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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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älter. Schwarzes gut geschnittenes T-Shirt, ebensolche Jeans. „Sie tragen keines Ihrer Logo-Shirts?“, fällt mir ein.
    Sie sieht mich aufmerksam an. „Nein. Das machen vor allem unsere Unterstützer. Es gibt ständig neue, auch hier in der Zentrale. Viele wollen mitarbeiten, mit dabei sein. Durch die T-Shirts können wir sie von den anderen Menschen, die hier ein- und ausgehen, unterscheiden. Und sie sind natürlich eine gute Werbung für uns.“ Sie lächelt. „Außerdem habe ich es nicht so mit Uniformen.“
    Eins zu null für sie.
    „Sie interessieren sich für unsere Kampagne?“, fragt die „PRO!“-Sprecherin.
    „Ich schreibe an einer Serie über die Zukunft der Energieversorgung in Österreich.“
    „Dann sind Sie hier richtig. Das ist genau unser Thema. Seit Jahren beschäftigen sich bei uns die besten Fachleute …“
    „Seit Jahren?“, unterbreche ich sie.
    „Einige der Firmen, die sich zu ‚PRO!‘ zusammengeschlossen haben, gibt es schon seit einem Jahrzehnt. Dieses Biomasseheizwerk zum Beispiel ist 2004 eröffnet worden, das erste Windrad, das zu unseren Windparks gehört, stammt aus dem Jahr 1996. Und auch ‚PRO!‘ selbst existiert bereits seit drei Jahren. Wir haben, sobald das möglich war, rein ökologisch erzeugten Strom angeboten. Aber jetzt legen wir erst so richtig los.“
    „Wie lange sind Sie schon dabei?“
    Die Unternehmenssprecherin zögert. „Sechs Monate.“
    „Und seither ist alles anders.“
    „Natürlich nicht. ‚PRO!‘ ist sich und seinen Ideen treu geblieben, ich kommuniziere sie bloß. Das können Sie auch gerne schreiben. Wenn wir von guten Ideen nicht laut genug erzählen, dann bringen sie nichts. Und in diesem Fall geht es um weit mehr als eine gute Idee: Es geht um eine dringend notwendige nachhaltige Änderung unserer Energieversorgung.“
    „Fukushima …“, setze ich an.
    „Ja, natürlich. Aber lange nicht nur. Es geht um ein grundsätzliches Umdenken. Wir brauchen keine Großkraftwerke, weder solche mit Atomstrom noch solche mit Mega-Wasserkraft, hinter deren Staudämmen ganze Täler verschwinden. Wir brauchen keine Tausende Kilometer langen Gas- oder Stromleitungen. Wir brauchen keine Ölförderanlagen im Meer. Wir brauchen …“, sie sieht mich begeistert an und macht eine kleine Kunstpause, „regionale Energieversorgung.“
    Ich weiß nicht, woran ich gedacht hatte, aber ich gebe zu, ich bin enttäuscht. Ich hatte mir zumindest eine weltweit neue Form der Energieproduktion erwartet, ein Geheimnis, wie man Strom per Internet verschickt oder so etwas. „Aha. Aber wir sitzen doch selbst in einem Kraftwerk“, antworte ich wenig begeistert.
    „Ja, es ist klein, es versorgt die Bewohner von Ravensbach. Wir schicken Warmwasser bloß mit 4,6 Bar Druck durch unsere Leitungen, sie sind nicht länger als fünf Kilometer, so gibt es auch keine großen Leitungsverluste. Sie müssen sich das Ganze wie eine überdimensionale Zentralheizung vorstellen, nur dass der Ofen eben nicht in jedem Haus, sondern bei uns hier steht. Der Windpark liefert elektrische Energie, die wir momentan bei einem Überangebot noch ins allgemeine Netz einspeisen. Bald aber wird sie in Wasserstoff umgewandelt, der seine Energie abgibt, wenn wir sie brauchen.“
    „Und was sollen dann die Sonnen-Pickerl, die Sie in Wien verteilen?“
    „Wissen Sie, dass die Leitungsverluste bei Strom mehr als fünfzig Prozent betragen? Wir bräuchten weniger als die Hälfte der Kraftwerke, wenn der Strom dort produziert würde, wo er verwendet wird.“
    Weicht sie mir jetzt aus oder hat sie einen Text, den sie jedenfalls herunterspulen muss? Ich werde überprüfen, ob es stimmt, was sie erzählt. Dass jedes zweite Kraftwerk eingespart werden könnte … „Und wie soll das in einer großen Stadt wie Wien gehen?“
    Ich höre von den riesigen ungenutzten Dachflächen, die mit Photovoltaik-Elementen zu Energieerzeugern würden, von Erdwärme und Windparks am Rand der Stadt. Ich muss etwas skeptisch dreingesehen haben. Tina Bogner springt auf, deutet auf die Windräder draußen. „Es ist machbar! Unsere Gesellschaft betreibt inzwischen siebzig Windparks! Wenn wir die Menschen erreichen, werden wir sie überzeugen. Und wenn die Menschen eine sichere Energiezukunft einfordern, dann werden die Politiker dafür arbeiten! – Wir sind gerade dabei, die Stadt Wien von einem Energieaufbruch zu überzeugen.“
    „Sagen Sie es mir, wenn es gelungen ist“, melde ich meine Skepsis an. „Die Öl-Multis und
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