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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern
Autoren: Fred Secombe
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ich mich.
    „Für einen Vikar erhältst du sogar Spitzennoten“, verkündete sie.
    „Wann sehe ich dich wieder?“ fragte ich. „Ich muß mehr über diesen Musiklehrer und ,G und S’ erfahren.“
    „Das ist nur eine Ausrede“, erwiderte sie. „Ruf mich morgen abend so gegen acht an. Jetzt muß ich aber los.“ Sekunden später schoß der Morris Minor die Straße hinab davon. Ich stand auf der Schwelle und sog das köstliche Parfüm ein, das noch auf meinem Mantel hing. Es duftete entschieden besser als die industriellen Gerüche, die sonst durch die Mount Pleasant View zogen.
    Als ich am nächsten Tag zu Eleanor durchkam, sprudelte sie vor Begeisterung. Aneurin Williams war mit Freuden bereit, als musikalischer Leiter zu fungieren, aber er konnte derzeit nur mittwochs abends.
    „Von mir aus kein Problem“, sagte ich.
    „Von mir aus auch nicht“, erwiderte sie. „Ich werde mir die Mittwochabende freihalten.“
    „Großartig!“ rief ich. „Dann werde ich gleich für alle Interessierten für den Mittwoch nächster Woche ein Treffen in St. Padarn’s ansetzen.“
    „Es gibt noch etwas, das du sicher gerne hören wirst“, sagte Eleanor.
    „Daß wir uns morgen sehen?“ erkundigte ich mich. „Nein, leider nicht“, sagte sie fest. „Nur, daß Aneurin noch einen Satz Noten von den Pirates von einer Schulinszenierung vor dem Krieg hat. Er sagt, du kannst sie dir ausleihen.“
    „Phantastisch“, erwiderte ich, „aber ein eingeschränktes Phantastisch.“
    „Wie meinst du das?“ fragte sie.
    „Wir können uns morgen nicht sehen“, erklärte ich.
    „Es waren zwei Königskinder...“, intonierte Eleanor. „Schon gut“, sagte ich, „aber ich bin dankbar, sehr dankbar. Wirklich. Nur würde ich dich so gerne sehen.“
    „Wenn du dich bis Sonntagabend gedulden kannst“, erwiderte sie, „könnten wir uns vielleicht treffen, wenn du deinen einzigen Arbeitstag in der Woche hinter dir hast.“
    „Ich bitte um Verzeihung, Madam“, gab ich zurück. „Ich arbeite sechs Tage in der Woche.“
    „Kommt darauf an, was man Arbeit nennt“, sagte sie.
    Wir trafen uns am Sonntagabend und konsolidierten unsere Beziehung.
    „Ich muß schon sagen“, kommentierte sie nach einer langen Umarmung, „ich wußte gar nicht, daß Geistliche irdischen Leidenschaften unterworfen sind.“
    „Ein Mann ist ein Mann, ob er nun ein Hundehalsband trägt oder nicht“, sagte ich. „Manche Leute leben in der Vorstellung, ein Priesterkragen sei ein Zwangsheiligenschein, der jedem Priester den Hals zuschnürt und seine Männlichkeit erstickt.“
    „Ich muß zugeben, daß ich dieselbe Illusion hatte“, erwiderte Eleanor. „Es ist eine angenehme Überraschung, vom Gegenteil überzeugt zu werden.“
    „Darf ich dich noch einmal überzeugen?“
    „Bitte“, sagte sie.
    Am nächsten Morgen suchte mich ein vergleichsweise ordentlich aussehender Charles Wentworth-Baxter in meiner Bude auf. Seine Wirtin führte einen erfolgversprechenden Kampf gegen sein verlottertes Äußeres, obwohl es noch zu früh war, zu sagen, daß der Sieg schon errungen wäre.
    „Charles“, rief ich begeistert, „Sie werden sich freuen zu hören, daß am nächsten Mittwoch die Gilbert-und-Sullivan-Operettengruppe von Pontywen ihre Arbeit aufnimmt.“
    „Warten Sie mal“, sagte er, „das ist mein freier Tag.“
    Mein Gesicht verlängerte sich um ein paar Zentimeter.
    „Das hatte ich vergessen“, stöhnte ich. „Dann werde ich mich wohl anderweitig nach einem Pianisten umsehen müssen.“
    „Was ich tun könnte“, sinnierte er, „ist, den Pfarrer zu fragen, ob ich statt dessen donnerstags frei haben könnte.“
    Eine halbe Stunde später gab uns im Pfarrhaus ein mehr als üblich mürrischer Pfarrer unsere Anweisungen für die Woche.
    Als er fertig war, räusperte sich Charles nervös. „Äh — Herr Pfarrer“, stammelte er. „Wäre es wohl möglich, meinen freien Tag von Mittwoch auf Donnerstag zu verlegen?“
    „Warum?“ fuhr der Pfarrer hoch.
    „Nun — es ist, weil Fred mit seinen Gilbert-und-Sullivan-Proben beginnt“, erwiderte Charles. „Ich habe versprochen, dabei Klavier zu spielen, und die Proben finden immer mittwochs statt.“
    Der alte Mann wandte sich an mich. In seinen kleinen Augen funkelte es.
    „Secombe“, sagte er und hielt dann inne. Die Stille klang bedrohlich. „Ihre missionarische Unternehmung“, fuhr er fort, „könnte mehr Leute aus der Kirche vertreiben, als sie hineinzubringen.“
    „Wie meinen Sie das,
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