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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)
Autoren: Bree Despain
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rückwärtigen Zauns, der unser Grundstück von den umgebenden Wäldern trennte. Ich schaffte es, über den Zaun zu springen, ohne mit meiner Pyjamahose am Rosenbusch hängen zu bleiben. Der Schmerz in meinem Knöchel ließ mich beim Aufkommen auf dem Boden aufstöhnen. Doch abgesehen davon war mir eine perfekte, fast lautlose Landung gelungen.
    Für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, wie stolz jetzt Nathan Talbot, mein ehemaliger Mentor, wohl sein würde, wenn ich ihm von diesem Sprung erzählt hätte – denn das hatten wir während unseres gemeinsamen Trainings oft geübt. »Für ein so zartes Mädchen donnerst du herunter wie ein Felsbrocken«, hatte er mich einmal geneckt, mit dem typisch warmen Lächeln in seinem Gesicht.
    Und plötzlich, so als hätte er gespürt, dass ich mir gestattet hatte, an ihn zu denken, brummte mein Handy und eine neue SMS kam herein.
    Talbot: Brauchst du Hilfe?
    Ohne zu antworten, ließ ich das Handy wieder in meine Tasche gleiten. Wenn ich, wie ich hoffte, die Kraft dazu aufbringen könnte, würde ich niemals wieder mit ihm reden – oder ihm auch nur eine SMS schicken.
    Talbot war der Letzte, den ich um Hilfe bitten wollte. Der Letzte, dem ich vertrauen würde. Und dieser ganze Müll, von wegen, er würde mich lieben …
    Ich holte tief Luft und befahl mir, keinen weiteren Gedanken an Talbot zu verschwenden. Daniel brauchte mich, und ich musste ihn finden, bevor irgendjemand aus der Stadt – beispielsweise Hilfssheriff Marsh mit seinem Gewehr – auf die Idee kam, die Quelle dieses schrecklichen Geheuls zu erforschen.
    Rechts von mir raschelte es. Ich wirbelte herum – ohne mein Supergehör wäre es mir gar nicht aufgefallen – und ging schutzsuchend in Deckung. Die Panik ließ mein Blut in den Ohren pochen.
    Ein großer brauner Wolf kam hinter den Büschen hervor und trat auf den Weg vor mir, ein kleinerer grauer Wolf folgte ihm dichtauf. Ihre Augen funkelten, als sie zu mir herübersahen. Ich nickte ihnen zu und versuchte die Enttäuschung darüber zu verbergen, dass keiner von ihnen der Wolf war, nach dem ich Ausschau hielt – aber immerhin waren sie keine Jäger aus der Umgebung.
    Die beiden Wölfe trennten sich und ließen sich rechts und links des steinigen Wegs nieder. Wie Wachposten, die meine Schritte abwarteten. Erst vor fünf Tagen gehörten diese beiden Wölfe zu dem Rudel, das mich auf Calebs Geheiß zu töten versucht hatte; jetzt neigten sie ehrerbietig ihre pelzigen Köpfe, als ich an ihnen vorbeischritt.
    Die Absichten meines Bruders zu ergründen, war eine Sache; diese Wölfe allerdings warfen ganz andere Fragen auf. Noch immer verstand ich nicht, wieso sie mich auf diese Art behandelten – so als wäre ich ihre Königin.
    Vor ein paar Tagen hatte ich Gabriel danach gefragt. »Wie ich dir schon im Lagerhaus sagte, ist Daniel jetzt ihr Alpha«, hatte er mir erklärt, als wir in Dads Büro zusammenstanden und den weißen Wolf beobachteten, der neben einer verschmähten Schüssel mit Dosenfleisch hockte, die ich neben den Schreibtisch gestellt hatte – ich wollte verhindern, dass er seinen wölfischen Instinkten folgte und in den Wäldern zu jagen begann. »Und offenbar hat Daniel irgendetwas getan und dich als seine … Gefährtin ausgewählt. Die Wölfe erkennen das irgendwie und akzeptieren dich jetzt als ihren weiblichen Alpha.«
    Natürlich stand in diesem Moment mein Vater, der Pastor, genau hinter uns. Obwohl er normalerweise ein ziemlich ausgeglichener Mensch ist, regte er sich fürchterlich über das Wort Gefährtin auf.
    Bis zu diesem Moment hatte ich es total verdrängt, wie ich meinem Vater erklären könnte, was in dieser dunklen Nacht geschehen war, die Daniel und ich zusammen in dem Lagerhaus verbracht hatten. Doch der Anblick seines leicht lila angelaufenen Gesichts hatte mir zu verstehen gegeben, dass ich ihm eine Erklärung geben musste, bevor seine Fantasie mit ihm durchging. »Daniel … hat mir eine Art Heiratsantrag gemacht«, hatte ich erklärt. »Bevor Caleb mich in die Wolfsgrube geworfen hat. Und ich habe angenommen.«
    »Ah, das würde es erklären«, hatte Gabriel erwidert, so als wäre es das Normalste auf der Welt, sich mit achtzehn zu verloben.
    Das Gesicht meines Vaters allerdings nahm nur noch dunklere Lilatöne an. Sofort kam er darauf zu sprechen, wie jung wir noch seien und dass es keine Entschuldigung für mein unverantwortliches Verhalten gebe, auch wenn er und meine Mutter bereits mit zwanzig geheiratet hatten. Und da
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