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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern
Autoren: Fred Secombe
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sagte sie zu mir, „und rufen Sie statt dessen einen Krankenwagen.“
    „Im Laden von Lewis am Ende der Straße ist ein Telefon“, informierte mich die Nachbarin.
    Auf meinem Weg dorthin hätte ich beinahe den Schlußspieler Jones umgerannt. Er war gerade aus dem Haus des örtlichen Buchmachers gekommen.
    „Sie haben’s aber eilig, junger Mann“, sagte er.
    „Ich muß einen Krankenwagen für Miss Bradshaw rufen. Sie hatte einen Herzanfall oder so etwas“, keuchte ich.
    „Das klingt, als ob es wieder Arbeit für uns gibt“, sagte er heiter. Er verstärkte meine Atemlosigkeit mit einem kräftigen Rippenstoß.
    Mr. Lewis, ein kleiner, dünner Mann mit grauen Haaren und Schnurrbart, war sehr hilfsbereit. Außerdem war er sehr gesprächig. Er führte mich durch ein Labyrinth aus Keksdosen, die von vor dem Krieg übriggeblieben waren. Das Telefon stand auf einer Säule aus leeren „Peak-Frean“-Dosen.
    „Sie brauchen die neun neun neun“, wies er mich an.
    Während ich wählte, sagte er: „Sagen Sie, daß Sie den Krankenwagen brauchen.“
    Ich tat, wie mir geheißen.
    „Bitte warten Sie“, sagte die Telefonistin.
    „Ist es denn etwas Ernstes?“ fragte Mr. Lewis. Die Enden seines Schnurrbarts waren mit Wachs versteift. Das verlieh ihm eine Art fadenscheiniger Autorität.
    „Es scheint so“, sagte ich.
    „Das überrascht mich nicht“, erwiderte er. „Sie ißt ja nie etwas. Gibt alles den Katzen. Dieses Haus muß voller Keime stecken. Wie ein Schweinestall. Oder besser gesagt ein Katzenstall.“
    Mr. Lewis lachte prustend.
    „Ich fürchte, es ist nicht witzig, Mr. Lewis“, sagte ich. „Die alte Dame könnte tot sein, bevor ich zurückkomme.“
    „Kein Wunder — wenn die so lange brauchen, um Ihnen zu antworten.“ Er war völlig unbußfertig.
    „Sie sind jetzt durchgestellt“, sagte die Telefonistin.
    „Können Sie einen Krankenwagen in die Bevan’s Row Nummer elf schicken?“ fragte ich.
    „Hier ist kein Taxidienst“, brauste eine Frauenstimme am anderen Ende auf. „Wer braucht einen und warum?“
    „Es ist eine alte Dame, die zusammengebrochen ist — eine Miss Bradshaw“, sagte ich. „Sie ist bewußtlos. Die Ärztin ist gekommen und hat mich geschickt, einen Krankenwagen zu rufen.“
    „Bitte noch einmal die Adresse.“ Der Tonfall der Stimme hatte sich geändert.
    „Bevan’s Row Nummer elf“, antwortete ich.
    „Der Wagen wird so schnell wie möglich dort sein“, versprach die Frau.
    „Was haben sie gesagt?“ erkundigte sich Mr. Lewis, während er sich die Hände an seiner Lebensmittelhändlerschürze abwischte.
    „Sie werden so schnell wie möglich kommen“, sagte ich.
    „Wie schnell ist es denn möglich, Reverend?“ hakte der Ladenbesitzer nach.
    „Das werden wir abwarten müssen“, erwiderte ich.
    „Dann wollen Sie jetzt gehen?“ fragte er, während ich mich auf den Rückweg durch die Keksdosen machte. Er schien enttäuscht zu sein, daß ich nicht noch auf ein Schwätzchen blieb.
    „Ich muß sofort zurück“, sagte ich. „Danke, daß ich Ihr Telefon benutzen durfte.“
    „Es kostet nichts“, rief er mir nach, als ich schon bei der Tür war. „Ich berechne nichts für Notfälle.“
    Als ich in die Bevan’s Row Nummer elf zurückkehrte, war Eleanor mit Miss Bradshaw allein. Das Fenster war offen, und der Kochtopf war aus dem Feuer genommen worden. Die frische Luft focht einen siegreichen Kampf mit dem Mief aus.
    „Ich habe die Dame im Regenmantel nach Hause geschickt“, sagte sie. „Diese Frau ist mit einer Grammophonnadel geimpft worden. Ich fürchte, das Herz dieser armen Frau ist in einem sehr schlechten Zustand. Ihr Puls ist sehr schwach.“
    „Ich weiß“, erwiderte ich. „Ich habe vergeblich versucht, ihn zu finden.“
    „Er ist immer an derselben Stelle — am Handgelenk, Frederick“, sagte sie. „Ich sehe schon, ich werde Ihnen ein paar Lektionen in Erster Hilfe geben müssen.“
    „Ich habe schon einen Erste-Hilfe-Schein“, gab ich an.
    „Die müssen wohl verschenkt worden sein“, gab sie zurück.
    „Stimmt“, gab ich zu.
    „Ihre Miss Bradshaw hat sich unvorstellbar vernachlässigt“, sagte Eleanor. „Sie ist stark unterernährt, und als ich ihren Körper untersuchte, stellte ich fest, daß er fast ebenso schwarz ist wie das Gesicht ihrer Nachbarin.“
    „Wie Friedrich der Große von Preußen“, sagte ich. „Wieso?“ fragte sie. „Der war doch kein Neger, oder?“
    „Natürlich nicht“, erwiderte ich, „aber es heißt, als man
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