Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
Bill Andy gepackt und brachte ihn zur Tür, wobei er ihn wirklich mehr oder weniger tragen mußte, denn Andys Beine waren wie Wackelpudding. Micah sprang auf, um die Tür zu öffnen. So konnte Bill Andy mit Schwung auf den Kundenparkplatz befördern.
    „Danke“, sagte Portia. „Hat er bezahlt?“
    Ich nickte.
    „Gut!“ Portia schlug mit der flachen Hand auf den Tresen, womit sie mir zu verstehen gab, daß sie sich nun wieder auf den Weg machen würde. Dann eilte sie Bill nach, wobei sie sich auf dem Weg zur Tür noch einen ganzen Haufen gutgemeinter Ratschläge anhören mußte.
    So kam es, daß der alte Buick von Detective Andy Bellefleur die ganze Nacht und noch einen Gutteil des nächsten Morgens auf dem Parkplatz des Merlottes stand. Der Buick war leer gewesen, als Andy ihn abgestellt hatte, um die Kneipe aufzusuchen. Das würde der Detective später beschwören. Er würde weiterhin aussagen, am fraglichen Abend hätten ihn die aufwühlenden Erlebnisse seines Arbeitstages so sehr beschäftigt, daß er vergaß, die Autotüren abzuschließen.
    Irgendwann zwischen zwanzig Uhr, als Andy auf dem Parkplatz des Merlottes angekommen war und zehn Uhr am nächsten Morgen, als ich dort eintraf, um beim Herrichten des Lokals für den nächsten Tag behilflich zu sein, bekam Andys Auto einen Insassen.
    Einen Insassen, dessen Auftauchen für den Polizisten ziemlich peinlich werden würde.
    Denn dieser Insasse war tot.
    Eigentlich hätte ich an diesem Morgen gar nicht dort sein sollen. Ich hatte die Nacht zuvor die Spätschicht gearbeitet, und dasselbe hätte ich eigentlich auch an diesem Tag tun sollen. Aber Bill hatte mich gebeten, mit einer meiner Kolleginnen zu tauschen, denn er wollte, daß ich mit ihm nach Shreveport fuhr. Sam hatte nichts dagegen gehabt, und so hatte ich meine Freundin Arlene gebeten, meine Spätschicht zu übernehmen. Arlene hätte an diesem Tag eigentlich frei haben sollen, aber ihr war viel an den Trinkgeldern gelegen, die wir nachts kassierten und die viel besser waren als die tagsüber. So hatte sie sich gern bereit erklärt, an diesem Tag um siebzehn Uhr zur Arbeit zu erscheinen.
    Andy hatte vorgehabt, gleich am Morgen sein Auto abzuholen. Ihn hatte jedoch ein übler Kater geplagt, weswegen er es nicht über sich gebracht hatte, Portia dazu zu bewegen, ihn rasch vor der Arbeit beim Merlottes vorbeizubringen. Unser Lokal liegt etwas außerhalb - ganz und gar nicht auf Andys Arbeitsweg. Portia wollte ihren Bruder lieber in der Mittagspause abholen und mit ihm zum Mittagessen zu uns herausfahren, wobei er dann gleich seinen Wagen wieder mit in die Stadt würde nehmen können.
    So wartete der Buick samt seinem stummen Insassen weit länger darauf abgeholt zu werden, als er eigentlich hätte warten sollen.
    Ich hatte in dieser Nacht sechs Stunden geschlafen und fühlte mich von daher ziemlich gut. Wenn man wie ich ein Tagmensch ist, dann kann einen die Beziehung zu einem Vampir ganz schön aus dem Biorhythmus bringen. Wir hatten das Lokal gegen eins geschlossen. Dann war ich mit Bill zusammen nach Hause gefahren - in sein Haus. Wir waren in seinen Whirlpool gestiegen und hatten danach noch ein paar andere nette Dinge getan. Ich war kurz nach zwei Uhr morgens ins Bett gekommen, und als ich aufstand, war es bereits neun Uhr und Bill natürlich schon lange über alle Berge.
    Ich trank zum Frühstück eine Menge Wasser und Orangensaft und nahm Vitamintabletten und ein Eisenpräparat. Das hatte ich mir angewöhnt, seit Bill in mein Leben getreten war und mit ihm außer Liebe, Abenteuern und vielen aufregenden Erlebnissen auch die ständige Bedrohung, irgendwann einmal anämisch zu werden. Gott sei Dank wurde es langsam kühler. Ich saß auf Bills Veranda und trug eine Strickjacke zur schwarzen Hose, die wir bei der Arbeit im Merlottes an hatten, wenn es für Shorts nicht mehr warm genug war. Mein weißes Polohemd zeigte über der linken Brust eingestickt den Namenszug des Merlottes.
    Während ich die Morgenzeitung überflog, stellte ich halb unbewußt fest, daß das Gras eindeutig nicht mehr so schnell wuchs wie noch vor ein paar Wochen und daß ein paar der Blätter an den Bäumen aussahen, als wollten sie sich schon bald bunt färben. Vielleicht würden an diesem Freitag ja selbst die Temperaturen im Footballstadion der High School halbwegs erträglich sein.
    In Louisiana tut sich der Sommer schwer mit dem Abschiednehmen. Das gilt selbst für den nördlichen Teil des Bundesstaates. Der Herbst hält
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher