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Unverkäuflich!

Unverkäuflich!

Titel: Unverkäuflich!
Autoren: Bobby Dekeyser
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Ich stelle mir vor, dass irgendwo in einem kellerlosen Verlies einige Männer in grauen Anzügen zusammensitzen und sich überlegen, wo sie welche Schrauben ansetzen können, um die Schuldner und alle, die in ihre Fänge geraten, noch effektiver auszuquetschen. Das Tragische ist: Manche Banker, die uns begegneten, waren mir im persönlichen Gespräch recht sympathisch. Es kam sogar vor, dass sich einige später bei uns bewarben oder mir erzählten, wie wenig ihnen die Vorgaben und Richtlinien, nach denen sie agieren müssen, gefallen. Banker  – komisches Wort. Früher war es ein Bankier, dem das Wohl seines Kunden am Herzen lag und nicht kurzfristiger Zinsprofit. Ein Bankier, der seinen Kunden berät, der sich kümmert und sein Geschäft mit Augenmaß unterstützt, ist nicht zu vergleichen mit diesen Investmenthaien der heutigen Zeit, die getrieben sind von Geiz und Gier und dem eigenen Bonus. Die Substanz unserer Firma war intakt, wir erlebten nur eine schwierige Zeit, schrieben aber schwarze Zahlen; dennoch wollten die Banken diese Schwächephase ausnutzen und das Unternehmen für ihren maximalen Profit ausquetschen. Ich bat die siebzehn Herren und die eine Dame in unseren Besprechungsraum im ersten Stock. Ich fühlte mich gut, wie in meinem eigenen kleinen Theaterstück, war fröhlich, aufgeregt und dachte, ich lockere die Stimmung ein wenig auf.
    »Ziehen Sie bitte Ihre Krawatten aus? Krawatten hindern einen doch nur beim Luftholen. Danke. Und nun wissen wir ja gar nicht, mit wem wir es zu tun haben. Aber Sie wissen alles von uns. Stellen Sie sich also bitte der Reihe nach vor.«
    Die Herren sahen erst mich und dann einander irritiert an. Was sollte das? Einige lockerten die Knoten, dann begann der Erste seinen Vortrag, der etwas holperig ausfiel. Die kühle Souveränität war verflogen. Interessant, was geschieht, wenn die Rollen unerwartet gewechselt werden. Die Vorstellungsrunde bekam etwas von einer »Selbsthilfegruppe Kreditwesen«, vielleicht war das Ganze doch das Antrittsgeld wert. In den Mienen der Banker war zu erkennen, dass ihnen etwas nicht behagte. Die kalte Hinrichtung, die an diesem Vormittag geplant war, kam nicht in Gang. Ich betrat die Bühne. Ich lächelte. Ich war ganz entspannt. Die Banker waren es nicht mehr.

    Fester Halt in stürmischen Zeiten: Hervé Lampert und Jan van der Hagen
     aus dem Managementteam von Dedon.
    »Meine Damen und Herren, Sie haben nun die Firma gesehen. Sie erwarten sicherlich, dass wir positiv nach vorne sehen, dass wir die nächsten Ziele angehen und alle ganz positiv sind. Doch wir haben ein Problem: Sie trauen uns nicht. Warum sollten Sie auch? Wir und Sie  – das passt einfach nicht. Wir sind Freunde, Träumer, Fantasten. Sie hingegen verwalten Geld, das Ihnen gar nicht gehört, Sie verwalten fremdes Geld. Sie können uns gar nicht verstehen. Für mich macht diese Zusammenarbeit überhaupt keinen Sinn.«
    Eine Pause entstand, in der man glaubte hören zu können, wie Staubmoleküle durch die Luft glitten, so leise war es. Einige meiner Zuhörer setzten die besonders lässigen Pokerfaces auf, andere wirkten ein wenig erschrocken. Die meisten waren konsterniert.
    »Also mache ich Ihnen einen Vorschlag. Wir kaufen die Schulden zurück, sofort und ohne Umschweife. Dann sind alle Seiten frei.« Ich nannte eine Summe und wartete auf eine Reaktion. Einige Minuten lang sprach niemand ein Wort, keiner sagte etwas, ein peinliches Schweigen entstand. »Ich muss telefonieren«, murmelte der Verhandlungsführer einer Bank schließlich, aber so schnell findet sich natürlich niemand, der Verantwortung übernimmt, da konnte er lange telefonieren. So etwas passiert nur, wenn sich Gleichgesinnte begegnen, an einem Bootssteg im Morgengrauen.
    »Mein Angebot gilt von heute an vierzehn Tage lang, danach ziehe ich es zurück«, sagte ich noch, dann wurde das Treffen beendet. Nach vierzehn Tagen, kurz vor Ablauf der Frist, nach täglichen, zähen Konferenzen am Telefon, in denen um die endgültige Summe gefeilscht wurde, kam die Einwilligung. Natürlich kam sie.
    —
    Die Situation, die nun entstand, erinnerte mich an eine Rakete kurz vor dem Start. Es vibrierte und schepperte, die Triebwerke waren angeschaltet und wir waren bereit abzuheben. Innerhalb weniger Wochen kehrte der gute Geist in die Firma zurück. Ich traf Bruce Weber in Florida und er stimmte zu, unsere neue Kollektion zu fotografieren. Mit Weber, dem legendären Fotokünstler, der Marken wie Ralph Lauren oder
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