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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas
Autoren: Charlaine Harris
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fröhlich gewesen, auf sehr unterhaltsame Art zu Späßen und Schabernack aufgelegt, klug und noch dazu ein wirklich fähiger Koch. Er hatte eine Spezialsauce kreiert, in die er seine Hamburger vor dem Braten kurz eintauchte, und viele unserer Kunden verlangten stets ausdrücklich nach einem Lafayette-Burger.
    „Hatte er Verwandte hier in der Gegend?“ wollte ich von Sam wissen, nachdem wir uns, beide ein wenig peinlich berührt, voneinander gelöst hatten, um uns auf den Weg zum Telefon in Sams Büro zu machen.
    „Er hatte hier einen Vetter“, erwiderte Sam und tippte rasch die Notrufnummer 911 in sein Telefon. „Bitte kommen Sie sofort ins Merlottes in der Hummingbird Road“, bat er, als der Fahrdienstleiter den Anruf entgegengenommen hatte. „Hier liegt ein toter Mann in einem abgestellten Fahrzeug. Auf dem Parkplatz vor der Gaststätte. Sie sollten vielleicht auch Andy Bellefleur Bescheid sagen. Bei dem abgestellten Fahrzeug handelt es sich nämlich um sein Auto.“
    Das überraschte Quietschen am anderen Ende der Leitung konnte selbst ich noch hören, obwohl ich in der Bürotür stehengeblieben war.
    Gerade traten Holly Cleary und Danielle Grey lachend durch die Hintertür, die beiden Kellnerinnen, die außer mir noch in der Tagschicht arbeiten sollten. Beide Frauen waren Mitte zwanzig und geschieden. Sie waren ihr ganzes Leben lang miteinander befreundet gewesen, und ihnen schien keine Arbeit etwas auszumachen, solange sie sie gemeinsam verrichten konnten. Holly hatte einen fünfjährigen Sohn, der in die Vorschule ging, Danielle eine siebenjährige Tochter und einen Sohn, der noch zu klein für die Schule war und daher bei Danielles Mutter blieb, wenn Danielle arbeiten ging. Auch wenn die beiden in meinem Alter waren, war ich nie richtig warm mit ihnen geworden. Das lag daran, daß beide sehr darauf bedacht waren, einander genug zu sein.
    „Was ist denn los?“ fragte Danielle, als sie meinen Gesichtsausdruck sah, und sofort verzog sich auch ihr Gesicht - schmal und sommersprossenübersät - besorgt.
    „Warum steht Andys Wagen da vorn auf dem Parkplatz?“ wollte Holly wissen, wobei mir einfiel, daß sie einmal eine Weile mit Andy zusammengewesen war. Holly war eine Frau mit kurzem blonden Haar, das ihr wie verwelkte Narzissen in die Stirn hing und mit der hübschesten Haut, die ich je zu Gesicht bekommen hatte. „Er hat die Nacht darin verbracht?“
    „Nein“, sagte ich, „aber jemand anderes.“
    „Wer denn?“
    „Lafayette liegt in Andys Auto.“
    „Andy hat einer schwarzen Schwuchtel gestattet, in seinem Auto zu übernachten?“ Das kam von Holly, die die direktere der beiden war.
    „Was ist mit Lafayette?“ wollte Danielle wissen, denn sie ist die gescheitere der beiden.
    „Das wissen wir nicht“, erwiderte Sam. „Die Polizei ist auf dem Weg.“
    Danielle sah ihn nachdenklich an. „Damit willst du uns wohl zu verstehen geben“, sagte sie ganz langsam, „daß Lafayette tot ist?“
    „Ja“, sagte ich. „Genau das meinen wir.“
    „Nun, wir sollen in einer Stunde den Laden hier aufmachen.“ Holly stemmte die Hände in die Hüften. „Was wollen wir diesbezüglich tun? Wenn die Polizei erlaubt, daß wir aufmachen, wer soll dann hier kochen? So oder so werden Kunden kommen, und die werden zu Mittag essen wollen.“
    „Wir sollten alles wie gewohnt vorbereiten“, sagte Sam. „Für den Fall der Fälle. Auch wenn ich persönlich ja glaube, daß wir frühestens heute nachmittag werden öffnen können.“ Mit diesen Worten ging er zurück in sein Büro, um einen unserer Aushilfsköche zu bewegen, diese Schicht zu übernehmen.
    Es war unheimlich, die ganze Routine ablaufen zu lassen, die erforderlich ist, um unser Lokal für Gäste herzurichten - als könne jeden Moment Lafayette hereingestöckelt kommen, auf den Lippen eine haarsträubende Geschichte über eine Party, auf der er unlängst gewesen war, ganz so, wie er noch vor ein paar Tagen hereingekommen war. Dann näherten sich mit heulenden Sirenen auf der Landstraße, die am Merlottes vorbeiführt, verschiedene Polizeifahrzeuge und fuhren kurz darauf knirschend auf Sams kiesbestreutem Kundenparkplatz vor. Als wir die Stühle von den Tischen geholt, die Tische selbst zurechtgerückt, Besteck in Servietten gerollt und Teller bereitgestellt hatten, kam die Polizei zu uns ins Lokal.
    Das Merlottes liegt außerhalb der Stadtgrenzen, also war der Sheriff des Landkreises, Bud Dearborn, zuständig. Bud war ein guter Freund meines Vaters
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