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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai
Autoren: Gordon R Dickson
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als jemals zuvor von der Macht entfernt ist. Sie hofften, unsere Truppen durch die Ermordung Graemes zu Vergeltungsmaßnahmen gegen die Zivilbevölkerung provozieren zu können, so daß die Regierung von Santa Maria die Soldaten zu uns Exoten zurückschicken müßte und einer Rebellion der Blauen Front somit schutzlos ausgeliefert wäre.“
    Ich starrte ihn an.
    „Alles steht in einer Wechselbeziehung zueinander“, fuhr Padma fort. „Kensie war für eine endgültige Versetzung an einen Schreibtischposten daheim auf Mara oder Kultis vorgesehen. Er und sein Bruder Ian hätten für den Rest ihres Berufslebens keinen Krieg mehr führen müssen. Durch Jamethons Tod, der eine kampflose Kapitulation seiner Truppen möglich machte, wurde eine Situation geschaffen, die die Blaue Front veranlaßte, Kensie zu ermorden. Wenn es auf Santa Maria nicht zu der Auseinandersetzung zwischen Ihnen und Jamethon gekommen wäre und wenn Jamethon nicht gewonnen hätte, dann würde Kensie noch leben. Unsere Kalkulationen beweisen das.“
    „Jamethon und ich?“ Mein Atem war plötzlich trocken.
    „Ja“, sage Padma. „Sie waren der Faktor, der Jamethon zu seiner Lösung verhalf.“
    „Ich habe ihm geholfen?“ sagte ich. „Ich?“
    „Er hat in Sie hineingesehen“, sagte Padma. „Er hat durch die rachsüchtige und zerstörerische Oberfläche gesehen, die Sie für Ihr Selbst halten – bis hin zu dem kreativen Kern in Ihnen, der so fest in Ihnen verankert ist, daß er nicht einmal von Ihrem Onkel ausgetilgt werden konnte.“
    Zwischen uns trommelte und donnerte der Regen. Aber jedes Wort von Padma drang klar und trocken zu mir durch.
    „Ich glaube Ihnen nicht!“ schrie ich. „Ich glaube nicht, daß er so etwas gesehen hat! Ich glaube nicht, daß er dazu in der Lage war!“
    „Ich sagte Ihnen“, fuhr Padma fort, „Sie würden den evolutionären Fortschritt unserer Splitterkulturen nicht ganz begreifen. Jamethons Glaube war nicht von einer Art, die durch äußere Einflußnahme erschüttert werden kann. Wenn Sie tatsächlich so wären wie Ihr Onkel Mathias, dann hätte er Ihnen nicht einmal zugehört. Er hätte Sie als einen Menschen ohne Seele ignoriert. Statt dessen aber hat er Sie als Besessenen gesehen, als einen Mann, der – wie er es ausgedrückt hätte – mit der Stimme des Satans sprach.“
    „Das glaube ich nicht!“ schrie ich.
    „Sie glauben es“, sagte Padma. „Ihnen bleibt gar nichts anderes übrig, als es zu glauben. Denn nur dadurch konnte Jamethon seine Lösung finden.“
    „Lösung!“
    „Er war ein Mann, der für seinen Glauben zu sterben bereit war. Aber als Kommandeur fand er es unverantwortlich, seine Männer aus einem so persönlichen Motiv in den Tod ziehen zu lassen.“ Padma musterte mich, und für einen Augenblick ließ der Regen ein wenig nach. „Aber Sie boten ihm etwas an, das er für die sündige Verlockung des Teufels halten mußte: sein Leben in dieser Welt, wenn er seinen Glauben und seine Männer verraten und damit den Konflikt vermeiden würde, der zu seinem und ihrem Tod führen mußte.“
    „Was waren das für verrückte Überlegungen?“ sagte ich. In der Kirche waren die Gebete verstummt, und eine einzelne, kräftige und tiefe Stimme hatte mit der Totenmesse begonnen.
    „Sie waren nicht verrückt“, widersprach Padma. „In dem Augenblick, als er sich darüber klarwurde, lag die Antwort auf der Hand. Er brauchte nur das Gegenteil von dem zu tun, was ihm der Satan anbot. Er mußte die absolute Notwendigkeit des eigenen Todes akzeptieren.“
    „Und das war eine Lösung?“ Ich versuchte zu lachen, doch meine Kehle brannte.
    „Es war die einzige Lösung“, sagte Padma. „Als er das begriffen hatte, sah er sofort, daß es nur einen Ausweg gab: Es gab nur eine Situation, in der seine Männer kapitulieren würden – wenn er tot war und sie sich in einer unhaltbaren Kampfposition befanden, aus Gründen, die nur er kannte.“
    Ich spürte, wie das Echo seiner Worte in mir gleich einer rhetorischen Lanze durch mein Innerstes schnitt.
    „Aber er wollte nicht sterben!“ sagte ich.
    „Er überließ die Entscheidung seinem Gott“, gab Padma zurück. „Er arrangierte es so, daß ihn nur ein Wunder retten konnte.“
    „Was sagen Sie da?“ Ich starrte ihn an. „Er stellte einen Verhandlungstisch mit Parlamentärflagge auf. Er nahm vier Männer …“
    „Da war keine Flagge. Und die Männer waren alt und wollten einen Märtyrertod sterben.“
    „Er nahm vier!“ schrie ich. „Vier
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