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Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Titel: Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)
Autoren: Kirsty McKay
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Monat.«
    »Bist du sicher?«, fragt Smitty. »Eine zweite Chance kriegen wir nicht.«
    Ich nicke hektisch. »Sie hat immer gesagt, dass es logischer wäre. Und außerdem, verdammt«, ich verdrehe die Augen, »wir sind Engländer.«
    Er tippt 1604 ein, ich halte den Atem an, etwas knirscht laut und die Wand gleitet beiseite und verschwindet in sich selbst. In Anbetracht der Umstände wär’s schick, wenn wir sie wieder hinter uns zumachen könnten, aber man kann nicht alles haben. Wir müssen auf Tempo setzen.
    Wir rennen einen breiten, schwach beleuchteten Gang hinunter. Unsere Füße trommeln auf dem Betonboden. Abwärts, abwärts, abwärts führt der Gang, tief unter die Erde. Sagte ich nicht, das hier wäre die Klassenfahrt aus der Hölle? Tja, jetzt geht es dahin zurück.
    Schließlich verläuft der Gang horizontal weiter. Jetzt ist es rutschig unter den Füßen. Irgendwas rauscht auch und ich spüre Regen auf dem Gesicht, was mir überhaupt nicht einleuchtet, weil wir doch in einem Tunnel eine Meile unter der Erde sind. Und dann wird mir klar: Wir sind unter dem See . Ich renne immer weiter und bete, dass der Tunnel nicht auf die Idee kommt, sich volllaufen zu lassen. Alice geht ab wie eine Rakete und führt das Rennen an, Smitty ist gleich neben mir und Pete bildet das Schlusslicht. Wir müssen weiter – irgendwann holen sie uns ein und …
    »Aaah!«
    Ich reiße den Kopf herum. Ich sehe gerade noch, wie Pete hinfliegt. Richtig übel, mit vollem Karacho. Seine Füße verdrehen sich unter ihm und er knallt brutal mit dem Brustkorb auf den Boden. Da liegt er in der Nässe, die Arme ausgestreckt, und hält die Minikühltasche nach oben wie einen Rugbyball in einem Match, das er nie spielen wird.
    Wir rennen zu ihm; er zittert total.
    »Gerade noch gerettet«, keucht er und gibt mir die Tasche. »Brauche … Inhalator.« Er tastet mit den Händen an seiner Brust herum und sucht nach einer Tasche. Smitty kniet sich hin und geht Petes Jackentaschen durch.
    Der Reißverschluss der Kühltasche ist aufgegangen. Ich halte die Luft an und schaue schnell hinein.
    Keine zerbrochenen Spritzen.
    »Alles heil!«, rufe ich.
    Smitty hat den Inhalator gefunden und Pete saugt blindlings daran, verzweifelt, eine Hand um Smittys Arm gekrampft. Ich sichere die Spritzen und hänge mir die Tasche über die Schulter. Pete stützt sich auf Smitty und kommt wieder hoch.
    »Kannst du rennen?«, frage ich.
    Er nickt. Und ist am Zittern.
    »Kommt!«, ruft Alice weiter vorn. »Hier ist irgendwas!«
    Wir laufen los und Pete bricht beim ersten Schritt zusammen und liegt wieder als zuckender Haufen auf dem nassen Boden. »Mein Knöchel!«
    Ohne Diskussion werfen Smitty und ich uns jeder einen Arm über die Schultern, genau wie damals, als wir dem Fahrer aus dem Schnee in den Bus geholfen haben. Wir hinken den Tunnel entlang, die Kühltasche schlägt mir gegen die Seite und mein Handgelenk pocht schmerzhaft. Inzwischen geht es bergauf. Das Wasser, das von der Decke und den glatten Wänden läuft, rinnt an uns vorbei nach unten.
    »Das ist eine Sackgasse!«, heult Alice auf. Der Weg ist mit alten verrotteten Brettern versperrt; durch die Spalte dringt Tageslicht.
    »Nicht mehr lange!« Smitty setzt denselben Roundhouse-Kick ein, den er so wirkungsvoll bei Gareth angebracht hat, und bevor ich es noch richtig mitkriege, stürzen wir uns alle auf das Holz und prügeln und treten uns da durch, reißen die Bretter weg.
    Wir purzeln hinaus ins Freie. Freiheit.
    Tageslicht und Kälte. Bittere, bittere Kälte, mit einem heftigen, schneidenden Wind. Das erinnert mich wenigstens daran, dass ich am Leben bin – noch. Ich sehe mich um. Der Wind bläst mir die Haare ins Gesicht und meine Augen fangen an zu brennen.
    Wir sind auf der Insel. Sie ist ungefähr halb so groß wie ein Fußballfeld, bloß dass es hier nichts gibt außer ein paar dicht stehenden Bäumen. Auf der anderen Seite des zugefrorenen Sees ist die Burg zu sehen und dahinter recken sich schwer mit Schnee beladene Kiefern und ferne blaue Berge gen Himmel. Der Stoff, aus dem die Weihnachtskarten sind.
    Alice duckt sich in den Tunnel, um dem Wind zu entkommen. Ihre blonden Haare sind zu Strähnen verfilzt und ihre zitronengelben Jogginghosen haben einen zarten Schlammton angenommen. Kein Lipgloss mehr und keine Mascara. Auf einmal überkommt mich schreckliche Traurigkeit.
    »Und wo ist deine Mum nun?«, fragt sie.
    Gute Frage.
    Und dann sehe ich sie drüben bei den Bäumen, wie sie auf uns
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