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Unter allen Beeten ist Ruh

Unter allen Beeten ist Ruh

Titel: Unter allen Beeten ist Ruh
Autoren: Auerbach , Keller,
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reichen, aber da muss man durch«, solidarisierte sich Maria mit ihrem netten Nachbarn. Den müssen wir uns warmhalten, dachte sie.
    »Genau das sage ich auch immer. Haltung bewahren, Contenance.« In seiner Stimme lag ein Hauch von Aristokratie und zugleich etwas Damenhaftes, das Maria schmunzeln ließ. Miguels positive Ausstrahlung und sein gepflegter Humor kamen gut bei ihr an.
    »Sie sollten den Makler herunterhandeln. So viele Interessenten für das Haus gibt es nicht. Ich kriege von nebenan aus alles mit.«
    Elke drängte sich in die Küche. Sie wurde immer hellhörig, wenn es um Verhandlungen ging. »Uns hat er erzählt, es gebe zahlreiche Interessenten.«
    »Ich fürchte, er hat recht«, desillusionierte Sigrun die beiden. Durch die geöffnete Terrassentür hatte sie den Makler in Begleitung eines Ehepaars Mitte vierzig, das in Anbetracht der Anzahl von Goldketten, die um den Hals der Gattin baumelten, sehr finanzkräftig aussah, zuerst bemerkt.
    Maria hielt es nicht mehr in der Küche. Ein anderer Bewerber? Das kam nicht in Frage. Diese Küche gehörte ihr, und niemand sollte es wagen, ihr das Allerheiligste streitig zu machen.
    »Wenn Sie mich fragen, ein Berliner Geschäftsmann mit seiner Goldelse.« Miguel verzog verächtlich das Gesicht. »Seien wir doch mal ehrlich. Wer will schon neben solchen Leuten wohnen? Überhaupt, diese Karohosen! So was tragen doch nur noch Gruftpuppen auf dem Golfplatz.«
    Miguel hatte es spätestens jetzt geschafft, Marias Herz zu erobern. Sigrun ging es offenbar genauso. Ihr warmes Lächeln zeugte von großer Sympathie für ihren Nachbarn in spe. Maria wusste, dass sie derbe Sprüche liebte, und für einen Nachbarn wie Miguel würde sie töten. Mit ebenjenem Killerblick empfing sie nun den Makler, eine wieselgleiche, hagere Gestalt mit Hakennase, der fast aus den Schuhen kippte, als er sah, dass bereits jemand im Haus war.
    »Wir hatten einen Termin. Sie erinnern sich«, fuhr ihn Sigrun angriffslustig an.
    Maria bewunderte sie für ihre natürliche autoritäre Ausstrahlung und den schneidenden Ton in ihrer Stimme.
    »Hola«, mehr brachte der Makler nicht hervor, als sich die Frauenfront bedrohlich vor ihm aufbaute.
    »Was geht hier eigentlich vor?«, wollte der Berliner Karohosenträger wissen.
    »Hier hat wohl jemand einen desolat geführten Terminkalender«, setzte Sigrun nach.
    »Tut mir leid, Señoras, meine Sekretärin …«
    Die »Goldelse« machte Anstalten, das Haus zu betreten. Maria war froh, dass Sigrun sich ihr wie eine Löwin entgegenstellte. Sigruns Gesten und Körperhaltung, vor allem aber ihr stechender angriffslustiger Blick wirkten fast etwas bedrohlich, wenn auch der Situation angemessen.
    »Also, ich muss doch sehr bitten. Wir haben auch einen Termin. Herbert, jetzt sag endlich mal was!« Die Stimme der Frau, die wie das piepsige Gekläffe eines Chihuahuas klang, war Maria unerträglich.
    »Komm, Schatz, wir trinken einen Kaffee, bis die Damen fertig sind«, lenkte ihr Gatte jovial ein.
    Gott sei Dank musste Maria diese Leute nicht länger ertragen. Zumindest hatten sie nun eine kleine Verschnaufpause. Auch der Makler wirkte erleichtert.
    »Wie lange brauchen Sie?«, wollte Herbert wissen.
    »Vielleicht eine halbe Stunde?«
    Miguel mischte sich ein. »Also, das ist ja mal nicht die feine englische Art. Sie können die Damen doch nicht durch das Haus hetzen.«
    Karo-Herbert wurde die Diskussion zu dumm. Er nahm seine Gattin an der Hand und zog mit den Worten »Die können sich das Haus ja sowieso nicht leisten« von dannen.
    Als Maria die Bemerkung, die der Unsympath im Gehen lautstark und somit für alle unüberhörbar von sich gab, mitbekam, verengten sich ihre Augen.
    »Wie ich Ihnen schon sagte, die Anlage ist sehr begehrt. Ich fürchte, ich kann den ursprünglichen Preis nicht mehr halten.«
    »Was soll das heißen?« Wenn es ans Eingemachte ging, konnte Maria auch ziemlich schnell auf den Punkt kommen.
    »Die anderen Interessenten wären bereit, noch ein wenig mehr zu investieren, für den Umbau …«
    »Ich dachte, die Anlage sei renoviert. Was gibt es denn da umzubauen?«, fauchte Sigrun den Makler an. So wütend hatte Maria ihre Freundin noch nie erlebt.
    »Wenn ich mich recht erinnere, gab es bei Ihnen doch noch Probleme mit der Finanzierung.«
    Von wegen Umbau oder Finanzierung. Ein Preistreiber war er, und so etwas konnten sie ihm nicht durchgehen lassen.
    »Die haben sich eben geklärt«, trat Maria ihm resolut entgegen.
    »Wir haben Ihr
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