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Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Titel: Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)
Autoren: Kirsty McKay
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zeigt über den See zu einer anderen Stelle auf dem Eis, wo ein weiterer Mob auf uns zukommt, torkelnd und grässlich, mit blutigem Speichel und zerfetzten Klauenhänden. »Und da!« Sie dreht sich verzweifelt zu meiner Mutter um. »Wo kommen die alle her?«
    Meine Mutter antwortet nicht auf die Frage, sondern nickt nur grimmig und rennt auf den Steg hinaus zu den Quads.
    »Ich werd’ nicht mehr.« Alice ist baff. »Sie verschwinden.«
    »Hast du Halluzinationen?« Smitty späht in das nachlassende Licht. Aber Alice hat Recht. Ganze Gruppen von Untoten verschwinden im See. Ich brauche einen Moment, um zu begreifen, was da passiert.
    »Ha ha!« Smitty lacht triumphierend. »Sie brechen im Eis ein! Diese Fettsäcke! Ich lach mich tot!«
    Pete räuspert sich. »Ähm, ja. Aber wenn sie zu schwer sind, wie steht’s dann mit uns fünfen auf Quadbikes?«
    Meine Mutter übernimmt das Kommando. »Das Eis ist dort am dicksten, wo ich entlanggekommen bin.« Sie zeigt mit einem behandschuhten Finger in die entgegengesetzte Richtung von der Burg. »Wenn wir jetzt losfahren, schaffen wir es.« Sie nickt zu einem baufälligen Tor am Ende des Stegs hinüber. »Macht das hinter euch zu!«
    »Ist ja toll«, murrt Alice. »Das wird echt was bringen.«
    »Es hält sie ein paar Minuten auf.« Die bionischen Ohren meiner Mutter funktionieren tadellos. Sie klettert die Leiter hinunter und geht über das Eis zu der Stelle, wo die Quads geparkt sind. »Kannst du so eins fahren?«, ruft sie Smitty zu. »Gas, Bremse, Gangschaltung.« Sie dreht den Zündschlüssel und macht die Scheinwerfer an.
    »Hakuna Matata.« Smitty schleppt Pete nach unten aufs Eis und setzt ihn auf das Quad.
    »Oh nee, das muss ja wohl nicht sein.«
    Zuerst denke ich, Pete protestiert dagegen, dass er hinter Smitty im Sozius mitfahren soll, aber dann sehe ich, dass er sich zur Seite gelehnt hat und auf das umgebende Eis hinunterschaut.
    »Das solltest du dir lieber mal ansehen!«, fügt er hinzu und nimmt die Füße vom Eis hoch.
    Smitty guckt fassungslos nach unten. »Gibt’s doch nicht!«
    Dort unter dem Eis sind, wie Kaulquappen in Gelee, die Horden. Sie sind zwar in den See gefallen, aber sie haben ihre Mission nicht aufgegeben, an uns heranzukommen. Sie schlagen mit blauen Händen auf die Eisdecke ein, versuchen auszubrechen. Da, wo es flach ist, sind sie auf allen vieren und pressen die Rücken gegen das Eis. Es knackt.
    »Schlimmer geht’s ja wohl nicht mehr!« Alice springt auf dem Steg auf und ab. »Wir! Müssen! Los!«
    »Dann schafft eure Hintern hier runter!«, drängt Smitty uns und schwingt sich vor Pete auf das Quad. »Auf geht’s!«
    Als ich zu ihm gucke, ist ein lautes Bersten zu hören, das Quad ruckt nach vorn und Pete fliegt hinunter aufs Eis. Smitty hält sich am Lenker fest, das Gesicht starr vor Schreck. Aber es ist okay, das Eis hält, ihm passiert nichts. Er lacht erleichtert auf.
    »Wuu-huu! Was für ein Ritt –«
    Ein zweites Bersten, ohrenbetäubend – als würde die Hölle selbst sich öffnen –, und beide Quads werden vom Eis verschluckt.
    »Smitty!«
    Ich renne zum Rand des Stegs. Das Quad kommt im Wasser wieder hoch, aber Smitty ist weg. Pete schiebt sich auf dem Eis zu meiner Mutter hinüber und beide bringen sich über die Leiter in Sicherheit.
    Dann sehe ich es. Eine Hand, Smittys Hand, greift aus einem dunklen Fleck im Wasser und krallt nach der Luft. Und dann kommt sein Kopf hoch, sein weißes, panisches Gesicht, und er schnappt nach Luft. Kopf, Schultern und die andere Hand; er zieht sich aus dem kalten Wasser auf das Eis.
    Und dann sehe ich die dritte Hand.
    Aufgeschwemmt und wabbelig und blau erhebt sie sich hoch über Smitty, legt sich auf seinen Kopf und drückt ihn wieder unter Wasser.
    Ich sehe mich verzweifelt um – irgendwie muss ich ihm helfen!
    Wieder kommt Smitty für einen Atemzug nach oben, wirft sich wie ein durchbrechender Wal hoch in die Luft. Aber nicht hoch genug. Er streckt auf dem Eis die Arme aus, rutscht aber zurück. Unsere Blicke treffen sich für einen Moment und die Hoffnungslosigkeit in seinen Augen breitet sich in mir aus. Und dann wird sein Gesicht hart, als er versucht tapfer zu sein, versucht noch ein letztes Mal stark zu sein – stark genug, um sich zu retten und mir zu ersparen, dass ich dabei zusehen muss, wie er in die Tiefe rutscht.
    Die blaue Hand kommt wieder hoch – und dann noch eine und noch eine; sie greifen nach Smitty, der sich so schlüpfrig wie ein Otter durch das Wasser
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