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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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eine aufgerissen. Und den Sprengstoff gefunden. Es war nicht besonders viel. Natürlich habe ich sofort gedacht, dass er an den Anschlägen beteiligt ist. Nicht nur die Polizei hat vermutet, dass welche aus unserem Umfeld dabei sein könnten.“
    „Sie haben das gedeckt?“, frage ich. Ein eisiger Wind geht. Ich sollte glücklich über ihn sein. Er ist viel besser als das, was ich gestern erlebt habe.
    „Im Gegenteil! Ich wollte herausfinden, wer noch mit dabei ist! Ich wollte den Idioten endlich das Handwerk legen! – Natürlich intern und nicht so, dass die Polizei davon erfährt. Ich habe niemandem von meinem Fund erzählt, auch nicht Karl Novak.“
    „Was ist eigentlich mit ihm? Er hat von einem Abschied gesprochen, der endgültiger sein könnte, als sich das manche vorstellen. Ich habe mir Sorgen gemacht, er könnte sich etwas antun.“
    Tina Bogner schüttelt ungeduldig den Kopf. „Aber nein, es ist ganz anders: Er geht mit der Caritas nach Afrika. Er ist Techniker. Er will dort Leute ausbilden, damit sie Photovoltaik- und Windkraftanlagen bauen können. Vor allem, um Brunnen zu betreiben. Ich finde das großartig, natürlich. Aber irgendwie ist es doch eine Flucht. Wir sind noch nicht fertig mit dem, was wir wollen. – Also: Soll ich Ihnen jetzt zeigen, was ich entdeckt habe, oder ist es Ihnen egal?“
    „Natürlich interessiert es mich.“ Aber von ihrer Aufregung lasse ich mich nicht mehr anstecken. Davon hatte ich in letzter Zeit einfach genug.
    Sie hält mir das zweite Bild hin. Es ist eindeutig von weit weg aufgenommen. Doch was drauf ist, kann man deutlich erkennen: eine einsame Landstraße, ein Auto, könnte ein BMW sein, Drago Stepanovic und ein Mann Anfang zwanzig, zwei offene Kartons. Der junge Mann räumt etwas von einem in den anderen Karton. „Wo war das? Wer ist der Zweite? Was tun sie?“, frage ich.
    Tina Bogner lächelt. „Der Zweite ist unser Carlo. Ich bin ihm nachgefahren, fast bis zur slowakischen Grenze. Der eine Karton ist eine slowakische Waschmittelverpackung. Der andere ist einer unserer Kartons für die Sonnenaufkleber. Und das, was Carlo in der Hand hält, ist Sprengstoff. Im wahrsten Sinn des Worts.“
    Ich sehe sie an. „Sie haben sich mit Zemlinsky an einem Ort getroffen, an dem man Sie nicht so leicht erkennt. Er hat Frankfurt vorgeschlagen. Weil er dort ohnehin einen Termin hatte. Sie haben ihm die Fotos gezeigt und ihm gesagt, dass es wohl besser wäre, er würde mit ‚PRO!‘ zusammenarbeiten: Dann würden Sie in der Öffentlichkeit kein Wort über seine engen Verflechtungen mit ‚Pure Energy‘ verlieren … Haben Sie eigentlich gewusst, dass sein Hummer hinter dem Gelände von ‚PRO!‘ gestanden ist, als sie die Leiche von Gruber entsorgt haben?“
    Tina Bogner fällt mir ins Wort: „Nein, das leider nicht. Aber sonst war es ziemlich genau so. Ich weiß, man könnte es Erpressung nennen, aber man könnte auch sagen, dass ich ihn einfach vor seinen bisherigen Freunden gewarnt habe.“
    Ewig schade, dass ich die Fotos erst einen Tag nach Redaktionsschluss in Händen halte. Meine Story wäre, zumindest was Stepanovic angeht, perfekt gewesen. Ob ich sie bis zur nächsten Ausgabe zurückhalten kann? Vergiss es, Mira. Die müssen nun wirklich gleich zur Sonderkommission. Bevor der Connecting Manager doch noch seine Verbindungen nutzt und sich absetzt. „Ihnen ist klar, dass das Verfahren auf Unterschlagung von Beweismitteln ausgedehnt werden wird?“
    Tina Bogner nickt. Sie sieht hinüber zu den Windrädern. Mit einem Mal ist sie ruhig und ernst. „Ich hab mich mitschuldig gemacht. Ich hab die ganze Zeit darüber nachgedacht. Hätte ich den Erfolg unserer Kampagne nicht über alles gestellt, wäre so einiges nicht geschehen. Aber: Für viele wäre es ein gefundenes Fressen gewesen, wenn sie erfahren hätten, dass man Grubers Leiche bei uns verschwinden hat lassen. Und selbst falls es sich bloß um illegal abgeladenen Müll gehandelt hätte: Nicht die, die ihn gebracht haben, sondern wir wären am Pranger gestanden. Da bin ich sicher. Also habe ich die Aufzeichnungen verschwinden lassen. Und wäre ich mit den beiden Fotos sofort zur Polizei gegangen, hätte man gesagt: Jetzt ist klar, dass ein Mitarbeiter von ‚PRO!‘ hinter den Anschlägen steckt.“
    „Stepanovic hätte schwer leugnen können, den Sprengstoff übergeben zu haben“, entgegne ich.
    „Was weiß ich. Dem traue ich alles zu. Aber egal. Natürlich hätte ich die Fotos sofort herausrücken
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