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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern
Autoren: Fred Secombe
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Herr Pfarrer?“ fragte ich.
    „Mrs. Collier und Annie Jones sind zu mir gekommen und haben sich beschwert, Sie hätten sie und einige andere Damen in der Gemeinde beleidigt“, erwiderte er. „Sie hätten sie vorsätzlich von Ihrem Vorhaben ausgeschlossen.“
    Sofort versteifte sich mein Rücken.
    „Ich bitte um Verzeihung“, sagte ich empört, „ich habe vorsätzlich nichts dergleichen getan. Ich habe lediglich gesagt, daß ich niemanden über dreißig im weiblichen Chor haben möchte. Wir werden die Pirates of Penzance aufführen. Die Damen des Chors sollen die schönen jungen Töchter von General Stanley darstellen, nicht seine unverheirateten Tanten.“
    Sein Kopf legte sich schief, und ein Auge schloß sich, während er nachgrübelte. Die Sekunden tickten dahin.
    „Es gibt ein walisisches Sprichwort, das besagt, wo ein Chor gebildet wird, ist der Teufel nicht weit“, sagte der Pfarrer. „Daran hätte ich denken sollen, bevor ich Ihnen die Erlaubnis gab, Ihr Vorhaben umzusetzen. Aber geschehen ist geschehen, und ich werde mein Wort nicht zurücknehmen... Es ist Ihre Sache, mit den Damen von St. Padarn’s fertig zu werden. Sie werden sich nicht so leicht beruhigen lassen.“
    „Ich werde mein Bestes tun, Herr Pfarrer“, versicherte ich ihm.
    „Und wie ist es mit meinem freien Tag?“ fragte Charles.
    „Sie werden mir Zeit geben müssen, um darüber nachzudenken“, sagte der Pfarrer rätselhaft.
    Zurück in der Mount Pleasant View besprachen Charles und ich die Ereignisse des Morgens bei einer Tasse von Mrs. Richards’ Tee.
    „Diesen Mittwoch werde ich dasein, freier Tag hin oder her“, sagte Charles.
    „Ihr freier Tag wird verlegt werden“, sagte ich voraus. „Er ist nur schlecht gelaunt. Ich glaube, es geht ihm nicht sehr gut.“
    „Wenn man’s recht bedenkt“, sinnierte mein Kollege, „sah er violetter aus als je zuvor.“
    Beim Mittagessen erzählte mir Mrs. Richards von dem Aufstand, den Mrs. Collier und Annie Jones wegen ihrer Ausschließung aus dem Chor gemacht hatten.
    „Machen Sie sich ihretwegen keine Gedanken, Mr. Secombe“, sagte sie. „Deswegen werden sie die Gemeinde nicht verlassen. Und selbst wenn sie es tun, sind sie nicht unbegehrlich. Niemand ist das.“
    Charles und ich trafen am Mittwochabend frühzeitig in St. Padarn’s ein, rückten die Bänke zurecht und holten das antiquierte Klavier aus der Sakristei.
    „Dieses Instrument wird gestimmt werden müssen — oder noch besser — ersetzt“, verkündete Charles.
    Eine Viertelstunde bevor die Probe beginnen sollte, trafen etwa ein Dutzend aufgeregt schwatzende Schulmädchen ein. Offensichtlich konnte Aneurin, der musikalische Leiter, sehr überzeugend wirken. Bertie Owen erschien mit einem jungen Mann von Ende Zwanzig, den er mit den Worten vorstellte: „Das ist Iorwerth Ellis. Er kann Noten lesen.“
    Als Eleanor mit Aneurin Williams eintraf, beide mit je einem Stapel Notenblättern beladen, waren insgesamt sechsunddreißig Personen anwesend. Zwölf Männer waren erschienen, darunter Idris der Milchmann und die anderen Bässe aus dem Kirchenchor. Für ein spontan aus dem Nichts gegründetes Ensemble war das eine höchst ermutigende Anzahl.
    Aneurin, ein kahlköpfiger Mann mit Brille und O-Beinen, war klein von Gestalt, aber groß an Persönlichkeit. Seine Begeisterung war ansteckend. Nach seiner fünfminütigen Ansprache an den zusammengewürfelten Haufen von Sängern fühlten sie sich schon wie ein Operettenensemble, bevor noch die erste Note gesungen worden war.
    Von den sechs Tenören konnten nur Iorwerth Ellis und ich selbst Noten lesen. Zu den anderen vier gehörte auch Bertie, der sich zwischen Iorwerth und mich setzte.
    „Wir versuchen es zuerst mit den Tenören“, sagte Aneurin, „mit katzengleichem Tritt! Der Begleiter spielt die Tenormelodie zuerst an, und dann möchte ich, daß alle Tenöre auf den Taktschlag einsetzen.“
    Charles hämmerte die Tenormelodie auf dem scheppernden Klavier. Aneurin zuckte zusammen. Iorwerth und ich summten die Melodie mit, während die anderen vier ihre Köpfe in den Notenheften vergruben, still, als wollten sie sich vor dem Dirigenten verstecken.
    „Also“, sagte Aneurin, „ich möchte, daß Sie auf drei einsetzen.“
    Bertie blätterte im Notenheft rasch zu Seite drei.
    „Was machen Sie da?“ fragte ich ihn.
    „Er sagte doch ,auf drei einsetzen‘“, antwortete Bertie. „Aber da sind ja gar keine Noten auf dieser Seite — nur die Liste der
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