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Unverkäuflich!

Unverkäuflich!

Titel: Unverkäuflich!
Autoren: Bobby Dekeyser
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Calvin Klein in Szene gesetzt hatte, verstand ich mich auf Anhieb. Er hat eine Lebensweisheit und Warmherzigkeit, die mich sehr beeindruckt; ich betrachte ihn heute als väterlichen Freund. Bruce machte etwas Verrücktes; er präsentierte unsere Möbel so, wie noch nie jemand Möbel präsentiert hatte. Er hängte unsere Möbel in einen Baum, stellte Models und einen Esel ins Bild. Ich möchte hier keine Reklame für unsere Reklame machen, aber »Coming home« war ziemlich verrückt  – und natürlich eine Geschichte, um die kein Magazin herumkam. Darum ging es, und der Katalog zur »Tour du Monde« geriet so opulent wie das Telefonbuch von New York. Die nächste Idee: Philippe Starck sollte für uns arbeiten. Nun ist es nicht so, dass man im Branchenverzeichnis unter »S« nachschlägt und dann ein Möbel bei Monsieur Starck in Auftrag geben kann. Während des ersten Anrufs, den ich auf einem Trampolin im Garten führte, riss ich mir nach einem missglückten Salto mehrere Bänder im Fuß. Erst nach einer Motorbootfahrt auf Formentera stimmte er zu, »Play« zu entwickeln, den ersten Stuhl, der Spritzguss mit Handarbeit kombiniert. Jeder Kunde kann sich seinen eigenen Stuhl individuell zusammenstellen, das ist die Idee. Ich saß im Flugzeug und musste schmunzeln, als ich darüber nachdachte: Früher hatten wir unsere Kollektionen selbst fotografiert, einmal auf einem alten Friedhof irgendwo in Frankreich. Früher hatten wir die Kollektionen selbst entworfen, wobei wir nicht mal die Grundkenntnisse von Design besaßen. Nun freuten sich einer der bekanntesten Fotografen und einer der berühmtesten Designer der Welt darüber, mit uns zu arbeiten.
    Dedon wuchs rasant, die Energie war zurück und wir investierten, als gäbe es keine Weltwirtschaftskrise. Welche Krise? Für das erste große Treffen luden wir unsere hundertzwanzig Importeure zur Fußballweltmeisterschaft nach Südafrika, zum Viertelfinalsieg der deutschen Elf gegen Argentinien. Wir bauten ein neues Logistikzentrum in Winsen, südlich von Hamburg, und ein weiteres in North Carolina, USA. In mehreren Metropolen, darunter Melrose, West Hollywood, Los Angeles und Soho, New York, eröffneten wir neue Schauräume. Intern strukturierten wir uns neu: Hervé Lampert, der einst als Praktikant vom Bauernhof begonnen hatte, wurde zum neuen CEO ernannt. In dieser Schlüsselposition hatten wir davor nicht immer richtig gelegen; auch dies ist ein Fehler, den ich eingestehen muss. Es ist wichtig, dass jemand, der eine Firma führt, für diese Firma lebt und die Philosophie der Firma mit jeder Faser vorlebt. Für Hervé und auch für mich schließt sich damit ein Kreis; sein Lebensweg ist beispielhaft dafür, was man mit Leidenschaft und Disziplin erreichen kann. Hervé ist heute vierfacher Vater und Chef von zweitausendsiebenhundert Arbeitern unserer Produktion. Niemand aus dem Managementteam um Jan, Sven, Hervé und Grace, die auf Cebu für die Finanzen zuständig ist, hatte in der schwierigsten Phase, als die Lage aussichtslos erschien, das Unternehmen verlassen, obwohl es gewiss andere Optionen und Angebote gab. Für diese Loyalität bin ich dankbar, und sie macht mich auch ein wenig stolz.

    Bruce Weber, die Fotografenlegende, wurde zu einem väterlichen Freund.

    Ein Abenteuer zu Lande, zu Wasser und in der Luft: Die Tour de Monde führt zu
     den Lieblingsorten überall auf der Welt – und bietet Stoff für viele Geschichten.
    Dedon und die Stiftung nahmen immer schneller Fahrt auf; wir gerieten in dieser Phase in einen beinahe rauschartigen Zustand. Rückblickend rasten so viele Ereignisse, Termine, Gespräche vorbei, dass es mir schwerfällt, auf Einzelheiten einzugehen. Eine Mischung aus Euphorieschüben, Jetlag (permanent pendelten wir zwischen Asien, Europa und den USA) und ungläubigem Staunen, mit welchem Tempo der Erfolg zurückkehrte. Genervt von den ewigen Warteschlangen und den mühsamen Sicherheitskontrollen an den Flughäfen charterte ich einen Privatjet und kaufte schließlich eine Beechcraft King Air, eine Propellermaschine mit Platz für acht Passagiere. Dieser Kauf stellte sich schon wenig später als Schachzug auf dem Niveau des Aston Martin heraus; ohne ein einziges Mal darin abgehoben zu haben, verkaufte ich den Flieger wieder. Die Lektion, dass Eigentum belastet, und Dinge, die auf den ersten Blick manches leichter erscheinen lassen, zu einem Ballast werden, musste ich offenbar mehrfach lernen. Das Tempo, mit dem sich die Dinge bewegten, wurde
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