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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Uhr. „Ich muss mich noch umziehen. Vor den Offizieren kann ich nicht in Zivil auftreten. Haben Sie Interesse? Sie könnten sich den Vortrag anhören. Wir sind gar keine solche Geheimgesellschaft, wie Sie vielleicht vermuten.“
    Einen Moment lang überlege ich. Aber dann fällt mir das Ragout auf dem Herd ein. Und die Zucchini in der Schüssel. Und der Umstand, dass ich Oskar schon eine ganze Woche nicht mehr gesehen habe. „Können Sie mir Ihr Manuskript schicken?“, frage ich.
    „Ich rede weitgehend frei, aber es wird eine Zusammenfassung geben. Die kann ich Ihnen natürlich mailen.“
    „Darf ich mich bei Ihnen noch einmal melden? Ich hatte an sich eine andere Reportage geplant …“ – auch wenn der Artikel über den Selbstmord des Bankers nicht eben die große Story werden dürfte. Er hat sich schon vor drei Wochen umgebracht, seither wird darüber berichtet und vor allem spekuliert.
    Unterberger gibt mir eine Visitenkarte, auf der sogar eine Mobiltelefonnummer steht. „Die ist nur während der Dienstzeit aktiv?“, frage ich und deute darauf.
    „Sie wollen mich außer Dienst erreichen? Das wäre mir ein Vergnügen“, lächelt er. Was ist das jetzt? Strategisches Anbraten?
    „Wird wahrscheinlich nicht notwendig sein“, erwidere ich trocken.
    „Schade, ich hab das Mobiltelefon immer eingeschaltet. Dass ich Ihnen die Nummer gebe … nennen wir es ‚vertrauensbildende Maßnahme‘.“
    Ich lache und krame in meiner Tasche. Der Generalleutnant ist gar nicht so übel. Dummerweise habe ich wieder einmal keine Visitenkarten dabei.
    Ich eile zurück durch die noch sonnenwarmen Gassen und überlege: Wenn die Heizung im Winter nicht funktioniert … wenn der Strom ausfällt … schlimme Vorstellung. Etwas, vor dem sich viele fürchten. Nicht nur die Kriegsgeneration. Immer wieder spielt Russland damit, gerade dann, wenn es so richtig kalt ist, den Gashahn zuzudrehen. So kann man Staaten unter Druck setzen. Auch wenn in Österreich regelmäßig versichert wird, dass unsere Reserven lange vorhalten. Es ist schon halb acht. Ich sollte mich lieber mit Naheliegendem beschäftigen: Was mache ich als Vorspeise? Ich könnte die Zucchini einfach zum Ragout geben, das Gemüse, das jetzt seit mehr als einer Stunde drin ist, hat sich ohnehin verkocht. Was okay ist. Das macht das Ragout sämig und ich brauche es nicht mit Mehl oder Ähnlichem zu binden. Wie wäre es mit Endiviensalat als Vorspeise? … Nicht gerade aufregend. Und Oskar ist einer, der Salat am liebsten hat, wenn er unter etwas anderem versteckt ist. Zum Beispiel unter Schinken. Wunderschöne Fleischparadeiser habe ich auch noch. Und Gurken. Und Zwetschken. Eva hat es wirklich wieder einmal sehr gut mit mir gemeint. Kein Problem, dass die Lebensmittelläden schon geschlossen haben. Ganz abgesehen davon, dass es im ersten Bezirk ohnehin nur wenige davon gibt. Die Miete für Geschäftslokale ist einfach zu hoch.
    Ich habe eine Idee. Heißer Salat. Das ist es. Wo ich schon am Experimentieren bin.
    Ich sperre die Wohnungstür auf und bin irritiert. Gismo ist nicht da. Habe ich sie versehentlich wieder auf die Dachterrasse gesperrt? Geht es ihr nicht gut? Hat sie das Schweinefleisch nicht vertragen? Eine Katze mit sechzehn … Alle versichern, dass sie überhaupt nicht alt wirkt. Rumoren. Ich gehe langsam durchs Vorzimmer, sehe in den großen Raum. In der Küchenzeile steht Oskar. Und vor ihm Gismo. Mit hocherhobenem Schwanz. Sie wird gerade gefüttert. Es geht ihr prächtig. Da könnten Hubschraubergeschwader landen, da kann ich heimkommen und sie bleibt trotzdem aufs Wesentliche konzentriert.
    Ich sage einen der klassischen Berufstätige-Ehefrauen-Sätze: „Du bist schon da?“ Er klingt wie eine Entschuldigung für mein Späterkommen.
    „Ich hab dich eben lang nicht gesehen“, schnurrt Oskar riesenkaterlike, stellt den leeren Futterbeutel in die Abwasch und umarmt mich. Er riecht ein wenig nach Katzenfutter, aber das macht nichts, es ist schön, ihn wiederzusehen, zu spüren.
    Eine Viertelstunde später sitzt Oskar am Esstisch. Das Ragout riecht gar nicht übel. „Früher waren es die Feinde im Ostblock, jetzt sind es die Terroristen. Ich weiß nicht, ob ich daran glauben soll. Ist schon ziemlich praktisch zur Existenzabsicherung unseres Bundesheers“, ruft er zu mir herüber. Mist, das Olivenöl ist aus. Sicher hat Oskar es … nur keine Anschuldigungen. Wir haben noch ein paar getrocknete Paradeiser in Öl, passt doch wunderbar. Ich leere ein wenig
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