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Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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schaukelte und sich dabei an der Blutkonserve delektierte.
      Zu ihrer großen Enttäuschung schien ihn ihr Kommen nicht wesentlich zu beunruhigen. Herr von Grauenstein spürte, daß ihm von dieser Person keine Gefahr drohte. Schließlich und endlich hatte ihre Unaufmerksamkeit zu der folgenschweren Verwechslung geführt. Ein Rüffel seitens der Oberschwester würde wohl nicht ausbleiben.
      Die Enttäuschung der jungen Schwester wurde immer größer. Vor ihr geistiges Auge traten all die Filmschönen, die sich danach drängten, von einem Vampir zum Anbeißen erwählt zu werden. Aber dieses lächerliche Exemplar da unten auf dem Fußboden schien keinerlei Ambitionen zu haben, sich ihr zu nähern.
      „Wenn du nicht willst, dann will ich", murmelte sie ungehalten und riß den Kragen ihrer Uniform auf. Aufreizend entblößte sie ihren zarten Hals und die wohlgeformten Schultern bis hinunter zum Ansatz ihrer prallen, runden Brüste.
      „Beiß mich, Graf Dracula, Christopher Lee, oder wie auch immer du heißen magst!" Mit geschlossenen Augen drängte sie sich hingebungsvoll an den verdutzten Vampir.
      Der Edle sprang irritiert hoch. Das Baby, durch die abrupte Bewegung verschreckt, fing wieder fürchterlich an zu schreien. Angstvoll preßte der Vampir das Kleine an sich. In der rechten Hand hielt er die Konserve mit dem letzten Drittel seines belebenden Trunkes.
      „Meine Teuere, Sie irren sich schon wieder." Der Edle schüttelte traurig seinen Kopf. „Erst hielten Sie mich für den Erzeuger dieses bezaubernden Babys. Weiß Gott, ich hätte nichts dagegen, sofern mir ein normales irdisches Leben beschieden wäre! Und jetzt meinen Sie, Christopher Lee als Graf Dracula stände vor Ihnen. Wie muß ich Sie enttäuschen!"
      Hier schwieg der Vampir für einen kurzen Augenblick. Ein verträumter Zug lag auf seinen aristokratischen Zügen.
      Ungeduldig bedrängte ihn die Krankenschwester von neuem. „Jaja, du bist fast genauso schön! Nun mach doch endlich, die Oberschwester kann jeden Moment auftauchen. Die ist immer überall. Vergnügungen dieser Art sind hier nicht drin, dafür sorgt schon dieser Drache."
      Der Edle fühlte sich überfordert. So bedrängt hatte ihn bisher noch niemand. Er hatte zwar schon viel über die heutige aufgeklärte Zeit gelesen, aber dies hier berührte ihn peinlich. Die Erwartung des Mädchens erschütterte ihn zutiefst. Wie nur sollte er ihr gerecht werden? Außerdem hatte er noch immer das schreiende Bündel im Arm! Wahrhaft alles andere als eine erotisch-romantische Situation! Und zusätzlich noch die Aussicht auf diesen drohenden Racheengel von Oberschwester. Ihm wur de immer elender zumute. Die Chance, aus dieser peinlichen Situation einigermaßen würdevoll herauszukommen, wurde von Sekunde zu Sekunde geringer.
      Nach kurzem Ringen mit sich selbst, drückte er der jungen Frau das Baby in die Arme und beugte sich über ihren zarten Hals. Ganz so wie im Film! Sie erbebte, als er mit seinen Lippen sacht ihre Haut berührte.
      „Ein Biß und sie ist zufrieden, alter Junge", machte er sich selber Mut. Doch es würgte ihn bei dem Gedanken, ihren schönen Hals zu malträtieren. Er hob den Kopf in der Hoffnung, neue Kräfte für einen zweiten Versuch zu sammeln.
      O Gott, er war ja so satt! Selbst seine Lieblingsblutgruppe könnte ihn nicht mehr zu einem Biß verleiten. Er stöhnte. Seine Verwandtschaft, besonders Tante Amalie Gruselia von Grauenstein, würde ihn wieder einmal höhnisch als Versager titulieren und auslachen. Wie entsetzlich peinlich! Erneut sammelte er alle Kräfte. Wieder beugte er sich hinab und fletschte die Zähne ...
      Just in diesem Augenblick – ihm schien es wie ein Geschenk des Himmels – rauschte eine stattliche Gestalt in flachen Schuhen, strengem Schwesternkleid und übergroßer Haube um die Ecke. Mit tiefer Stimme rief sie nach der jungen Schwester, die sich ihr mit hochroten Wangen entgegenwarf.
      „Nur unter dem Einsatz meines nackten Lebens habe ich diesem Scheusal das Baby entreißen können!" Sie schluchzte haltlos an der mächtigen Schulter der gewichtigen Oberschwester. Diese strich – entgegen ihrer sonstigen Gewohnheiten – sacht über den Kopf der jungen Schwester, nahm ihr das Baby aus dem Arm und murmelte etwas von einer Belohnung.
      Krampfhaft umspannten die Finger des Vampirs die Konserve. Herr von Grauenstein schaute den beiden entschwindenden Gestalten fassungslos hinterher. Seine Anwesenheit schien
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