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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas
Autoren: Charlaine Harris
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sagte die Mänade. „Letztes Mal habe ich vergessen, mich vorzustellen. Mein Hundefreund hat das bemängelt. Ich heiße Kallisto.“
    „Miß Kallisto!“ gab ich höflich zurück, denn ich wußte nicht, welche Anrede ich sonst hätte wählen sollen. Hätte Andy nicht meinen Hals umklammert gehalten, dann hätte ich ihr auch zugenickt. Andys Griff fing an, mir ziemlich wehzutun.
    „Wer ist der tapfere Held, der dich da umklammert hält?“ Kallisto trat etwas näher.
    Ich wußte nicht, wie Andy im Moment aussah, aber die Leute auf der Veranda wirkten mit Ausnahme Bills und Erics alle zu Tode erschrocken und völlig fasziniert zugleich. Die beiden Vampire schufen langsam, aber sicher Abstand zwischen sich und den Menschen. Das konnte nichts Gutes bedeuten.
    „Das ist Andy Bellefleur“, krächzte ich auf die Frage der Mänade. „Andy hat ein Problem.“
    Mit einem Schlag überzog eine Gänsehaut meinen Körper; da wußte ich, daß die Mänade unauffällig ein wenig näher getreten war.
    „So etwas wie mich hast du noch nie gesehen, oder?“ wollte sie von Andy wissen.
    „Nein“, mußte Andy verwirrt zugeben.
    „Bin ich schön?“
    „Ja“, sagte er ohne zu zögern.
    „Verdiene ich, daß man mir Tribut zollt?“
    „Ja“, sagte Andy.
    „Ich liebe Trunkenheit, und du bist sehr betrunken!“ verkündete Kallisto selig. „Ich liebe die Freuden des Fleisches, und diese Menschen hier sind voller Lust. Hier bin ich genau richtig.“
    „Wie schön“, bemerkte Andy etwas verunsichert. „Aber einer dieser Menschen ist ein Mörder, und ich muß erfahren, wer es ist.“ „Nicht nur einer“, murmelte ich, was Andy daran erinnerte, daß ich ja immer noch unten an seinen Arm baumelte. Er schüttelte mich etwas. Allmählich hing mir das wirklich zum Hals heraus.
    Die Mänade war mittlerweile so nahe an mich herangetreten, daß sie mich berühren konnte. Sanft streichelte sie mein Gesicht; ihre Finger rochen nach Erde und Wein.
    „Du bist nicht trunken“, bemerkte sie.
    „Nein, Ma'am.“
    „Du hast auch die Freuden des Fleisches heute abend noch nicht genossen.“
    „Ach, was nicht ist, kann ja noch werden“, gab ich zurück.
    Sie lachte. Ein hohes, helles Lachen. Sie lachte und lachte und lachte und schien gar nicht mehr aufhören zu wollen.
    Andy lockerte seinen Griff, da ihn die Nähe der Mänade immer stärker verunsicherte. Ich weiß nicht, wofür die Menschen auf der Veranda sie hielten. Andy jedenfalls wußte, daß er eine Kreatur der Nacht vor sich hatte. Ziemlich abrupt ließ er mich los.
    „He, neues Mädchen“, rief Mike Spencer der Mänade zu. „Komm rauf hier, laß dich anschauen!“
    Ich kauerte als Häufchen Elend neben Dean, der mir begeistert das Gesicht leckte. Von dieser Warte aus sah ich, wie die Mänade Andy den Arm um die Taille legte. Andy nahm die Pistole in die linke Hand, um das Kompliment erwidern zu können.
    „Was begehrtest du denn zu wissen?“ fragte die Mänade, wobei ihre Stimme ruhig und vernünftig klang. Müßig wedelte sie mit ihrem unheimlichen Stab, an dessen Ende das lange Büschel hing. Ein Thyros war das; ich hatte Mänade im Lexikon nachgeschlagen. Nun konnte ich wenigstens gebildet sterben.
    „Einer dieser Leute hat einen Mann namens Lafayette umgebracht, und ich möchte wissen, wer es gewesen ist!“ sagte Andy streitsüchtig, wie nur Betrunkene reden können.
    „Natürlich möchtest du das wissen, mein Liebling“, gurrte die Mänade. „Soll ich es für dich herausfinden?“
    „Bitte!“ bettelte er.
    „Also gut.“ Die Mänade ließ einen prüfenden Blick über die Menschen auf der Veranda gleiten, woraufhin sie mit gekrümmtem Zeigefinger Eggs herbeiwinkte. Tara versuchte, sich an den Arm ihres Verlobten zu klammern, denn sie wollte ihn nicht fortlassen, aber er riß sich los und stolperte, die ganze Zeit über beide Backen grinsend, hinüber zur Mänade.
    „Bis du ein Mädchen?“ fragte Eggs.
    „Keineswegs“, sagte Kallisto. „Du hast aber viel Wein getrunken!“ Daraufhin berührte sie Eggs mit ihrem Thyros.
    „Aber ja doch!“ stimmte er ihr zu. Dann lächelte er nicht mehr. Er sah Kallisto tief in die Augen und zitterte wie Espenlaub. Seine Augen glänzten. Ich sah zu Bill hinüber und stellte fest, daß er den Blick auf den Boden gerichtet hielt. Eric betrachtete angelegentlich die Kühlerhaube seines Wagens. Da niemand sich um mich zu scheren schien, kroch ich langsam zu Bill hinüber.
    Oh weh! Ein schöner Schlamassel!
    Dean trottete neben
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