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Urangst

Urangst

Titel: Urangst
Autoren: Dean Koontz
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bereitstehen.
    Im zweiten Akt wird es Fausthiebe hageln. Mit Ausnahme der Verbrennungen an den Fußsohlen hat Vanessa dem kleinen Ungetüm bisher nie bleibende Male zugefügt. Man muss vorsichtig sein: all diese aufdringlichen Mistkerle, die nur einen blauen Fleck zu sehen brauchen, und schon mischen sie sich ein und hetzen dir die Jugendfürsorge auf den Hals. Sie will sie wirklich schlagen. Sie hat die Schläge vieler Jahren zusammengespart.
    Im ersten Akt wird in der großen Badewanne oben ein Weilchen Ertränken gespielt. Sie festbinden, sie untertauchen und sehen, wie lange sie den Atem anhalten kann. Wenn das gut genug ist, um Antworten aus Terroristen herauszuholen, dann ist es auch gut genug für Piggy, die nicht einmal Antworten zu geben hat.
    Vanessa hat gerade kaltes Wasser in die Wanne einlaufen lassen, so kalt, wie es aus dem Hahn läuft. Dann hat sie ein paar Schals, die sie nicht mehr haben will, ausgewählt und bereitgelegt, um die kleine Missgeburt damit zu fesseln.
    Zehn Jahre hat sie dafür vergeudet. Zehn ganze Jahre. Sie hat nie in dem Maße Befriedigung daraus geschöpft, wie sie es erwartet hatte.
    Die Schwierigkeit besteht darin, dass ein Vergnügen in der Realität selten an das heranreicht, was man sich vorher in seiner Fantasie ausgemalt hat. Die Welt enttäuscht sie
immer wieder. Vergnügen ist das Einzige, ihr Ein und Alles, und doch ist es nie das, was es sein sollte.
    Vielleicht wird sie in der Wüste etwas Besseres finden. Sie mag die Hitze der Wüste, die Unfruchtbarkeit, die Leere.
    Hier an der Küste gibt es zu viel Natur. Sie will nur Sand und Gluthitze, einen weißen Himmel und Stille.
    Sie hat ein Buch gekauft, Die Welt ohne uns , das sie in der Wüste lesen will, an irgendeinem abgeschiedenen Ort, wo es nur sie und Harrow gibt und dann vielleicht ihn auch nicht mehr.
    Nur der Tod ist befriedigend. Er ist das Einzige, was vollständig ist, alles, was man sich von ihm verspricht. Die Toten enttäuschen einen nie.
    Sie steigt die Haupttreppe hinunter und erreicht gerade den Treppenabsatz, als sie unten in der Eingangshalle flüsternde Stimmen hört. Sie bleibt stehen, presst den Rücken an die Wand und schleicht lautlos weiter, bis sie um die Ecke schauen kann.
    Sie sieht gerade noch, wie Piggy mit einem Hund zur Tür hinausgeht. Was zum Teufel hat das zu bedeuten?
    Amy Redwing schaut einen Moment hinter dem Mädchen her. Dann schließt sie die Tür und dreht sich zu Brian um.
    Vanessa schleicht von der Ecke zurück, weil sie fürchtet, die beiden könnten einen Blick nach oben werfen. Sie hört Bruchstücke des kurzen Wortwechsels: Suche … Küche … Hintertreppe.
    Sie zieht sich tiefer ins obere Stockwerk zurück, springt so leichtfüßig wie immer durch den Flur und steigt die Hintertreppe hinunter.
    Sie haben Schusswaffen, und sie hat lediglich das Messer, das sie dazu benutzen wollte, Piggys Verstand ein wenig zu
verwirren, das alte Bär-Messer. Ihr ist ganz egal, wie groß die Herausforderung ist. Ihr ist sogar egal, ob sie stirbt. Aber sie wird nicht sterben, und zwar genau deshalb, weil es ihr egal ist. Wenn dir das Sterben nicht egal ist, zögerst du, und wenn du zögerst, wirst du von Vanessa niedergestochen.
    Die Redwing und Bry wollen leben. Sie werden zögern, und genau das macht ein Messer allemal schneller als eine Schusswaffe.
    Sie ist sehr aufgeregt. Sie wünscht ihm schon so lange den Tod.
    Die Hintertreppe hinunter, in die Küche, wo der Nebel durch die offene Tür kriecht, in Richtung Speisekammer, aber stattdessen in einen schmalen Besenschrank. In dem Schrank ist nur ein Mop, kein Besen, und Vanessa hat gerade genug Platz, um die Tür zu schließen. Es ist, als stünde man aufrecht in einem Sarg.

    Auf dem Rückweg von den vorderen Räumen des Hauses durchsuchten Amy und Brian die Zimmer, an denen sie auf dem Hinweg achtlos vorübergegangen waren, als Nickie sie durch das Haus geführt hatte. Das Desinteresse der Hündin an diesen Räumen erwies sich im Nachhinein als weiser Ratschluss, denn wie sich herausstellte, waren sie alle leer.
    In der Küche erschien es unwahrscheinlich, dass sie in der Speisekammer auf eine der beiden Hälften des reizenden Paares stoßen würden, aber Amy riss trotzdem die Tür auf, während Brian ihr mit seiner Pistole Feuerschutz gab.
    Die Tür zur Speisekammer quietschte in den Angeln und hinter Amy quietschten beinah gleichzeitig andere Türangeln und sie wollte sich umdrehen, aber das Messer traf sie im Rücken und drang tief
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