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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
Autoren: Nele Neuhaus
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und der Bürgermeister maßen sich mit kalten Blicken. Alex konnte die feindselige Spannung zwischen den beiden Männern, die sich trotz ihres unterschiedlichen Äußeren durchaus ähnlich waren, fast körperlich spüren.
    »Alex«, sagte Sergio nun, »hast du schon die Bekanntschaft unseres geschätzten Herrn Bürgermeisters gemacht?«
    Kostidis’ Blick wandte sich ihr zu. Sein kühler und zugleich brennender Blick hypnotisierte sie.
    »Nein, bisher noch nicht.« Sie hielt seinem Blick mit einem Lächeln stand. »Mein Name ist Alex Sontheim. Ich habe schon viel von Ihnen gehört und freue mich, Sie persönlich kennen zu lernen.«
    Sergio hob bei ihren Worten spöttisch die Augenbrauen. In Kostidis’ Miene spiegelten sich Interesse aber auch Skepsis, als er ihr die Hand reichte und einen Moment festhielt.
    »Die Freude ist ganz auf meiner Seite«, sagte er freundlich und beugte sich näher zu ihr hin, »es ist immer wieder schön, ein neues Gesicht zwischen all den allzu bekannten zu sehen.«
    Bevor sie antworten konnte, ergriff Sergio das Wort.
    »Ich höre, Sie haben es geschafft, in der Sache Zuckerman einen Untersuchungsausschuss einzusetzen«, sagte er im Plauderton.
    »Oh ja!« Kostidis lächelte und ließ Alex’ Hand los. »Es hat mich zwar etwas Überzeugungsarbeit gekostet, aber ich denke, es wird sich lohnen.«
    »Das denke ich zwar nicht, aber ich wünsche Ihnen viel Glück«, erwiderte Sergio, ebenfalls lächelnd. Alex blickte irritiertzwischen den beiden Männern hin und her. Unter ihrer Höflichkeit brodelte der blanke Hass.
    Die Härte und Furchtlosigkeit in Kostidis’ Augen standen im Widerspruch zu seinem liebenswürdigen Tonfall.
    »Danke«, sagte er, »ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass Glück oft nicht ausreicht, wenn man in ein Haifischbecken springt. Wie dem auch sei, ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend. Amüsieren Sie sich gut. Miss Sontheim, es war nett, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben.«
    Alex nickte nur verwirrt. Kostidis klopfte Paul McIntyre auf die Schulter und ging weiter.
    »Arschloch«, knurrte Sergio überhaupt nicht mehr höflich, als der Bürgermeister außer Hörweite war und zog den Stuhl für Alex heran, damit sie sich setzen konnte. Sie wusste nicht recht, ob ihr Nick Kostidis gefiel oder nicht, doch auf jeden Fall war er ein ungewöhnlicher Mann. Das sagte sie zu Sergio, als sie sich wieder an den Tisch gesetzt hatten. Sergio musterte sie mit einem rätselhaften Ausdruck in den Augen.
    »Nicholas Kostidis ist die Pest«, sagte er mit einer so kalten Stimme, dass Alex ihn erstaunt ansah. »Er ist ein machtgieriger, rücksichtsloser Fanatiker und besessen von dem Gedanken, die Stadt zu einem Kinderspielplatz zu machen.«
    »Aber Sicherheit und die Senkung der Kriminalität sind doch eine gute Sache«, wandte Alex ein, die von der ›no-tolerance‹ -Politik des Bürgermeisters zur Verbrechensbekämpfung gehört hatte, arglos ein. Sergio blickte sie einen Moment durchdringend an, dann lachte er.
    »Aber sicher ist es das.«
    »Kostidis ist ein Demagoge und Volksverhetzer«, bemerkte Vincent Levy, nachdem er sich vergewissert hatte, dass ihnen niemand zuhörte. »Er ist gefährlich, weil er nichts außer seiner eigenen Wahrheit gelten lässt, und er kommt bei den kleinen Leuten so gut an, weil diese Wahrheit sehr einfach gestrickt ist.«
    Er senkte seine Stimme.
    »Er hat aus dieser Stadt einen Polizeistaat gemacht und …«
    »Kostidis kann tun, was er will«, unterbrach Sergio ihn und winkte lässig einem Kellner, der sofort die Gläser nachfüllte, »aber auch mit Maßanzug und Seidenkrawatte bleibt er nur einkleiner, griechischer Straßenköter aus Bedford Stuyvesant, der laut kläfft und anderen gerne ans Bein pinkelt.«
    Die beiden Männer lachten abfällig.
    »Über was für einen Untersuchungsausschuss hat er gesprochen?«, erkundigte sich Alex.
    »Ein neuer Spleen von Kostidis«, Sergio winkte ab. »Er hat mich schon seit Jahren im Visier. Immer wieder versucht er, Mitarbeiter von mir einzuschüchtern, in der Hoffnung, irgendjemand würde ihm einen dunklen Fleck in meinem Leben auf einem Silbertablett servieren. Sein Hass auf jeden, der einen italienischen Namen trägt, ist pathologisch. Vielleicht wurde er als Kind mal von einem Italiener verprügelt.«
    Er lachte unbekümmert und hob sein Glas.
    »Ich trinke auf unseren Herrn Bürgermeister und seinen unglaublichen Ehrgeiz, der ihm eines Tages das Genick brechen wird.«
    Alex bemerkte das
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