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Untot mit Biss

Untot mit Biss

Titel: Untot mit Biss
Autoren: Karen Chance
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dir doch erzählt, dass vor einer Weile ziemlich schlimme Dinge passiert sind, erinnerst du dich?«
    »Ja, aber jetzt gibt es nichts mehr zu befürchten. Ich bin da.« Tomas lächelte und sah mich auf eine Weise an, die mich beunruhigte. Ich wollte nicht, dass er mich lieb hatte oder vermisste. Verdammt, das lief alles andere als gut. Ich beschloss, die Zurückhaltung aufzugeben und es mit einer direkteren Vorgehensweise zu versuchen.
    »Schwierigkeiten sind im Anmarsch, und ich muss weg sein, bevor es richtig rundgeht.« Als Erklärung taugte das nicht viel, aber wie sollte man jemandem sagen, dass einem der Vampir-Gangster, bei dem man aufgewachsen war und den man ruinieren wollte, nach dem Leben trachtete? Tomas konnte die Welt, aus der ich stammte, gar nicht verstehen, und ich hatte nicht genug Zeit, für ihn alles auseinanderzuklamüsern. »Du kannst den Kram in der Wohnung haben, aber bring meine Sachen zum Obdachlosenheim. Lisa kann sie dort gut gebrauchen.« Ich bedauerte, meine sorgfältig zusammengestellte Garderobe aufgeben zu müssen, aber das ließ sich leider nicht ändern. »Cass …«
    »Ich rede mit Mike, bevor ich gehe. Er hat bestimmt nichts dagegen, wenn du dich hier für ein oder zwei Wochen einquartierst. Für den Fall, dass jemand in der Wohnung nach mir sucht. Du solltest dich besser eine Zeit lang von ihr fernhalten.« Es gab eine Atelierwohnung ganz oben im Gebäude, ein Überbleibsel aus der Zeit, als Inhaber noch über ihren Geschäften wohnten.
    Mike hatte sie recht oft benutzt; sie sollte also in einem guten Zustand sein. Und mit dem Wissen, dass Tomas dort unterkam, hätte ich mich viel besser gefühlt. Die Vorstellung, dass einige zornige Vampire auf der Suche nach mir in die Wohnung platzten und dort Tomas vorfanden, gefiel mir ganz und gar nicht.
    »Cassie.« Vorsichtig ergriff er meine Hand, als fürchtete er, ich könnte sie fortziehen. Seit dem Missverständnis am ersten Abend nahm er an, dass ich in Bezug auf körperliche Kontakte verklemmt war. Ich ließ ihn in seinem Glauben, weil ich vermeiden wollte, einen falschen Eindruck zu machen, und ehrlich gesagt: Es fiel mir leichter, anständig zu bleiben, wenn ich eine gewisse Distanz zwischen uns wahrte. Es reichte ihm bestimmt, dass man ihm bei der Arbeit auf den Pelz rückte. »Ich begleite dich.« Er sagte es ganz ruhig, als wäre es die logischste Sache auf der Welt.
    Ich wollte ihn nicht verletzen, aber ich konnte nicht einfach dastehen und mit ihm diskutieren, während ein Mörder hinter mir her war. »Das geht nicht. Tut mir leid, aber zwei Personen sind leichter zu finden als eine, und außerdem: Wenn ich gefasst werde …« Ich brach ab. Mit welchen Worten sollte ich ihm sagen, wie schlimm es war, ohne dabei völlig durchgeknallt zu klingen? Bestimmt hatte Tomas genug seltsame Dinge auf den Straßen gesehen, um aufgeschlossener zu sein als die Bullen, die jeden, der über Vampire faselte, wie einen Junkie oder Irren behandelten. Aber selbst wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, ihm alles zu erklären – die Zeit reichte nicht. »Es tut mir wirklich leid, aber ich muss weg.« Auf diese Weise wollte ich nicht von ihm Abschied nehmen. Es gab viele Dinge, die ich Tomas nicht gesagt hatte, weil sie vielleicht so klangen, als wollte ich ihn anbaggern. Jetzt hätte ich alles sagen können, was ich wollte, aber ich musste gehen. Ich wandte mich ab, doch Tomas hielt meine Hand fest, und sein Griff war erstaunlich fest. Bevor ich ihn auffordern konnte, mich loszulassen, fühlte ich mich von einem sehr vertrauten und ganz und gar unwillkommenen Gefühl erfasst. Etwas Kälteres, Dunkleres und weitaus weniger Freundliches ersetzte die feuchtwarme Abendluft. Ich wusste nicht, was Nichtsensitive in der Gegenwart von Vampiren empfanden, aber ich hatte es mein ganzes Leben gespürt, wenn einer in der Nähe war. Es war wie in dem Spruch, dass man merkte, wie jemand über das eigene Grab ging. Es lief einem irgendwie kalt über den Rücken, und gleichzeitig gewann man den Eindruck, dass etwas nicht stimmte. Bei Geistern hatte ich nie ein solches Gefühl, im Gegensatz zu vielen Normalos, wohl aber bei Vampiren. Ich hob den Kopf und sah eine dunkle Gestalt, deren Silhouette sich für einen Moment vor dem Licht der Straßenlaternen abzeichnete, bevor sie in der Dunkelheit der Nacht verschwand.
    »Verdammt!« Ich holte meine Waffe hervor und schob Tomas in den Lagerraum zurück. Was allerdings kaum half. Wenn Tony Vampire hinter mir
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