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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas
Autoren: Charlaine Harris
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mir und stupste mich immer wieder besorgt mit der Schnauze an. Ich spürte, er hätte es lieber gesehen, wenn ich mich rascher bewegt hätte. Nun war ich bei Bills Beinen angekommen, die ich mit den Händen packte. Ich spürte die Hand meines Liebsten auf meinem Haar. Aufzustehen und mich neben ihn zu stellen hätte sehr viel Bewegung bedeutet; davor scheute ich noch zurück.
    Kallisto schlang die Arme um Eggs und flüsterte ihm etwas zu. Er nickte und flüsterte ebenfalls. Dann küßte sie ihn, woraufhin er erstarrte. Als sie ihn verließ, um hinüber zur Veranda zu gleiten, stand Eggs stocksteif und reglos da und starrte in den Wald.
    Dann trat die Mänade zu Eric, der näher bei der Veranda stand als wir. Sie betrachtete ihn von Kopf bis Fuß und lächelte erneut dieses furchterregende Lächeln. Eric fixierte ihre Brust und achtete darauf, Kallisto nicht in die Augen zu sehen. „Hübsch“, sagte sie, „sehr hübsch. Aber nichts für mich, du blendend schönes totes Stück Fleisch.“
    Endlich stand die Erscheinung mitten unter den Menschen auf der Veranda, holte tief Luft und sog die Ausdünstungen von Sex und Alkohol ein. Sie schnüffelte ein wenig, als würde sie eine Spur aufnehmen; dann wandte sie sich abrupt um und starrte Mike Spencer direkt ins Gesicht. Dessen wirklich nicht mehr jugendlichem Körper erging es in der kühlen Nachtluft schlecht, aber Kallisto schien hoch erfreut bei seinem Anblick.
    „Oh“, sagte sie glücklich, als hätte sie gerade ein Geschenk erhalten, „wie stolz du bist! Bist du ein König? Ein großer Krieger? Ein tapferer Kämpfer?“
    „Nein“, erwiderte Mike Spencer. „Ich leite ein Bestattungsunternehmen.“ Aber ganz sicher schien er sich seiner Sache nicht zu sein. „Was sind denn Sie, meine Dame?“
    „Hast du so etwas wie mich je zuvor gesehen?“
    „Nein“, sagte Mike, und auch alle anderen schüttelten den Kopf.
    „Du erinnerst dich nicht an meinen ersten Besuch?“
    „Nein, Madam.“
    „Aber du hast mir damals ein Opfer gebracht!“
    „Habe ich das? Ein Opfer?“
    „Aber ja, als du den kleinen schwarzen Mann umbrachtest. Den hübschen. Er war eines meiner minderen Kinder und von daher ein angemessener Tribut für mich. Ich danke dir auch dafür, daß du ihn dort abgeladen hast, wohin die Menschen zum Trinken kommen. Bars sind mir eine besondere Freude. Hast du mich denn in den Wäldern nicht finden können?“
    „Lady, wir haben Ihnen kein Opfer dargebracht!“ warf Tom Hardaway ein. Sein dunkler Körper war von einer Gänsehaut überzogen; sein Penis hing ganz schlaff herunter.
    „Ich habe euch doch aber gesehen“, sagte die Mänade.
    Da war es plötzlich ganz still. Der Wald um den See herum, der immer voller kleiner Geräusche und Bewegungen ist, verstummte. Ich richtete mich vorsichtig auf und stand nun neben Bill.
    „Ich liebe ausschweifenden Sex, ich liebe den Geruch von Wein!“ verkündete die Mänade verträumt. „Aus großer Entfernung kann ich herbeikommen, um am Ende dabeizusein.“
    Aus allen menschlichen Köpfen dort auf der Veranda troff die Angst, sammelte sich in meinem Kopf, drohte ihn zu sprengen. Ich verbarg mein Gesicht in den Händen. Ich ließ das stärkste Visier herab, das ich erschaffen konnte, aber ich vermochte es kaum, all die Angst, all die Panik abzuwehren. Mein Rücken bog sich. Ich biß mir auf die Zunge, um zu verhindern, daß ich ein Geräusch von mir gab. Ich spürte, wie Bill sich zu mir umwandte, und dann stand Eric an Bills Seite, und die beiden nahmen mich ganz fest zwischen sich. Steht man unter solchen Umständen eingequetscht zwischen zwei Vampiren, dann ist daran nichts Erotisches. Daß die beiden ganz stark wünschten, ich möge mich still verhalten, mehrte meine Ängste nur noch. Was gab es denn, wovor Vampire sich fürchteten? Der Hund drängte sich an unsere Beine, als wolle er seinen Schutz anbieten.
    „Du hast ihn beim Sex geschlagen“, sagte die Mänade zu Tom. „Du hast ihn geschlagen, denn du bist stolz, und seine Unterwürfigkeit hat dich angeekelt und erregt.“ Kallisto streckte die knochige Hand aus, um Tom Hardaways dunkles Gesicht zu streicheln. Ich sah das Weiße in Toms Augen. „Du“, Kallistos andere Hand tätschelte Mike, „hast ihn auch geschlagen, denn dich hatte der Wahnsinn gepackt. Dann hat er gedroht, alles zu erzählen.“ Kallistos Hand wanderte zu Cleos Brust. Die hatte sich eine Strickweste übergeworfen, ehe sie das Haus verlassen hatte, aber diese war nicht
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