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Unter allen Beeten ist Ruh

Unter allen Beeten ist Ruh

Titel: Unter allen Beeten ist Ruh
Autoren: Auerbach , Keller,
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Synchronspringerturnier. Sigrun und Elke grinsten zeitgleich und perfekt orchestriert. Ihr heutiger Auftritt würde für eine Goldmedaille reichen. Die beiden führten etwas im Schilde. Es wurde allerhöchste Zeit, ihren Freundinnen auf den Zahn zu fühlen.
    »Was kostet die Immobilie denn?«
    Elke schluckte. Maria sah ihr an, dass sie sich ein zuversichtliches Lächeln förmlich abringen musste. Es entging Maria auch nicht, dass Sigrun bei dieser Kernfrage gleich den Rest ihres Weines herunterkippte.
    »Für ein normales Apartment für drei Personen zahlt man schon so um die hunderttausend, aber natürlich ist die Lage dann nicht so gut. Das sind Wohnungen und Häuser, wie wir sie auf dem Weg vom Flughafen gesehen haben«, führte Elke ganz sachlich aus.
    Deshalb hatte sie sich also die Betonbunker ansehen müssen. Maria durchschaute Elkes Strategie, was man ihr offenbar ansah. Sigrun und Elke wurden sichtlich nervös.
    »Diese Anlage, wie soll ich sagen …«
    »Beste Lage«, warf Sigrun ein.
    »Jetzt redet nicht so lange um den heißen Brei herum.« Marias Geduldsfaden wurde immer dünner.
    »Nun ja, es ist schon eine beachtliche Summe.«
    Maria beschloss, den geschäftlichen Teil des Abends etwas abzukürzen. So teuer würde das neue Zuhause ja wohl nicht sein. Dennoch entschied sie sich dazu, gleich mal etwas höher zu greifen. »Zweihunderttausend?«.
    Elke und Sigrun wechselten besorgniserregende Blicke.
    »Mehr?«
    Elke fasste sich ein Herz: »Es sind vierhundertfünfzigtausend.«
    In ihrem langen Geschäftsleben hatte Maria schon einige Überraschungen erlebt, aber diese Summe erschütterte sie für einen Moment bis ins Mark. Erst mal tief Luft holen.
    »Wir können natürlich auch nach etwas Einfacherem Ausschau halten.«
    Maria las in Elkes Augen, dass diese Möglichkeit zwar rein theoretisch bestand, aber nicht dem entsprechen würde, was sie sich vorstellten. Schön war sie ja, die Anlage. Ein sehr überzeugender Prospekt, der immer noch in ihren Händen lag.
    »Das ist zugegebenermaßen mehr, als wir ausgeben wollten.«
    Elke nickte schuldbewusst. »Aber dafür bekommen wir auch mehr.«
    Sigrun wirkte absolut von dem Objekt überzeugt. »Ich hab zeit meines Lebens hart gearbeitet, und wer weiß, wie lange wir noch leben.«
    »Wichtig ist natürlich auch, dass der Wert des Objektes erhalten bleibt«, fügte Elke hinzu.
    Maria bekam angesichts des schönen Abends, dieser schier unwiderstehlichen Broschüre und des durchaus überzeugenden Überredungs-Pingpongs ihrer Freundinnen leichte Hitzewallungen, was sicher nicht an dem warmen Klima lag, sondern eher an dem Umstand, dass sie sich in diesem Augenblick bewusstmachte, weshalb sie wirklich hier war. Die Insel einfach nur mal unverbindlich ansehen? Sigrun und Elke hatten sich offenbar schon so weit aus dem Fenster gelehnt, dass Maria jetzt unmöglich einen Rückzieher machen konnte. Und das wollte sie auch gar nicht. Andererseits war die Summe stattlich, um nicht zu sagen uferlos. Elke und Sigrun mussten ihr wohl angesehen haben, wie sehr sie sich von ihnen überrumpelt fühlte. »Wir können uns den Bungalow ja morgen mal ansehen, ganz unverbindlich«, versuchte Sigrun sie zu beschwichtigen.
    Das Objekt ihrer Begierde lag direkt an der Avenida Gran Canaria, der Luxusmeile von Playa, die sich halbkreisförmig um die Dünen zog und an der sich die schönsten und wohl auch teuersten Anwesen gruppierten. Die gepflegten Vorgärten und die üppige Bepflanzung sprachen dafür, dass sich jemand regelmäßig um die Anlage kümmerte. Die meisten Bungalows waren eher klein, ganz in Weiß, mit Eisenbeschlägen und schweren Holztüren. Dazwischen gab es größere Häuser, die alle mit einer Dachterrasse ausgestattet waren. Schmale Wege führten zu einem zentralen Swimmingpool, der von saftigem Gras – eine Seltenheit an der Südspitze der Insel – eingesäumt war.
    Maria inhalierte die frische Luft vom Meer, die in der Mittagshitze für etwas Abkühlung sorgte. Jetzt nur nichts überstürzen. Einen klaren Kopf bewahren, sagte sie sich, als sie die Anlage betraten. Aus den guten Vorsätzen wurde jedoch nichts. Elke kam nämlich auf die alberne Idee, sie raten zu lassen, welches Haus die beiden als ihr künftiges Zuhause auserkoren hatten. Es fühlte sich in dem Moment fast so an wie Ostern im Garten von Marias Eltern, wo sie Jahr für Jahr nach Eiern und Geschenken gesucht hatten. Ein Riesenspaß, auch noch, als sie schon erwachsen waren. Gute Traditionen soll
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