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Urangst

Urangst

Titel: Urangst
Autoren: Dean Koontz
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war.
    Amy hielt die Waffe mit beiden Händen, doch die Mündung zuckte trotzdem. Sie musste sich zusammenreißen. Die Mündung tiefer halten, denn sie würde beim Rückstoß nach oben drücken. Ihnen Kugeln in den Kopf schießen, nicht über ihre Köpfe hinweg.
    Jetzt eine geschlossene Tür auf der rechten Seite, zwei auf der linken. Sie konnten durch die Türen gehen wie die Bullen im Film, gebückt und schnell, und zur Seite ausweichen, sowie sie die Schwelle überschritten hatten. Aber vielleicht
war das alles nur Blödsinn, den man in Filmen sah, und wenn man ein echter Bulle war, lachte man darüber.
    Nickie zeigte kein Interesse an diesen Räumen, und obwohl es Amy nervös machte, daran vorüberzugehen, ohne sie zu überprüfen, und geschlossene Türen hinter sich zurückzulassen, folgte sie der Führung der Hündin.
    Vor ihnen lag eine Eingangshalle. Rechts von ihnen die Haupttreppe. Die Haustür wurde von schmalen Seitenfenstern flankiert, und der grell erleuchtete Nebel drückte gegen die Scheiben.
    Links von ihnen eine letzte Tür. Sie war angelehnt. Neben der Tür stand ein roter Reservekanister mit der Aufschrift BENZIN.
    Nickie schnupperte an dem Spalt zwischen der Tür und dem Türrahmen. Sie zwängte ihren Kopf hindurch, stieß die Tür mit ihrem Körper weiter auf und verschwand dahinter.
    Amy sah ein Wohnschlafzimmer vor sich, das von einer Schreibtischlampe und einer Nachttischlampe mit einem Schirm aus Glasperlen erhellt wurde.
    Ein Mädchen in einem grauen Trainingsanzug kniete auf einem Polstersessel, halb von der Tür abgewandt. Hope. Es musste Hope sein.
    Sie redete und sprach die Worte undeutlich aus. Sie schien besorgt zu sein und sie sprach schnell.
    Auch Nickie hielt Abstand und starrte das Mädchen an, als wollte sie es nicht stören.
    Amy gab Brian ein Zeichen, an ihr vorbeizugehen. Leise schloss sie die Tür zum Flur und trat zurück. Sie bezog einen Standort, von dem aus sie sowohl das Mädchen sehen als auch den einzigen Eingang bewachen konnte.
    »Du hast mich ertappt, aber das ist mir egal, das ist mir ganz egal«, sagte das Mädchen. »Ich muss sagen, was ich
auf dem Herzen habe, das ist das Beste, was man tun kann, sagen, was man auf dem Herzen hat. Du kannst meine Füße wieder verbrennen, das ist mir egal, das ist mir ganz egal. Ich werde wieder sagen, was ich auf dem Herzen habe.«
    Brian ging hin und kniete sich neben sie.
    Das Mädchen blickte überrascht auf. Offensichtlich hatte sie nicht gemerkt, dass sie da waren. Sie hatte mit jemand anderem gesprochen.
    Mit jemandem, der kurz weggegangen war – und wiederkommen würde.

65
    Harrow vergewissert sich schnell, dass seine Exfrau und der Architekt nicht in dem Geländefahrzeug sind, weder tot noch verwundet.
    Die Hinterräder des Expedition hängen über den Rand der Klippe, fünfzehn Meter über dem Strand, und die Heckklappe ist aufgesprungen.
    Er muss daher annehmen, dass die Leichen im Kofferraum waren und durch die Heckklappe geschleudert worden sind, als das Fahrzeug gewaltsam zum Stehen kam. In dem Fall liegen sie unten auf dem Strand.
    In diesem dichten Nebel und im letzten schwachen Tageslicht wäre es Zeitvergeudung und ein unnötiges Risiko, wenn er versuchen würde, das Gelände von oben abzusuchen, vom glitschigen Rand des Granitfelsens aus.
    Eine alte betonierte Treppe mit einem rostigen Eisengeländer führt zum Strand. Er kann die Stufen hinuntersteigen.
    Er ist nicht scharf darauf, den Strand abzusuchen, aber wenn die Leichen dort unten liegen, muss er es wissen. Vor dem Morgen könnte die Flut sie ins Meer hinaustragen und sie weiter unten an der Küste anschwemmen.
    Die Polizei kennt sich mit Küstenströmungen und Gezeitentabellen aus. Wenn eine Leiche gefunden wird und durch die Gerichtsmediziner die Zeitdauer bestimmt worden ist, die sie im Wasser verbracht hat, können sie mit beunruhigender Genauigkeit ihren Ursprungsort errechnen.

    Das kniende Mädchen hatte die Hände gefaltet und eine silberne Kette darum geschlungen. Möglicherweise verbarg sich ein Anhänger zwischen ihren Handflächen.
    Sie war schön, wie sie auch schon als Säugling schön gewesen war. Die Gesichter der Schönheit sind zahlreicher als die Sandkörner an einem Strand und das hier war die Schönheit der Unschuld, der Bescheidenheit und der Sanftmut.
    Ihre Augen waren blau. Sie hatten denselben Blauton wie Brians Augen und sie waren klar. Sie weiteten sich vor Verwunderung, doch dann trat eine seltsame Scheu in diese Augen, und
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