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Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung

Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung

Titel: Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung
Autoren: Hocking Amanda
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ging. Ich war nicht gerade scharf darauf, zu sterben, aber ich wollte auch nicht qualvoll leiden.
    » Wozu die Eile? « Lucian wollte mir mit dem Handrücken über die Wange streichen, doch ich zuckte zurück, sodass seine grotesk langen, schwarzen Fingernägel meine Haut kaum berührten. Er lächelte mich an. Ich musste schlucken, um mich nicht zu übergeben. » Noch hast du Leben in dir. «
    » Wen juckt’s? « , sagte Violet verächtlich.
    » Ich finde, dass heute ein guter Tag zum Sterben ist. Es ist bald Mitternacht, also bringen wir’s hinter uns. «
    Unbewusst war ich einen Schritt zurückgetreten. Obwohl sich meine Beine anfühlten wie Gummi, wollten sie nur wegrennen. Mein rasender Puls sandte mir dieselbe Botschaft, doch mein Verstand sagte mir, dass ich nicht weit kommen würde, ehe mich Lucian in die Finger bekam. Schon der Gedanke daran jagte mir kalte Schauer über den Rücken. Ich kam zu dem Schluss, dass es das Beste war, Violet so auf die Palme zu bringen, dass sie mich rasch umbrachte.
    » Dein Make-up sieht grauenhaft aus « , sagte ich. Das war bei Weitem nicht so anmaßend und beleidigend, wie ich es geplant hatte, doch die Panik vernebelte mir das Gehirn.
    » Und du siehst vielleicht erst grauenhaft aus! « , erwiderte Violet und warf mir einen angewiderten Blick zu.
    » Meine Damen! « Lucian hob beide Hände, um uns zum Schweigen zu bringen.
    Von den übergroßen Zähnen bis hin zum langen schwarzen Mantel entsprach er genau dem Vampirklischee, das Jack ablehnte. In der Disco hatte Violet versehentlich verraten, dass er in Wahrheit Hector hieß. Wahrscheinlich war er ein schleimiger Computerfreak gewesen, ehe er unvermittelt in die Vampirwelt gestolpert war. Er hatte sich dem Ideal des gruseligen, romantischen Vampirs verschrieben, auf die Gefahr hin, zu einer kitschigen Karikatur zu verkommen.
    » Das ist mir doch zu blöd! « , rief ich. Ich war überrascht, wie laut meine Stimme klang. » Wenn ihr mich nicht umbringt, gehe ich jetzt nach Hause. « Ich bezweifelte, dass das wirklich eine Drohung war.
    Violet ließ wieder ihr schrilles Lachen hören. Mir ging das so langsam auf die Nerven.
    » Ich bringe dich nicht um « , versicherte mir Lucian.
    Er würde mich nicht so einfach gehen lassen, denn er hatte offenbar etwas Schlimmeres mit mir vor. Als er mit der Hand meinen Arm berührte, legte sich ein Schalter in mir um. Mir wurde plötzlich bewusst, dass ich das alles nicht träumte, und ich drehte völlig durch.
    » Lass mich los! « , kreischte ich und versuchte, meinen Arm wegzuziehen. Mir war klar, dass ich mich nicht würde befreien können, aber ich musste einfach kämpfen. Meine Haut brannte, und ich war kurz davor, mich zu übergeben. » Fass mich nicht an! Lass mich los! Lass mich los! «
    » Alice! « , zischte Lucian und presste mir die andere Hand fest auf den Mund, um mich zum Schweigen zu bringen.
    In meinem Leben hatte ich noch nie so viel Angst gehabt. Ich kreischte und schlug und trat wild um mich. Am liebsten hätte ich ihm in die Hand gebissen, doch der Gedanke daran war einfach zu widerlich.
    Die Vorstellung, was er mir antun würde, war das Grässlichste, was ich je erlebt hatte, schlimmer noch als das schreckliche Gefühl, von Jack getrennt zu sein. Im Gegensatz zur schleichenden, quälenden Trostlosigkeit, die mich in den vergangenen Tagen ergriffen hatte, brach diese Qual unmittelbar, mit gnadenloser Wucht über mich herein.
    » Lass sie los! « , ertönte eine samtene Stimme aus dem Nebel. Ich öffnete die Augen.
    Er stand so weit von uns weg, dass der Nebel ihn noch verbarg, doch seine wütenden smaragdgrünen Augen waren unverkennbar. Es war Peter. Auf mich wirkte seine Anwesenheit gleichermaßen beruhigend und Angst einflößend. Peter würde mich vor Lucian retten, doch anschließend würde er mich und Jack umbringen – wie gewonnen, so zerronnen.
    » Was? « Lucian klang erschrocken, und ich stellte meine Gegenwehr ein. Wahrscheinlich wäre ich in mich zusammengesackt, wenn er mich nicht mit seinen grauenhaften Händen festgehalten hätte.
    » Lass sie los! « Peter kam einen Schritt auf uns zu. Ich konnte ihn nun genauer sehen. In seinem Gesicht stand die blanke Wut.
    Obwohl er nicht sehr groß war, wirkte er unglaublich einschüchternd. Der angespannte Unterkiefer und die geballten Fäuste waren nur äußere Anzeichen der ungemeinen Wut und Kraft, die in ihm schlummerten. Lucian hatte mich noc h fest im Griff, doch ich spürte seine wachsende
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