Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
Vom Netzwerk:
beim Bundesheer nicht besonders gut aus. Und mein Namensgedächtnis ist eine Katastrophe. So viel weiß ich zumindest: Ein Generalleutnant ist ein hohes Tier. Und der Name „Unterberger“ sagt mir irgendetwas.
    „Haben Sie Videotelefon?“ Der Typ klingt eindeutig belustigt. „Dann könnte ich mich ausweisen.“
    Egal ob er Generalleutnant Unterberger ist und wer Generalleutnant Unterberger ist, fragen kann ich ja: „Was war das heute für eine Bundesheerübung bei der Gasstation in Treberndorf?“
    Schweigen in der Leitung. Der Witzbold der Putztruppe hat wohl aufgegeben. „Woher wissen Sie davon?“, kommt es dann zurück.
    „Zufall. Ich war heute früh dort joggen.“ Ich muss ja nicht sagen, dass ich mit mickrigen sieben Komma irgendwas Stundenkilometern dahingekeucht bin. „Es waren sechs Hubschrauber im Einsatz.“
    „Und Sie sind einfach ins Areal reingerannt? Da gibt es Absperrungen.“
    „Ich bin über einen Waldweg gekommen, ohne irgendeine Absperrung. Sieht so aus, als wäre die Übung nicht groß angekündigt worden.“
    „Sie war ja auch lokal und zeitlich sehr begrenzt.“
    „Wie häufig schicken Sie sechs Hubschrauber in die Luft, um harmlose Menschen zu erschrecken?“
    „Es waren fünf Hubschrauber, wenn wir genau sein wollen. Sie haben sich erschrocken? Das tut mir leid.“ Jetzt klingt der Generalleutnant wieder eindeutig amüsiert. Weil ich auch nie genau überlege, was ich sage.
    Ich entscheide mich für Angriff statt Verteidigung. „Wofür war die Übung gut? Oder ging es nur darum, Bundesheergerät zu bewegen? Und wenn über die Übung offenbar so wenig wie möglich bekannt werden soll, warum ist das so?“
    „Wo sind Sie?“
    Ich will schon etwas Patziges über Bundesheeraufklärer sagen, entscheide mich dann aber für Friedensanbahnung: „Im ersten Bezirk. In Wien.“
    „Ich könnte in zehn Minuten im Café Prückel sein.“
    „Ich brauche wahrscheinlich fünfzehn Minuten. Ich werde eine schwarze Leinenjacke tragen und …“
    „Liebe Frau Valensky, glauben Sie etwa, wir kennen die geschätzte Chefreporterin des ebenso geschätzten ‚Magazin‘ nicht? So ignorant ist nicht einmal das österreichische Bundesheer, versichere ich Ihnen.“
    Ich beende das Gespräch, bevor er jetzt auch noch zu lachen beginnt. Mal sehen, ob der komische Vogel wirklich Generalleutnant Unterberger ist.
    Das Internet ist schon ein Segen. Zumindest für solche Recherchen. Namen eingeben und Bild und tausendneunhundert Suchergebisse erscheinen. Samt einem Interview auf YouTube. Ich könnte hören, wie seine Stimme klingt … ob sie mit der am Telefon übereinstimmt … Besser, ich mache mich auf den Weg. Soll ich das Ragout abdrehen? Ach was, ich werde nicht lange brauchen. Ich programmiere die Induktionsplatte auf ganz geringe Hitze. So köchelt es nur leicht vor sich hin, eine Schweinsschulter braucht ohnehin Zeit, bis sie weich ist. Ich überlege, statt der schwarzen Leinenjacke das rote Jeanshemd überzuziehen. Nur als Test, ob mich der Generalleutnant auch so erkennt. Sei nicht kindisch, Mira. Außerdem passt die schwarze Jacke besser, wenn du dich mit einem hohen Militär triffst. Und: Keine blöden Witze übers Bundesheer. Keine Grundsatzdiskussionen über dessen Abschaffung. Ich nehme den Lift und eile durch den ersten Bezirk Richtung „Prückel“. Warum kümmere ich mich überhaupt um diese lächerliche Bundesheerübung? Nur weil ich sie hautnah miterlebt habe? Sicher. Und weil mir Kriegsspiele Angst machen.
    Vor dem Café stehen einige Tische in der Spätnachmittagssonne. Ich sehe mich um. Was, wenn wir einander doch nicht erkennen? Ein schlanker Mann in Zivil, eher fünfzig als sechzig, steht auf und lächelt mich an. Er sieht aus, als hätte er keinerlei Probleme, von hier nach Treberndorf, rund um die Gasstation und wieder retour zu laufen. Oder fällt das nur, wie vielleicht so einiges beim Bundesheer, unter „Tarnen und Täuschen“?
    Wir geben einander die Hand, ich bestelle Campari Soda, und nach einigem Geplänkel über das prächtige Wetter fragt der Generalleutnant: „Sie wollen über unsere kleine Übung in Treberndorf schreiben?“
    „Ich habe keine Ahnung“, antworte ich wahrheitsgemäß. „Es interessiert mich einfach, was das Bundesheer dort getan hat, wie derartige Übungen ablaufen, wozu sie gut sind, was sie kosten.“
    „Da interessiert Sie aber ganz schön viel, wenn Sie gar nicht wissen, ob Sie darüber schreiben wollen.“ Er lächelt amüsiert.
    Er soll ja
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher