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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
Autoren: Nele Neuhaus
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Gesellschaft gemacht und Frauengespräche wie diese erschienen ihr als Gipfel der Zeitvergeudung. Stattdessen konzentrierte sie sich auf die Gespräche der anwesenden Herren, die sich über ein Bauprojekt auf Staten Island unterhielten. Alex’ Blicke wanderten durch den prachtvoll dekorierten Saal und sie erkannte zahlreiche Prominente. Das Bewusstsein, dass sie mitten unter ihnen saß, erfüllte sie mit einem berauschenden Triumphgefühl. Aber sie wurde von den meisten Menschen mindestens ebenso neugierig gemustert, denn es war ganz und gar ungewöhnlich, dass Sergio Vitali mit einer Frau erschien, die dazu gänzlich unbekannt und wunderschön war. Den ganzen Abend genoss Alex Sergios ungeteilte Aufmerksamkeit. Er brachte sie mit kleinen Anekdoten über die anwesenden Leute immer wieder zum Lachen. Die sieben Gänge des Galamenüs waren von erlesener Güte, die Weine dazu sündhaft gut. Nachdem alle offiziellen Reden gehalten worden waren, forderte Sergio sie zum Tanzen auf. Alex war keine besonders gute Tänzerin und froh darüber, dass sie kaum mehr tun konnten, als sich auf der überfüllten Tanzfläche um die eigene Achse zu drehen.
    »Hast du gesehen, wie Vince Levy geguckt hat, als er uns zusammen gesehen hat?«, Alex kicherte. »Was glaubst du wohl, was er denkt?«
    »Wahrscheinlich denkt er dasselbe, was alle hier denken«, Sergio lächelte, aber seine blauen Augen musterten sie mit einer Intensität, die ein vertrautes Prickeln in ihrem Körper auslöste, »nämlich, dass wir miteinander ins Bett gehen.«
    Alex gelang ein gelassenes Lächeln.
    »Wenn ich gewusst hätte, dass du so einen schlechten Ruf hast, hätte ich mich nicht mit dir eingelassen«, sagte sie.
    »Tatsächlich?«, Sergio hob die Augenbrauen. »Ich dachte, dir sei mein Ruf vollkommen gleichgültig.«
    »Das ist er auch«, Alex lächelte, »aber mein Ruf ist mir wichtig.«
    »Das mag ich an dir, Alex«, erwiderte Sergio amüsiert, »du erinnerst mich an mich selbst. Um dein Ziel zu erreichen, würdest du alles tun.«
    »Keineswegs alles«, entgegnete Alex, »ich bin vielleicht ziemlich ehrgeizig, aber es gibt durchaus Grenzen.«
    »Und wo sind diese Grenzen?«
    »Finde es doch heraus.« Alex blickte ihm tief in die blauen Augen. Sergio erwiderte ihren Blick. Seine Hand glitt von ihrer Taille auf ihren nackten Rücken, er zog sie enger an sich. Wie war es ihr nur gelungen, ihn sechs Wochen auf Distanz zu halten? Sie sehnte sich nach ihm mit jeder Faser ihres Körpers.
    »Das werde ich«, murmelte er. Seine Stimme dicht an ihrem Ohr ließ Alex erschauern. »Ich will nämlich alles über dich herausfinden.«
    Sie tanzten eine ganze Weile schweigend, bis die Musik abbrach und die Kapelle eine kurze Pause einlegte. Sergio hielt Alex einen Moment in seinen Armen fest und sah sie an, während die anderen Tanzpaare die Tanzfläche verließen. An seinem Arm kehrte sie zum Tisch zurück. Immer wieder hielten sie an und Sergio, der tatsächlich jeden Anwesenden zu kennen schien, stellte ihr zahllose Leute vor. Als sie ihren Tisch erreicht hatten, spürte Alex, wie Sergio an ihrer Seite fast unmerklich zusammenzuckte und sein Körper sich für den Bruchteil einer Sekunde versteifte. Sie folgte seinem Blick. Ihr Tischnachbar Paul McInytre und Senator Hoffman, ein weißhaariger Hüne, unterhielten sich mit einem anderen Mann, der Alex vage bekannt vorkam. Dieser richtete sich auf, als er Sergio erblickte und lächelte schmal.
    »Ah, guten Abend, Mr Vitali.«
    »Guten Abend, Herr Bürgermeister«, erwiderte Sergio glatt. Natürlich! Das war Nicholas Kostidis, der ungeheuer populäre, wenngleich nicht unumstrittene Bürgermeister von New York City. Sein markantes Gesicht war oft genug im Fernsehen und in den Zeitungen zu sehen. Bevor er Bürgermeister geworden war,war er der Bundesstaatsanwalt gewesen, der zahlreiche Investmentbanker vor Gericht gebracht, und sich außerdem den Ruf des erfolgreichsten Mafiajägers Amerikas erworben hatte. Alex betrachtete ihn neugierig. Etwa im selben Alter wie Sergio sah er nicht auf die klassische Weise gut aus, ja, er hätte auf den ersten Blick gegen die imposante Erscheinung von Senator Hoffman, Paul McIntyre und dem blendenden Aussehen von Sergio Vitali beinahe unscheinbar gewirkt, wenn da nicht diese zwingende Intensität seiner heißblütigen, fast schwarzen Augen unter schweren Lidern gewesen wäre, die Alex beeindruckte und beunruhigte. Kostidis’ Körperhaltung strahlte Selbstbewusstsein und Macht aus. Sergio
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