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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern
Autoren: Fred Secombe
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Figuren.“
    „Sagten Sie nicht, Sie hätten schon einmal in einem Männerchor gesungen?“ fragte ich.
    „Ja, aber so etwas wie dieses Buch hatten wir dort nicht, nur Blätter mit Do-Re-Mi und so weiter“, erwiderte Bertie. „Diese Spatzen auf den Drähten — damit komme ich nicht klar.“
    „Aber das ist es nicht allein“, sagte ich. „Ihr Chorleiter muß Sie doch auch dazu gebracht haben, beim richtigen Taktschlag einzusetzen. Darum hat unser Dirigent gesagt ,bei drei einsetzen‘. Eins, zwei, drei, anfangen. Das hat er gemeint, nicht Seite drei aufschlagen.“
    „Soweit ich mich erinnere“, sagte Bertie, „sagte unser Chorleiter immer: Jetzt alle zusammen“ und hob die Hand. Freilich ist das zwanzig Jahre her, und ich war nur zweimal dort.“
    „Und da stellten Sie plötzlich fest, warum der Chor die ganze Zeit so schief geklungen hatte, schätze ich.“ Diese Bemerkung von Iorwerth sollte Bertie vor den Kopf stoßen.
    Statt dessen wurde ein Rohrkrepierer daraus, als Bertie erwiderte: „Nein, das war es nicht. Ich wurde zur Nachtschicht versetzt. Mr. Hughes, der Chorleiter, sagte, es sei ein schwerer Rückschlag.“
    „Vielleicht sagte er in Wirklichkeit ,hehrer Glücksfall‘“, probierte Iorwerth seinen beißenden Witz erneut aus. Ich merkte schon, daß es mir schwerfallen würde zu entscheiden, wer mir mehr auf die Nerven ging — Iorwerth oder Bertie.
    „Können wir bitte anfangen?“ schaltete sich Aneurin ein. „Also — eins, zwei, drei
    Iorwerth und ich stimmten ein Duett an. Die anderen vier saßen schweigend und voller Staunen da. Dem musikalischen Leiter stand ein hartes Stück Arbeit bevor.
    Am Ende der Probe war offensichtlich, daß der Chor der jungen Damen sowohl stimmlich als auch von der Erscheinung her ein voller Erfolg werden würde. Ebenso offensichtlich war, daß der Chor der Männer der Ergänzung bedurfte, wenn aus der Inszenierung etwas werden sollte.
    Nachdem der Chor sich verabschiedet hatte, wandte ich mich an Aneurin. „Wir werden so schnell wie möglich mehr Männer herbeischaffen müssen.“
    „Ich werde sehen, was ich tun kann“, sagte er.
    „Sie haben schon mehr als Ihren Teil getan“, erwiderte ich. „Ich kann Ihnen nicht genug danken.“
    „Nicht der Rede wert, mein lieber Junge“, versicherte er mir. „Ich freue mich ungemein, etwas Derartiges tun zu können.“
    „Würde es Ihnen etwas ausmachen, draußen zu warten?“ sagte Eleanor zu Aneurin. „Ich würde gern mit Mr. Secombe ein paar Worte unter vier Augen wechseln.“
    „Ich glaube, dann gehe ich wohl lieber auch“, verkündete Charles. „Alle guten Dinge sind zwei.“
    Sobald sie gegangen waren, kam sie auf mich zu und küßte mich leicht auf den Mund.
    „Ich habe Neuigkeiten für dich“, sagte sie. „Dr. Hughes hat mich gebeten, seine Juniorpartnerin in Pontywen zu werden, und ich habe sofort angenommen, bevor er seine Meinung ändern kann. Von nun an können also Kirche und Medizin so richtig Hand in Hand arbeiten.“
    Ich nahm sie in die Arme.
    „Ich liebe dich“, sagte ich.
    „Da bin ich aber froh“, murmelte sie, „denn das empfinde ich auch so.“
    „Würde es dir in diesem Fall etwas ausmachen, deine Empfindungen in drei Worte zu fassen?“
    „ Je t’aime “, erwiderte sie. „Ich liebe dich, du hartnäckiger Priester.“
    Wir gönnten uns eine ausgedehnte Umarmung.
    „Jetzt gehe ich aber lieber zu Aneurin und bringe ihn nach Hause.
    „Aber was ist mit uns?“ fragte ich.
    „Wir beide wissen doch jetzt, was mit uns ist“, erwiderte Eleanor. „Ich melde mich.“ Sie huschte zur Tür und blies mir einen Kuß zu, bevor sie verschwand.
    Mir schwirrte der Kopf. Die Ereignisse bewegten sich im Schnellzugtempo. Noch vor ein paar Wochen war ich der Juniorvikar gewesen, ungebunden, ein grüner Lehrling im heiligen Stand. Seither war ich zum Seniorvikar geworden, hatte die Verantwortung für eine Kirche, war der Gründer einer Operettengruppe und nun ein Liebhaber, leidenschaftlich mit seiner Ärztin verbunden.
    Als ich wieder in der Mount Pleasant View eintraf, kreisten meine Gedanken immer noch auf einem Karussell der Seligkeit. Als ich die Haustür hinter mir schloß, kam Mrs. Richards mit ungewöhnlich ernstem Gesicht aus dem mittleren Zimmer.
    „Behalten Sie Ihren Mantel an“, sagte sie. „Ich fürchte, es gibt schlechte Neuigkeiten. Der Pfarrer hatte einen Herzanfall. Mrs. Llewellyn hat bei Thomas, dem Schreibwarenhändler, angerufen und darum gebeten, daß Sie sofort
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