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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai
Autoren: Gordon R Dickson
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werden.“
    Ich hörte diese Worte – und plötzlich hallte mein Innerstes wider in dem allesumfassenden Gefühl einer Heimkehr – einer endgültigen Rückkehr nach einem ewigen Zuhause – und in dem Echo eines unerschütterlichen Vertrauens in den Glauben meiner Vorväter. Die Reihen jener, die niemals wanken, schlossen sich tröstend um mich. Und ich, der ich ebenfalls nie gewankt hatte, trat hinzu und marschierte vorwärts mit ihnen. In diesem Moment – in diesem einen Augenblick – spürte ich das, was Jamethon empfunden haben mußte, als er mir auf Santa Maria gegenüberstand. Und seiner Entscheidung für Leben oder Tod. Nur eine einzige Sekunde lang spürte ich es, doch das reicht völlig aus.
    „Fangen Sie an“, sagte ich zu Padma, und ich hörte meine eigene Stimme wie aus weiter Ferne.
    Ich sah, wie er den Finger auf mich richtete.
    Dunkelheit hüllte mich ein – Dunkelheit und Wut. Ich befand mich im Land des Blitzes, doch hier wohnte nicht mehr nur der Blitz allein, sondern auch trübe Düsternis und Wolken und Sturm und Donner. Die wütenden Gewalten um mich herum schleuderten und wirbelten mich umher, fesselten mich an den Boden, und ich versuchte mit aller Kraft, in die Höhe zu kommen, mir den Weg freizukämpfen in die hellen und ruhigen Zonen über den Gewitterwolken. Doch es waren meine eigenen Anstrengungen, die mich zu Boden stürzen ließen, mich wild umherwirbelten und nach unten preßten, anstatt emporzuheben – und endlich begriff ich.
    Denn der Sturm wehte in meinem Innern; ich hatte ihn selbst erschaffen. Es war das wütende Tosen in mir, das Gefüge aus Gewalt und Rache und Zerstörung, das ich in all den Jahren selbst konstruiert hatte. Und so, wie ich die Stärken der anderen gegen sie selbst gerichtet hatte, so wandte ich nun meine eigene Stärke gegen mich. Sie trieb mich tiefer und immer tiefer hinab, immer weiter in meine eigene Dunkelheit, bis letztendlich alles Licht erlöschen wollte.
    Ich stürzte hinab, denn mein innerer Sturm war stärker als mein Wille. Ich fiel weiter in die finsteren Tiefen meiner Seele. Doch als die Dunkelheit mich völlig einhüllte und ich aufgeben wollte, stellte ich fest, daß ich es nicht konnte. Etwas anderes in mir ließ es nicht zu. Es wehrte sich noch immer und stemmte sich den schwarzen Böen entgegen. Und dann wußte ich auch, was es war.
    Es war das, was Mathias nie hatte eliminieren können, als ich noch ein Kind gewesen war. Es war das ganze Erbe der Erde und des vorwärts strebenden Menschen. Es war Leonidas {6} mit seinen dreihundert Kriegern bei den Thermopylen. Es war der Auszug der Israeliten in die Wüste und ihre Durchquerung des Roten Meeres. Es war das Parthenon auf der Akropolis, der weiße Schimmer über Athen.
    Das war es – der unnachgiebige Geist aller Menschen –, was in mir jetzt nicht nachgeben wollte. In meinem hin und her gezerrten, sturmgepeitschten Geist, der in der Finsternis ertrank, reckte sich plötzlich etwas mit unbändiger Freude empor. Denn ich wußte mit einemmal, daß es auch für mich da war – jenes hoch gelegene und steinige Land, in dem die Luft rein war und alle Fetzen aus Heuchelei und Schwindel fortgerissen wurden.
    Ich hatte Jamethon auf dem Gebiet seiner Stärke angegriffen – aus den inneren Stellungen meiner eigenen Schwäche. Das hatte Padma damit gemeint, als er sagte, ich hätte mich sogar in dem Augenblick selbst bekämpft, als ich gegen Jamethon antrat. Aus diesem Grund hatte ich verloren, denn ich hatte mein wankelmütiges Verlangen gegen seinen unerschütterlichen Glauben gestellt. Aber meine Niederlage bedeutete nicht, daß ich kein Gebiet innerer Stärke besaß. Es war da. Es war immer da, tief in mir verborgen, die ganze Zeit über!
    Jetzt sah ich es ganz deutlich. Und es erschien mir nun wie das Siegesgeläut von Glocken, als ich erneut die rauhe Stimme Mark Torres vernahm, die triumphierend zwischen meinen Gedanken erscholl. Und auch die Stimme von Lisa, die mich, wie ich nun begriff, besser als ich selbst verstanden und mich nie aufgegeben hatte. Lisa. Und als ich wieder an sie dachte, hörte ich sie alle.
    All die Millionen und Milliarden summender Stimmen – die Stimmen aller Menschen, seit der Homo sapiens sich das erstemal erhoben hatte und fortan aufrecht gegangen war. Sie umgaben mich erneut, wie auch damals am Transitpunkt des Indexzimmers der Letzten Enzyklopädie. Und sie umringten mich wie Schwingen, die mich unbesiegbar machten und emportrugen, durch die trübe
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