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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Autoren: Steve Hamilton
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nachdenken?« fragte er. »Wollen Sie nicht wenigstens das tun?«
    »Da gibt es nichts zum Nachdenken«, sagte ich. »Ich bin kein Privatdetektiv mehr. Und ich werde auch nie wieder einer sein.«
    »Schön«, sagte er. Er erhob sich aus dem Sessel und zog seinen Mantel an.
    Ich versuchte ebenfalls aufzustehen. Meine Beine waren da anderer Meinung. Wenn Prudell jemals wieder auf eine Gelegenheit lauern sollte, mich durchzuprügeln, wäre heute ein toller Tag dafür. »Hören Sie«, sagte ich. »Wenn jemand mir einen Auftrag oder so geben will, schick ich ihn direkt zu Ihnen, okay?«
    »Klar«, sagte er. »Tun Sie das. Allerherzlichsten Dank.«
    Ich gab es auf und setzte mich wieder. Prudell verließ das Lokal und warf die Tür hinter sich zu.
    »Um was ging es da gerade?« fragte Jackie.
    »Nichts«, sagte ich. »Ich habe nur wieder mal sein Leben ruiniert.« Ich nahm einen Schluck von meinem amerikanischen Bier und wäre fast daran erstickt. »Verdammt noch mal, Jackie. Ich denke nicht dran, hier zu sitzen und das da zu trinken.«
    »Kanada liegt fünfzig Kilometer in dieser Richtung«, sagte er und zeigte nach Norden. »Du kennst den Weg.«
    »Ich würde das glatt machen«, sagte ich. »Sobald ich wieder gehen kann.«
    Ich saß dann doch noch zwei Stunden da. Langsam füllte sich das Lokal mit Schneemobilfahrern. Ich hörte eine Menge Gerede mit an, welche Pisten glatt seien und wie schnell doch die Yamaha verglichen mit der Polaris und erst recht mit der Arctic Cat sei. Es war faszinierend. Als ich endlich genug von den gottverdammten Schneemobilen hatte und keine Lust mehr hatte, mit einem gottverdammten erbärmlichen amerikanischen Bier neben einem herrlichen Feuer zu sitzen, teilte ich meinem Körper mit, nunmehr sei Bewegung angesagt, ob er das wolle oder nicht. »Ich brauche etwas frische Luft«, sagte ich beim Hinausgehen zu Jackie. »Ich gehe nach Kanada.«
    »Du brauchst gar nicht erst zurückzukommen«, rief er mir nach.
    »Das würde dir so passen«, sagte ich noch, und dann war ich draußen in der kalten Luft, wo die Schneeflocken tanzten wie Millionen Schmetterlinge. Lange stand ich da und lauschte der Stille. Es fiel schwer, sich die Novemberstürme auch nur vorzustellen, das ständige Tosen der Wellen gegen die Felsen am Ufer. Und jetzt – nichts. Kein Geräusch. Nur Schnee.
    Und dann wurde plötzlich vom Wald her die Stille zerrissen vom Geheul einer Hundert-PS-Maschine. Mein Gott, wie ich Schneemobile hasse!
    Ich kletterte in meinen Laster. Es war zu viel. Es schmerzte zu sehr. Das bloße Einsteigen in meinen blöden Laster. Ich schrie mich selbst an, schlug mit beiden Fäusten gegen das Lenkrad. Du warst mal Berufssportler, verdammt noch mal. Was ist bloß aus dir geworden?
    Mein Gott, Alex, hast du eine Laune. Wo liegt denn dein Problem? Ein kleines bißchen Muskelkater? Ein kleiner Milchsäureüberschuß in der Blutbahn? Oder ist es der Gedanke an drei weitere Monate voll Eis und Schnee? Vielleicht ist es Prudell, der Ausdruck in seinem Gesicht, als du ihm gesagt hast, du wollest nicht sein Partner sein. Als habest du ihm seinen Traum weggenommen. Wieder einmal.
    Aber vielleicht ist es auch Sylvia. Du treibst dich noch in den Wahnsinn, wenn du immer an sie denkst. Sie ist weg. Akzeptier das endlich.
    Es dämmerte bereits, als ich die Internationale Brücke erreichte. Unter der Brücke sah ich die gefrorenen Schleusen und dann die glühenden Öfen und Schlote der Algoma Stahlgußwerke. Ich zahlte die ein Dollar fünfzig Maut und reihte mich dann in die Warteschlange am kanadischen Zollhäuschen ein.
    Der Verkehr war spärlich, weshalb nur ein Schalter in Betrieb war. Aber der Mann fertigte die Autos dennoch zügig ab. Als ich an der Reihe war, fragte er mich, wohin ich wolle und warum. Er kam mir bekannt vor. Du mußt nur oft genug rüberfahren, dann kennen sie dich. Ich sagte, nur ein Kurztrip nach Soo Canada zum Bierholen. Er lächelte mich an und winkte mich durch.
    Man fährt von der Brücke runter und ist mitten in der Innenstadt von Soo Canada. Für kanadische Verhältnisse ist es eine große Stadt, mindestens viermal so groß wie Soo Michigan. Ich fuhr die Bay Street runter, an der Fischbrutanstalt und dem Verwaltungszentrum vorbei auf einen großen, hell erleuchteten Parkplatz. Früher sprach man vom Brauereiverkauf. Heute heißt es schlicht Bierladen. In jeder kanadischen Stadt gibt es einen oder zwei davon, von Vancouver bis Prince Edward Island. Es ist ein herrlicher Ort. Man geht rein
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