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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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eigentlich?“
    „Sie haben sich nicht informiert?“
    „Ich informiere mich jetzt. Und: Ich bin es gewohnt, die Informationen, die ich bekomme, zu überprüfen.“
    „Unser Unternehmen besteht aus siebenundzwanzig Firmen. Windparkbetreiber, andere Energieanbieter, sogar ein forstwirtschaftlicher Betrieb ist dabei. Das klingt dubios, ist aber wichtig, damit jeder Teil für sich unabhängig dastehen kann. ‚PRO!‘ ist quasi das Dach. Wir organisieren die Expansion von Know-how und die Werbung. Und wir treten am Markt als Ökostromlieferant auf.“
    „Und Sie wissen, wer in allen Sub-Firmen das Sagen hat?“
    „Ich denke doch. Jede der Firmen ist übrigens einer der Genossenschafter von ‚PRO!‘. Unser Geschäftsführer Karl Novak ist leider nicht da, sonst hätte ich ihn Ihnen vorgestellt. Und ich bin eben die Sprecherin.“
    „Und die Werbechefin.“
    „Korrekt.“
    Ich weiß noch immer nicht genau, was ich von Tina Bogner halten soll, als ich ihr Büro verlasse. Vielleicht, weil alles ein wenig zu schön, zu sehr nach Werbekonzept klingt. Die beiden Sonnen-Boys vom Empfangsdesk winken mir zu, ich gehe nach draußen, sehe interessiert zu den überdachten Halden für Hackschnitzel hinüber. Wenn alles so einfach ist … Aus den Bäumen im angrenzenden Wald macht man kleine Späne, die verheizt man, natürlich möglichst umweltschonend, die Wärme gelangt nach Ravensbach, das schon bald Sonnendorf heißen wird, die Bäume wachsen nach …
    Ein kurzer Besuch auf dem Gemeindeamt bestätigt: Ab nächster Woche wird der Ort tatsächlich anders heißen. Mehr als achtzig Prozent der Bevölkerung wären bei einer Abstimmung dafür gewesen. Alle, die ans Biomasseheizwerk angeschlossen seien, zahlen weniger Heizkosten als früher. Und der Windpark sei auch eine feine Sache, meint die Gemeindesekretärin. Ursprünglich hätte auf dem Gelände eine Schweinezucht entstehen sollen. So etwas stinke. Aber da die Schweinepreise ohnehin im Keller seien, habe der Eigentümer wenig dagegen gehabt, das Grundstück „PRO! Windkraft“ zu überlassen. So seien die einzigen Feinde im Ort nur ein paar Windrad-Gegner.
    Oskars vor einiger Zeit überraschend aufgetauchte Tochter studiert Umweltmanagement. Vielleicht kann sie einschätzen, was von „PRO!“ zu halten ist. Ich hab sie ohnehin schon länger nicht mehr gesehen. Hat vielleicht damit zu tun, dass wir bis heute nicht wirklich gute Freundinnen geworden sind. Was eigentlich seltsam ist. Vielleicht bin ich einfach zu alt, um ihr nahe zu sein. Glaube ich aber doch nicht. Und ich fühle mich jedenfalls zu jung, um ihre Stiefmutter zu spielen. Wird allerdings nicht wirklich von mir verlangt. Ich mag Carmen. Ich habe auch nichts dagegen, dass sie in meiner alten Wohnung wohnt, solange sie in Wien ist. Ich verstehe, dass sie nach ihren beiden in Zürich abgeschlossenen Studien hier einen Postgraduate-Lehrgang belegt hat. Sie arbeitet nebenbei als Kellnerin. Den Rest des nötigen Gelds liefert Oskar zu. Er hat sich immerhin in ihren ersten sechsundzwanzig Jahren nicht um sie gekümmert. – Hätte er auch nicht gekonnt, da wusste er ja nichts von ihrer Existenz. Vielleicht ist die neue Reportage-Serie eine Möglichkeit zur Annäherung zwischen Oskars Tochter und mir.
    Ich telefoniere mit Oskar und der ist erwartungsgemäß begeistert von der Idee, am Abend zu dritt essen zu gehen. Es dauert allerdings nicht lange und wir wissen, dass es heute bei Carmen gar nicht passt. Ob da wohl ein Freund im Spiel sei, überlegt Oskar. Und wenn, warum er nichts von ihm wisse. Ich verspotte ihn als eifersüchtigen Vater, sie werde eben servieren müssen.
    „Das macht sie schon seit zwei Monaten nicht mehr“, erwidert Oskar.
    „Warum hast du mir nie davon erzählt?“
    „Ich hatte nicht den Eindruck, es interessiert dich“, murmelt er.
    „Natürlich interessiert mich das!“ Ich rufe es etwas zu laut und versuche meine Stimme wieder auf ein Normalmaß zu pegeln. „Was macht sie jetzt?“
    „Sie macht ein Praktikum bei ‚Pure Energy‘. In der Umweltabteilung. Sie braucht das für ihr Studium.“
    „Und das sagst du mir erst jetzt? Die scheinen gewaltig auszubauen. Aber dass ‚Pure Energy‘ etwas mit Umweltmanagement am Hut hat, ist mir neu. Jedenfalls kann ich Carmen so noch besser für meine neue Serie brauchen!“
    „Welche neue Serie?“
    Oskar weiß ja noch gar nichts davon. Wurde erst heute Vormittag entschieden. Aber trotzdem. Wir sollten wieder mehr miteinander reden. Ein
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