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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern
Autoren: Tanja Kinkel
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en, das sie b ei der Vorstellung e m pfand, durch die Übertragung von dreißig Prozent des alten Fe h rs c hen Anteils an Bach m a i er & Fehr an dieser Un m enschlichk e it b e t e ili g t gewes e n zu sein. Das Schrei be n der Milit ä rbehörde wegen dieser Unterredung hatte bestätigt, daß dem tatsächlich so war, aber sie hatte bereits in A m erika jeglichen Rechtsans p ruch aufgegeben und hoffte, was an Profiten noch da war, würde, wie in solchen Fällen üblich, den Organis a tionen, welche die Überlebenden versorgten, zur Verfügung gestellt werden. Die ganze Angelegenheit m achte sie krank, aber wenn sie da m it anfing, würde das Gespräch persönlich werden, und sie wollte nichts, als es so schnell wie m öglich hinter sich zu bringen.
    Die schwarzen Augen, die nicht länger undurchdringlich wirkten, sondern fragend, suchend, hielten ihre fest.
    » W arum bist du dann hier ? «
    » W eil du deine Aussage davon abhängig ge m acht hast.«
    »Aus keinem anderen Grund ? «
    Ihre guten V orsätze brachen zusammen. Sie schaute auf ihre Hände und dachte wieder an den Besuch in Dachau und ihren Na m en unter den Eigentü m ern von Bach m aier & Feh r . Mit ein paar Schritten hatte sie den Raum durchquert und tat, was sie ihm schon immer hatte antun wollen; sie schlug ihm i n s Gesicht, keine Bühnenohrfeige, sondern ein heftiger Schlag m it der geballten Faust, der ihre Hand hinterher sch m erzen ließ und s e inen Mund zum Bluten brachte.
    »He, Miss«, sagte die Ordonnanz, d i e in der Ecke saß, denn natürlich ließ m an sie nicht allein, und stand auf.
    » W aru m ? « stieß Carla hervor, und sie fra g te n i cht nur P hilipp. Nach ihrem Schlag hatte er sich erhoben, und als sie dies m al beide Hände erhob, griff er nach ihren Handgelenken und hielt sie fest.
    » W aru m ? « wiederholte sie, und ob w ohl sie sich geschworen hatte, dies m al nicht zu weinen, spürte sie, w i e ihre Augen brannten.
    »Du kannst es nicht verstehen«, s a gte er leise, »weil du nie geglaubt hast, wie ich geglaubt habe. W i r haben e i n m al darüber gestritten, wer von uns beiden in einer Illusion lebt, und du hattest recht, ich tat es ebenfalls. W e i ßt du, daß er zum Schluß befohlen hat, alles zu zerstören, was uns das W eiterleben er m öglicht um die Nation dafür zu bestrafen, daß sie ihn im S tich gelassen hat? Ich dachte, er sei d e r Retter, Carla. I c h dachte d a s wirklich. Daß alles, was er t u t, sich durch die letzten d liche Rett u ng Deutschlands irgend w ie rechtfertigen las s en werde. Aber am Ende war ihm nichts wichtig e r als d ie Zerstörung, und so war es wohl von Anfang an. Das, wobei ich m ithalf, war nicht der Aufbau, sondern die Vernichtung.«
    »Und um zu dieser Erkenntnis zu gelangen«, entgegnete sie bitter,
    »hast du zwölf Jahre gebraucht und zwei m it KZ-Hä f tling e n betri e bene Fabriken ? «
    Etwas von der alten Härte kehrte in seinen Ton zurück. »Oh, ich habe noch etwas weiteres gebrauc h t. W enn wir schon beim Aufrechnen sind, wie wäre es d a m it: W enn du m i ch geheir a t et h ä tt e st, da n n wäre ich heute nicht hier!«
    »O nein«, sagte sie heftig. »Das i s t zu billig. Wenn ich dich geheiratet hätte, dann wäre ich in den Genuß gekommen, die örtlichen Parteigrößen zum Tee zu e m pfangen, aber anson s ten hätte sich nichts geändert.«
    Er verstärkte den Druck auf ihre Handgelenke. »Doch, das hätte es. Ich weiß nicht, waru m , Carla, aber du hast von Anfang an so etwas wie ein Fenster geöffnet. Ich fühlte m i ch… anders, wenn ich m it dir zusam m en war. Du ha s t m i r gez e i g t, was es h e ißt, leben d ig zu s ein, ich hatte tatsächlich angefangen, dir zu vertrauen, und dann, als ich endlich soweit w a r, aus m einer W e lt in d e ine zu ko m m en, läßt du m i ch auf unüberbietbare W eise i m Stich! Hast du überhaupt eine Ahnung, wie nahe ich in der Nacht daran war, dich u m zubringen ? «
    »So ist es nicht passiert«, erwiderte sie und versuchte, die Beherrschung zu bewahren. »D u wolltest, daß ich so werde wie du, nicht u m gekehrt.«
    »Ich habe dich geliebt.«
    Die W orte, nie m als ausgesprochen, standen z w ischen ihnen, und sie sp ü rte, wie er s ie losließ und das Blut wieder in ihren Händen zirk u li e rte.
    »Ich tue es noch.«
    Sie schwieg. Es war nicht genug, es war einfach nicht genug. W as auch im m er er für sie empfand, änd e rte nichts an de m , was er getan hatte. In Dachau hing bei ihrem Be s uch noch im m
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