Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
zugeknöpft.
    Tara fing an, sich vorsichtig zurückzuziehen, da sie bisher jeder Aufmerksamkeit entgangen war. Sie war die einzige, die nicht vor Angst wie gelähmt schien. Ich spürte den winzigen Funken Hoffnung in ihr, die Sehnsucht zu überleben. Tara kroch unter den schmiedeeisernen Tisch auf der Terrasse, rollte sich zu einem kleinen Ball zusammen und schloß panisch die Augen. Sie machte Gott viele Versprechungen bezüglich ihres zukünftigen Verhaltens, wenn er sie hier herausholte. Auch diese Gedanken flossen in meinen Kopf. Die Angst der anderen erreichte einen Höhepunkt, und ich spürte, wie mein Körper in Zuckungen verfiel. Alle hier sendeten panisch, vehement, drangen mit ihren Botschaften durch all meine Barrieren. Von mir selbst war nichts mehr übrig. Ich bestand nur noch aus Angst. Bill und Eric verschränkten die Arme, um zu verhindern, daß ich umfiel. Unbeweglich und aufrecht stand ich zwischen den beiden.
    Der nackten Jan schenkte die Mänade keine Beachtung. Ich kann nur annehmen, daß Jan einfach nichts an sich hatte, was diese Kreatur anzog; Jan war nicht stolz, im Gegenteil, sie war eine Jammergestalt; noch dazu hatte sie nicht getrunken. Sie ergab sich dem Sex nicht, um sich darin zu verlieren; bei ihr diente er dazu, andere Bedürfnisse zu befriedigen - Bedürfnisse, die nichts mit der Sehnsucht zu tun hatten, Körper und Geist einen Moment lang verlassen, sich einem wunderbaren Wahnsinn anheim geben zu dürfen. Wie immer versuchte Jan, sich zum Mittelpunkt der Gruppe zu machen, und griff mit einem Lächeln, das sie wohl als Flirt verstanden haben wollte, nach der Hand der Mänade, woraufhin sie sofort wild zu zucken begann. Die Geräusche, die ihr dabei ganz hinten aus der Kehle drangen, waren grauenhaft. Sie hatte Schaum vor dem Mund; ihre Augen verdrehten sich, bis nur noch das Weiße zu sehen war. Stöhnend brach sie auf der Veranda zusammen, und ich hörte, wie sie mit den Hacken auf den Holzboden eintrommelte.
    Danach herrschte erneut Stille. Aber irgend etwas braute sich nur wenige Meter von uns entfernt zusammen, in der kleinen Gruppe dort auf der Veranda. Etwas Schreckliches und gleichzeitig Nobles, etwas Reines und gleichzeitig Grauenhaftes. Die Furcht in den Köpfen legte sich; mein Körper wurde ruhig. Der Druck in meinem eigenen Kopf ließ nach. Aber noch während er abklang, baute sich eine neue Kraft auf, und diese Kraft war unglaublich schön und durch und durch böse.
    Es war reiner Wahnsinn, Wahnsinn, der ohne Denken auskam. Die Mänade verströmte den Wahnsinn von Berserkern, die reine Lust am Plündern, Hybris, Stolz. Ich ging darin unter, als der Wahnsinn die Menschen auf der Veranda überwältigte. Zuckend schlug ich um mich, als die Wellen des Wahnsinns von Kallisto ausgehend über die anderen hinwegschwemmten, in ihre Hirne drangen. Nur Erics Hand auf meinem Mund verhinderte, daß ich schrie, wie Mike und die anderen schrien. Ich biß Eric in die Hand, schmeckte sein Blut, hörte, wie er vor Schmerz aufstöhnte.
    Das Schreien wollte und wollte kein Ende nehmen, und plötzlich hörte ich noch dazu ganz schreckliche, irgendwie nasse Geräusche. Der Hund, der sich gegen unsere Beine drückte, winselte.
    Dann plötzlich war alles vorbei.
    Ich fühlte mich wie eine Marionette, die man hat tanzen lassen, um ihr dann urplötzlich die Fäden zu durchschneiden. Schlaff sackte ich in mich zusammen; Eric legte mich erneut auf der Kühlerhaube seines Wagens ab. Als ich die Augen öffnete, sah die Mänade auf mich herab, nun wieder lächelnd und von oben bis unten blutverschmiert. Es sah aus, als hätte ihr jemand einen Eimer rote Farbe über den Kopf gekippt; ihr Haar war völlig blutgetränkt, jeder einzelne Millimeter ihres nackten Leibes ebenfalls. Sie verströmte einen Kupfergeruch, der mir die Haare zu Berge stehen ließ.
    „Du warst nah dran“, sagte sie zu mir, und ihre Stimme klang so süß und so hoch wie eine Flöte. Sie bewegte sich vorsichtig, so, als hätte sie gerade eine riesige Mahlzeit verzehrt und sich dabei ein wenig übernommen. „Ganz nah dran. So nah, wie du vielleicht nie wieder kommen wirst. Vielleicht aber doch - ich habe noch nie erleben dürfen, wie jemand durch den Wahnsinn anderer ebenfalls wahnsinnig wurde. Unterhaltsam - ein neues Konzept!“
    „Für Sie mag das unterhaltsam sein“, keuchte ich empört, woraufhin der Hund mich in die Wade zwickte, um mich zur Besinnung zu bringen. Kallisto sah auf ihn herab.
    „Mein lieber Sam“, murmelte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher