur Seite. »Sie sind nicht in Ihrem Schlafzimmer, Miss Grace. Wir haben Ihnen letzte Nacht nach Hause geholfen und Sie sind auf der Verandaschaukel eingeschlafen. Wir sind hiergeblieben, um Sie zu beschützen. Erinnern Sie sich nicht?«
    Ich machte jetzt beide Augen auf und wartete ein paar Sekunden, um auf die Umgebung fokussieren zu können. Brent. Ryan. Die Äste des Walnussbaums. Ein lilafarbener Morgenhimmel. Die Verandaschaukel. Und dieses Ding, das sich da in meinen Rücken bohrte, war offensichtlich mein Handy, auf dem ich eingeschlafen sein musste. Vage Erinnerungen tröpfelten in mein Gehirn und mir fiel wieder ein, dass ich Daniels Geheul in den Wald hineingefolgt war und dann versucht hatte, mit meinem erneut gebrochenen Knöchel nach Hause zu hinken. Auf halber Strecke hatte ich aufgegeben und einem der Wölfe, die mir ängstlich gefolgt waren, erlaubt, mich nach
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