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Untitled

Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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richtige Verletzungen. Er wollte natürlich, daß ich sofort ins Krankenhaus ging. Das konnte warten. Noch ein großer Auftritt. Dupont Circle?
    In der Innenstadt von Washington, D.C.? Gary Sone ji/Murphy trat liebend gern in der Hauptstadt auf.
    Ich sagte dem Notarzt, er solle zurücktreten, und er tat es. Ich schnorrte zwei Percodan bei ihm. Für den Augenblick brachten sie mich über die Runden.
    Sampson stand neben mir und zog an einer Zigarette. »Gleich kippst du um«, sagte er zu mir. »Du brichst einfach zusammen. Wie ein großer afrikanischer Elefant, der einen Herzinfarkt bekommt.«
    Ich genoß den Auftrieb, den das Percodan mir gab. »War kein Herzinfarkt«, sagte ich zu Sampson. »Der große afrikanische Elefant ist ein paarmal mit einem Messer gestochen worden. Übrigens war es auch kein Elefant. Es war eine afrikanische Antilope. Anmutig, schön, ein starkes Tier.«
    Schließlich ging ich auf Sampsons Auto zu.
    »Hast du eine Idee?« rief er hinter mir her. »Alex?«
    »Ja. Fahren wir. Es hat keinen Zweck, hier am Dupont Circle herumzustehen. Vor dem Stoßverkehr fängt er nichts an.«
    »Bist du dir da sicher, Alex?«
    »Ich bin mir sicher.«
    Wir fuhren bis kurz vor acht durch die Innenstadt von Washington. Es wurde hoffnungslos. Im Auto wurde ich richtig schläfrig.
    Die große afrikanische Antilope war kurz vor dem Umkippen. Schweißperlen liefen mir über die Augenbrauen, tropften mir von der Nase. Ich versuchte, wie Gary Soneji/ Murphy zu denken. War er jetzt in der Innenstadt? Oder war er schon aus Washington entkommen?
    Um 7.58 Uhr kam ein Anruf über Funk.
    »Verdächtiger ist auf der Pennsylvania Avenue gesehen worden, in der Nähe vom LaFayette-Park. Verdächtiger hat automatische Waffe. Verdächtiger nähert sich Weißem Haus. Alle Wagen dorthin!«
    Noch ein großer Auftritt. Wenigstens hatte ich ihn richtig eingeschätzt. Er war nur noch zwei Kreuzungen von Pennsylvania Avenue 1600 entfernt, als sie ihn entdeckten. Zwei Kreuzungen vom Weißen Haus entfernt.
    Ich will jemand sein.
     
    Sie hatten ihn zwischen einer Schusterwerkstatt und einem braunen Backsteingebäude voller Anwaltskanzleien festgenagelt. Er benutzte einen geparkten Jeep Cherokee als Deckung.
    Es gab noch eine Komplikation. Er hatte Geiseln. Er hatte früh am Morgen zwei Kinder auf dem Schulweg entführt. Die Kinder sahen aus wie elf oder zwölf, etwa in dem Alter, in dem Garys Stiefmutter damit angefangen hatte, ihn einzusperren. Ein Junge und ein Mädchen. Eine Erinnerung an Maggie Rose und Michael Goldberg vor fast zwei Jahren.
    »Ich bin Abteilungsleiter Cross«, sagte ich und kam durch die Polizeisperre, die auf der Pennsylvania Avenue schon aufgebaut wurde.
    Das Weiße Haus war ein Stück weiter deutlich sichtbar. Ich fragte mich, ob uns der Präsident am Fernseher zuschaute. Mindestens ein Übertragungswagen von CNN war schon am Schauplatz.
    Über uns schwebten Hubschrauber von Fernsehsendern. In der Nähe des Weißen Hauses herrscht Flugverbot, also konnten sie nicht zu nahe heran. Jemand sagte, Bürgermeister Monroe sei unterwegs hierher. Gary hatte eine größere Beute im Sinn. Er hatte verlangt, mit dem Präsidenten zu sprechen. Sonst würde er die beiden Kinder töten.
    Soweit ich sehen konnte, war der Verkehr auf der Pennsylvania Avenue und den Querstraßen schon zum Stocken gekommen. Fahrer und Beifahrer ließen ihre Fahrzeuge auf der Straße stehen. Sie blieben scharenweise da, um das Spektakel zu beobachten. Millionen schauten jetzt vor dem Fernseher zu.
    »Meinst du, er will ins Weiße Haus?« fragte Sampson.
    »Ich kenne ein paar Minister, die er vermutlich dazu bringen könnte, ihm zu applaudieren«, antwortete ich.
    Ich sprach hinter der Sperre mit dem Einsatzleiter der Polizei. Ich sagte ihm, ich sei der Meinung, Gary Soneji/Murphy sei bereit, in Flammen aufzugehen. Er erbot sich, das Streichholz anzuzünden.
    Ein Unterhändler war schon eingetroffen. Er war gern bereit, mir die Ehre zu überlassen. Ich sollte eine Einigung mit Soneji/Murphy aushandeln.
    »Wenn wir die Chance kriegen«, Sampson packte mich und sprach ganz unverblümt, »knallen wir ihn ab. Keine Tricks, Alex.«
    »Sag' ihm das«, sagte ich zu Sampson. »Aber wenn ihr die Chance kriegt, trefft ihn. Macht ihn fertig.«
    Ich wischte mir mehrmals das Gesicht am Ärmel ab. Ich schwitzte fürchterlich. Außerdem war mir schlecht und schwindlig. Ich hatte ein Megaphon und schaltete es ein.
    Ich war am Drücker. Ich will auch jemand sein. War
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