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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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vom Öl in den Wok, gebe die Zucchinisegmente dazu und röste sie an. Die paar getrockneten Paradeiser könnte ich eigentlich auch gleich verwenden: in Streifen schneiden und gemeinsam mit Jungzwiebelringen mitschwenken.
    „Nur weil sie dich ein Dreivierteljahr schikaniert haben …“, rufe ich zurück. In seiner Jungmännerzeit gab es noch nicht die Chance, sich einfach so für den Zivildienst zu entscheiden. Ich schneide einen Fleischparadeiser in kleine Würfel, gebe ihn dazu in den Wok. Wenn er so frisch und schön ist wie der von Eva, entferne ich weder Haut noch Kerne.
    „Eher gelangweilt“, kommt es zurück. „Wenn etwas gut war an meinem Militärdienst, dann die Grundausbildung. Danach war ich wenigstens fit. Auch wenn der Kommandoton …“
    „Jetzt ginge das auch ohne Befehle! Du könntest morgen früh mit mir joggen!“
    „Willst du wirklich weitermachen?“ Es klingt verwundert.
    Klar. Wollen tu ich jedenfalls. Ich reiße Endivienblätter in zwei, drei Teile, werfe sie in den Wok und schwenke alles durch. Noch ein bisschen vom Paradeiseröl dazu. Die Blätter sind noch knackig, aber schon warm. Gelungen! Ich drehe die Platte auf Warmhalten. Joggen ist gut, schon um davonlaufen zu können. – Was wäre, wenn so eine Gasstation tatsächlich angegriffen würde? Könnte man schnell genug flüchten? Ein großer Knall …
    „Wenn so eine Gasstation in die Luft geht …“, überlege ich und starre auf meinen heißen Salat.
    „Da gibt es jede Menge Sicherheitssysteme. Und eine eigens ausgebildete Feuerwehr. – Wo war die eigentlich in Treberndorf?“
    „Ich habe nichts von ihr gesehen.“ Im Kopf notiere ich: morgen Feuerwehrkommandanten anrufen.
    „Ich glaube, dein Generalleutnant freut sich, wenn du über die Übung schreibst und darüber, dass uns das Bundesheer vor Terrorangriffen schützt.“
    „Er ist nicht ‚mein‘ Generalleutnant.“ Ich gebe Verjus auf einen Löffel und koste vorsichtig. Fruchtig-säuerlicher Geschmack, viel feiner als Essig. Da kommt ein guter Schuss davon über den Salat, dazu noch grobes Meersalz und Pfeffer aus der Mühle.
    „Du hast ihn doch nett gefunden“, neckt mich Oskar.
    Ich häufe den Salat auf tiefe Teller und trage sie zum Tisch. „Netter als gedacht“, grinse ich. Oskar schenkt mir Weinviertel DAC von Eva ein und wir beenden unser unblutiges Gefecht, um zu essen.
    „Klar ist die Energieversorgung extrem wichtig“, murmelt Oskar und nimmt noch einen Schluck. „Aber ob sie mit Hubschraubern gesichert werden kann?“
    „Weißt du, wie mein Eintopf heißt? ‚Weinviertel meets Karibik‘. Es ist übrigens ziemlich viel geworden, ich hoffe, du hast Hunger.“
    „Und wie“, antwortet Oskar und sieht mich an, als ob er ganz anderen Hunger hätte. Schön, dass es das immer noch gibt, dieses Prickeln … Ich lächle ihn an, nehme die leeren Vorspeisenteller mit und gehe zum Herd.
    Das Ragout hat sich durch das verkochte Gemüse leicht gebunden, das Fleisch ist weich und zart. Ich rühre um. Jetzt brauchen wir nur noch etwas Knackiges drin.
    „Wir sollten unseren Energieanbieter wechseln“, sagt Oskar.
    Ich sehe irritiert zu ihm hinüber. „Der Herd geht doch super. So ein Ragout soll nur ganz langsam köcheln.“ Ich schneide eine Karotte in dünne Scheiben, den restlichen Kürbis in kleine Würfel und gebe beides in den Topf.
    „Ich meine grundsätzlich. Es gibt inzwischen Ökostromanbieter. Bei den anderen weiß man nie so genau …“
    Eine Gurke. Was wäre, wenn ich eine von Evas Gartengurken mitkoche? „Aber gegen Terrorangriffe hilft das auch nichts, die Leitungen sind für alle dieselben“, antworte ich.
    Gurke schälen, der Länge nach halbieren, die Kerne entfernen, in große Stücke schneiden und hinein zu den anderen guten Dingen. Duft nach Ingwer, Schwein und einem Hauch Zimt.
    „Die Terrorgefahr halte ich für übertrieben. Zumindest in der Form, die dir der Generalleutnant einreden will. Als ob sich die in den Terrorcamps ausgerechnet für Österreich interessieren würden.“
    „Das wollte er mir gar nicht einreden. Außerdem ist es um nichts besser, wenn sie Leitungen in Deutschland oder Italien angreifen.“
    „Das ist schon klar. Ich meine bloß, all diese Ängste machen Militär und Polizei stark, wichtig, quasi unantastbar. Und das ist nicht gut.“
    Ich öffne den Kühlschrank, schaue nach, ob ich noch etwas für meinen exotischen Eintopf finde. Eine ziemlich grüne Banane. „Bananen gehören nicht in den Kühlschrank“,
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