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Unverkäuflich!

Unverkäuflich!

Titel: Unverkäuflich!
Autoren: Bobby Dekeyser
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Das Ergebnis der Verhandlung war mir eigentlich egal, aber mich trieb der Gedanke, ihr nicht die Genugtuung zu geben. Wir kannten uns seit vielen Jahren, sie kannte Ann-Kathrin seit vielen Jahren, sie hatte lange mit uns Geld verdient. Diese Charakterlosigkeit traf mich, doch mehr darf und möchte ich zu diesem Fall nicht sagen. Ich hangelte mich langsam zurück ins Leben, Woche für Woche, Tag für Tag. Immer wieder gab es Rückschläge, immer öfter aber auch Stunden, die unbeschwert erschienen. Oft spielte ich meine Rolle, der freundliche Optimist zu sein, ich spielte sie wie ein Schauspieler, der abends auf die Bühne geht. Einmal besuchte ich eine Kirche, betete, weinte, fuhr heim, duschte  – und hielt wenig später einen Vortrag vor dutzenden Honoratioren, Politikern und Unternehmern, die unsere Firma besuchten. Niemand merkte mir etwas an, niemand ahnte, wie es in mir aussah. Ich beobachtete aber auch, dass ich noch mehr hinterfragte, was für mich wirklich zählt. Ich nahm mir vor, mein Leben noch bewusster zu leben, meinen Gefühlen zu trauen, mich bewusster einzulassen. Ich möchte nicht die Erwartungen anderer erfüllen, ich nehme mir vor, keine Angst zu haben, vor gar nichts. Ann-Kathrin ist immer bei uns. Manchmal fühle ich sie im Raum, oft höre ich, was sie in diesem Moment gesagt hätte. Ich trage sie in meinem Herzen.
    —
    Während die letzten Seiten dieses Buchs geschrieben werden, habe ich meine Koffer gepackt. Zwei große, schwere Koffer, nichts anderes, mein Leben passt in zwei Koffer. Ich finde das beruhigend. Ich ziehe mit den Kindern nach New York, nach Manhattan, in eine Wohnung im Stadtteil Tribeca. Den Hausstand in Hamburg habe ich aufgelöst, die meisten Gegenstände verschenkt, ein Auto besitze ich ohnehin nicht mehr. Ein Makler bietet die Immobilie zum Verkauf an. Der rote Pick-up, den ich eines Tages an Yannick vererben möchte, ist in guten Händen. Es fällt nicht leicht, mich von der Familie zu verabschieden; Onkel Seppi und Tante Resi kommen nicht mit auf die andere Seite des Ozeans, es ist nicht gut, alte Bäume zu oft zu entwurzeln. Sie haben keine Lust mehr auf einen Neustart und ich kann das gut verstehen. Ich aber habe das Gefühl, dringend etwas verändern zu müssen. Hamburg lähmt mich, das Haus, der Weg um die Alster, alles erinnert mich an Ann-Kathrin. Ich muss hier weg. New York soll mir helfen, das Leben wieder leichter zu nehmen. Die Energie dieser Stadt, das Schrille, Bunte, Laute, dieses Gefühl, sich von nichts unterkriegen zu lassen, das nirgendwo so stark ausgeprägt ist, fasziniert mich. New York, die Stadt der Aufsteher, ist die erste Station für unser neues Abenteuer. »Nix ist fix«, sage ich oft in diesen Tagen. Es wird weitergehen, mit dem Tempo, mit der Geschwindigkeit, mit der Leidenschaft, die wir immer leben. Ich möchte in wenigen Monaten eine Ranch kaufen, mit Pferden ausreiten. Ich weiß nicht, wohin das Leben mich treibt, aber ich weiß, dass meine Kinder und meine Freunde an meiner Seite sein werden. Das gibt mir Kraft.
    Sollte jemand meine Geschichte lesen und danach sein eigenes Tun infrage stellen, sollte sie jemanden inspiriert haben, dem eigenen, lange verschütteten Traum zu folgen, dann sage ich: Nur Mut! Nichts Materielles, kein Haus, Auto oder Boot kann ersetzen, was wirklich glücklich macht. Es gibt ohnehin keine Sicherheiten. Im Einklang mit sich zu leben, mit dem Wissen, dem eigenen Gefühl gefolgt zu sein, das ist der Kern der Dinge. Ich glaube, dass spätestens nach den Finanzkrisen ein Umdenken stattfinden wird. Glück hat mit dem Inhalt eines Geldbeutels wenig zu tun. Glück ist es, Freunde zu haben, eine Familie, die zusammenhält, Glück ist es, frei zu sein. Dieses Glück bekommt man nicht geschenkt.
    Es erfordert Arbeit, harte Arbeit, Tag für Tag, Hartnäckigkeit, Ausdauer, Mut. Der Weg ist nicht asphaltiert und verläuft nicht gerade. Es werden Scherben darauf liegen und Geröll, manchmal geht es steil bergan, manchmal droht man abzustürzen  – und die Abzweigungen, die der Weg nimmt, treiben einen manchmal zur Verzweiflung. Aber es ist ein Weg, den es sich zu gehen lohnt, auch wenn man niemals wissen kann, wo er endet. Schlimm wird es nur dann, wenn man nicht aufbricht, denn das Gefühl, es nicht versucht zu haben, möchte ich nicht kennen.
    Mein Abenteuer muss weitergehen, und es gibt noch viele Ideen, die ich ausleben möchte. Ich träume von einem Film. Ich möchte, dass die Stiftung Büros auf allen Kontinenten
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