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Untot | Sie sind zurück und hungrig

Untot | Sie sind zurück und hungrig

Titel: Untot | Sie sind zurück und hungrig
Autoren: Kirsty McKay
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nicht hinunterstürzen lassen. Ich strecke meine Hand aus.
    Aber in diesem Moment bäumt sich das Schiff erneut auf und er kann sich nicht mehr festhalten. Er fällt, sieht die ganze Zeit zu mir nach oben, Ärger und Verblüffung im Gesicht. Es ist so gut wie kein Platschen zu hören – als hätte ihn die See einfach in einem Stück verschlungen.
    »Wo ist er hin?«, ruft Alice unten im Boot.
    Ich weiß es nicht. Ich warte darauf, dass er wieder auftaucht, wie wenn man Seevögeln beim Fischfang zusieht. Man guckt immer auf dieselbe Stelle und dann überraschen sie einen total, weil sie an einer völlig anderen Stelle wieder hochkommen. Also suche ich die wogenden Fluten ab, mit zunehmender Übelkeit im Bauch. Russ taucht nicht wieder auf.
    Wieder erscheint eine Silhouette in der Türöffnung, dann noch eine.
    Mehr brauche ich nicht, um eine Entscheidung zu fällen.
    »Ins Boot!«, rufe ich zu Pete. Ich greife mir Smitty und fange an, die Leiter zu Alice hinunterzuklettern.
    »Was machst du denn?«, ruft Mum.
    »Zombies. Hubschrauber.« Ich klettere weiter. »Das sind unsere Stichworte abzuhauen. Das hat uns bis jetzt am Leben gehalten.«
    »Nein!« Pete ist immer noch an der Reling. »Wir sollten bleiben, hier können sie uns helfen. Das gute Xanthro, Bobby. Das gute Xanthro.«
    »Kommt zurück!«, ruft Mum.
    Martha taucht zusammen mit ein paar bewaffneten Männern auf. Sie schießen auf die Infizierten, während Pete und Mum sich unter die Reling ducken.
    Ich drücke einen Knopf und das Boot fällt den letzten Meter hinunter und landet mit einem gewaltigen Klatscher im Wasser.
    »Du musst dieses Teil fahren!«, rufe ich Smitty zu. »Du bist mit einem Jeep und einem Zug klargekommen, da sollte das hier doch kein Problem sein!«
    »Wir lassen Pete zurück?«, ruft er. »Und deine Mum?«
    »Die haben ihre Wahl getroffen!« Außerdem wird meine Mutter uns bestimmt folgen, da bin ich sicher. Denn sie hat mich schon zu oft mir selbst überlassen, als dass sie mich jetzt einfach so wegfahren lassen kann. Aber gut, dann soll sie uns doch folgen und soll das ›gute‹ Xanthro erst mal wieder klarschiff machen, bevor wir zurück an Bord der Titanic gehen. Ich werde ihnen ein hartes Rennen liefern.
    Smitty hat das Boot zum Laufen gebracht, und zwar mit ordentlich Tempo. Ich halte mich an der Bootswand fest und bewege mich vorsichtig auf Alice zu, die schweigend vorne im Bug sitzt. Was für eine einschneidende Lebensveränderung. Sie ist gerade vom beliebtesten Mädchen der Klasse zum, na ja, beliebtesten Mädchen der Welt geworden. Sie und Smitty sind das Osiris-Traumpaar. Ich frage mich, ob die sie dazu zwingen werden, einen Haufen kleiner immuner Kinder in die Welt zu setzen. Bei der Vorstellung könnte ich kotzen.
    »Komm, setz dich zu uns nach hinten«, sage ich zu ihr. Sie nickt, wir gehen zum Heck und setzen uns alle drei nebeneinander.
    »Es ist noch nicht vorbei, oder?« Smitty schaut aufs Meer hinaus. »Es wird nie vorbeigehen.«
    »Wir fahren nach England«, sage ich zuversichtlich. »Die müssen uns aufnehmen, wir sind schließlich bloß ein paar Teenager.«
    »Oder wir könnten nach Norwegen fahren«, sagt Smitty. »Dort gibt es bloß Trolle. Trolle wären ein Klacks gegen das hier.« Er sieht mich an und kurz flackert ungewohnte Angst in seinen Augen auf. »Aber für mich. Und für Alice. Es wird nie mehr vorbei sein, oder?«
    Der Nebel hat sich gelichtet, aber es fängt an zu dämmern. Landeinwärts in der Ferne bewegen sich dunkle Umrisse in der Luft. Sie sehen wie Krähen aus, die nach Aas suchen. Bilde ich mir das ein oder schaukelt da ein kleiner schwarzer Fleck auf den Wellen? Könnte das Russ sein? Sind sie gekommen, um ihn zu holen?
    »Ich möchte nach Hause«, sagt Alice. »Solange ich noch eins habe.«
    Ich lege einen Arm um sie und drücke sie. »Noch sind wir nicht zu Hause. Aber wir kommen da hin. Versprochen.«
    Sie knurrt mich an. »Nimm die Finger von mir, du Irre.« Aber sie legt ihren Kopf an meine Schulter und schiebt einen Arm um meine Taille.
    Die Hubschrauber werden lauter und die Schiffsmotoren brüllen, als sie auf volle Kraft voraus geschaltet werden.
    »Sie verfolgen uns«, sagt Smitty. »Deine Mum wird uns nicht ziehen lassen.«
    Ich drehe mich nach hinten um.
    Werden wir es schaffen, Xanthro abzuhängen? Bis jetzt haben wir es immer hinbekommen, bloß dürften wir in unserem kleinen Winzboot kaum eine Chance haben. Allerdings sind sie auf dem Schiff gerade anderweitig beschäftigt;
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