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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz
Autoren: Alexander Kent
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gegeben.«
    »Er war der beste Kommandant einer Fregatte, den ich hatte.«
    Bethune fuhr fort: »Als die
Zest
in Portsmouth einlief, mußte sie dringend gründlich ausgebessert werden. Mehr als vier Jahre im Einsatz, zwei Kapitäne, drei mit Ihrem Neffen, einige Seegefechte – das hat ihr schwere und dauernde Schäden zugefügt. Ohne eine richtige Ausbesserungswerft… der letzte Kampf mit der
Unity
gab den Ausschlag. Der Hafenadmiral erhielt den Befehl, all das Ihrem Neffen zu erläutern – nachdem der Spruch des Kriegsgerichts gefällt war. Es wird Monate dauern, bis die
Zest
wieder einsatzbereit ist. Und selbst dann…«
    Nachdem der Sprach des Kriegsgerichts gefällt war.
Bolitho fragte sich, ob Bethune wirklich wußte, was er da sagte. Hätte die Säbelspitze auf Adam gezeigt, hätte er von Glück reden können, in der Königlichen Marine zu bleiben, selbst mit einem Schiff, das so müde und schwach geworden war wie die
Zest
.
    Bethune ahnte das zumindest. »Der Krieg könnte dann längst zu Ende sein. Und Ihren Neffen würde man, wie so viele andere auch, von der einzigen Aufgabe abhalten, die er liebt.« Er rollte eine Karte auf.
    »Konteradmiral Keen und Kapitän Bolitho sind immer gut miteinander ausgekommen – unter Ihrem Kommando und auch anderswo. Es scheint mir eine befriedigende Lösung zu sein.«
    Bolitho versuchte, Adams Gesicht zu verdrängen, das er an jenem Tag auf der
Indomitable
gesehen hatte, als er ihm Zenorias Tod mitteilen mußte. Sein Herz schien in Stücke zu brechen. Wie konnte Adam das neue Kommando annehmen? In dem Bewußtsein, jeden Tag auf den Menschen zu treffen und seine Befehle auszuführen, der Zenorias Mann gewesen war.
Das Mädchen mit den Mondscheinaugen!
Sie hatte Keen aus Dankbarkeit geheiratet. Adam hatte sie geliebt, liebte sie immer noch. Aber vielleicht war Adam für den Ausweg, den Keen ihm bot, dankbar? Ein Schiff auf See, keine Hulk im Hafen mit wenig Männern und all den Widrigkeiten einer Werft. Wie würde das gehen? Wie würde es ausgehen?
    Er liebte Adam wie einen Sohn, hatte ihn seit jenem Tag geliebt, als der Junge den langen Weg von Penzance nach Falmouth gekommen war, um sich ihm nach dem Tod seiner Mutter vorzustellen. Adam hatte ihm seine Liebe zu Zenoria eingestanden, weil er meinte, Bolitho müsse es wissen. Catherine hatte sie schon längst in Adams Gesicht entdeckt und zwar an dem Tag, als Zenoria Keen in ihrer Heimatkirche in Zennor heiratete.
    Wahnsinn, daran zu denken. Keen übernahm sein erstes wirklich verantwortliches Kommando als Flaggoffizier. Daran durfte nichts aus der Vergangenheit rütteln.
    Er fragte: »Glauben Sie wirklich, daß der Krieg bald vorbei ist?«
    Bethune war nicht überrascht über diese Wendung in ihrem Gespräch. »Napoleons Armeen ziehen sich an allen Fronten zurück. Das wissen die Amerikaner. Ohne ein alliiertes Frankreich werden sie ihre letzte Chance verspielen, ganz Nordamerika zu beherrschen. Wir werden immer mehr Schiffe freisetzen können, die ihren Geleitzügen auflauern und große Truppenbewegungen über See verhindern. Im September letzten Jahres haben Sie bewiesen, falls es denn überhaupt eines Beweises bedurft hätte, daß geschickt eingesetzte mächtige Fregatten nützlicher sind als sechzig Linienschiffe.« Er lächelte. »Ich erinnere mich noch an die Gesichter da drüben in dem Saal, als Sie Ihren Lordschaften sagten, daß der Kampf in Kiellinie vorbei wäre. Das hielten einige für Gotteslästerung. Unglücklicherweise gibt es aber noch viele, die Sie davon erst überzeugen müssen.«
    Bolitho sah ihn wieder zur Uhr blicken. Sillitoe hatte sich verspätet. Er wußte genau, welchen Einfluß er hatte, lebte damit und wußte auch, daß Menschen ihn fürchteten. Bolitho hegte den Verdacht, daß Sillitoe daran sogar seine Freude hatte.
    »All diese Jahre, Richard, bedeuten für manche ein ganzes Leben«, bemerkte Bethune. »Zwanzig Jahre fast ununterbrochen Krieg mit Frankreich. Und davor haben wir auf der
Sparrow
auch schon gegen Frankreich gekämpft. Während der amerikanischen Rebellion.«
    »Wir waren damals sehr jung, Graham. Aber ich kann schon verstehen, daß der Mann auf der Straße nicht mehr an unseren Sieg glaubt, auch wenn er jetzt greifbar nahe ist.«
    »Aber Sie haben nie daran gezweifelt?«
    Bolitho hörte Stimmen auf dem Flur. »Ich habe nie daran gezweifelt, daß wir gewinnen würden, letzten Endes jedenfalls. Aber siegen? Ein Sieg ist etwas ganz anderes.«
    Ein Diener öffnete die vornehmen
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