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Unter allen Beeten ist Ruh

Unter allen Beeten ist Ruh

Titel: Unter allen Beeten ist Ruh
Autoren: Auerbach , Keller,
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man fortführen. Warum also nicht? Maria ging zum Pool, der einen Rundblick über die Bungalows ermöglichte. Statt der Ostereier suchte sie nun ein Haus. Die freudige Anspannung war jedoch die gleiche geblieben.
    »Vielleicht da drüben?«, mutmaßte sie.
    Elke musste herzhaft lachen. Maria machte sich in dem Moment klar, dass ihr Geschmack noch erlesener zu sein schien als Sigruns sicherer Instinkt für Qualität, die auch hier ihren Preis hatte.
    »Wenn du eine Million lockermachen kannst.«
    Maria erschrak. Das Haus wirkte wie eine kleine Villa. Die Terrasse war komplett mit Blumen geschmückt, pinkfarbenen Bougainvillen, die sich von dem Weiß des Hauses besonders gut abhoben. Ein zweites Objekt in unmittelbarer Nähe war etwas kleiner und sah unbewohnt aus.
    »Es wird wärmer«, gab Elke Maria zu verstehen, als sie in die richtige Richtung sah. Das war es also, ihr neues Zuhause.
    »Eigentlich sollte der Makler längst hier sein«, bemerkte Sigrun ungeduldig.
    »Vielleicht ist ja offen.«
    Elke stürmte voran. Sie konnte es kaum erwarten, das Haus wiederzusehen. Hoffentlich würde es Maria gefallen. Dass sie sich fasziniert umblickte, war sicherlich mal ein gutes Zeichen. Einige freundliche Gesichter von potentiellen Nachbarn nickten höflich zum Gruß in ihre Richtung. Andere beäugten sie neugierig, taxierten sie als mögliche Käuferinnen. Soweit Elke dies nach dem ersten Eindruck beurteilen konnte, lag der Altersdurchschnitt bei über fünfzig. »Die meisten hier sind aus Deutschland. Ein paar Spanier und Skandinavier«, belehrte sie Maria und Sigrun, die sie zum Haus begleiteten.
    Als sie ihr neues Heim in spe erreichten, merkte Elke deutlich, wie angespannt Maria war. Ihre Hand fuhr in einer fast zärtlichen Bewegung an der Brüstung der Terrasse entlang. Spätestens jetzt fiel Elke die schwere Last, die sie die letzten Tage über geplagt hatte, von den Schultern. Sie wusste nun, dass es Maria hier gefallen würde.
    »Klimaanlage, moderne Einbauküche, komplett renoviert. Hier hat bis letztes Jahr ein deutsches Ehepaar aus Stuttgart gewohnt.« Brauchte es noch mehr Überredungskunst?
    »Wollen Sie sich ein wenig umsehen?«, fragte eine männliche Stimme, die wie aus dem Nichts zu kommen schien.
    Sigrun und Maria fuhren überrascht herum. Von der Terrasse des Nebengebäudes trat ein braungebrannter Mann um die fünfzig, der sie mit einem warmen Speedy-Gonzalez-Lächeln begrüßte.
    »Miguel Hernandez oder einfach nur Miguel«, stellte er sich galant vor.
    Sigrun ergriff die Initiative. »Elke und Maria. Ich bin Sigrun. Wir sind mit dem Makler verabredet.«
    »Der kommt immer zu spät, wenn er denn kommt. Ein Wunder, dass er überhaupt etwas verkauft.«
    Marias Leidensmiene aufgrund dieser in Aussicht gestellten Wartezeit schien empathische Gefühle, um nicht zu sagen pures Mitleid bei Miguel zu wecken.
    »Ich hab einen Schlüssel, wenn Sie wollen?«, bot er charmant an.
    »Wo haben sie den denn her?« Elke gedachte ihm etwas auf den Zahn zu fühlen.
    »Ich hab jahrelang für die ehemaligen Besitzer die Blumen gegossen. Die waren ja oft in Deutschland.«
    Miguels Grinsen hatte etwas Lausbübisches und war unwiderstehlich. Elke musterte ihn. Er wirkte sehr gepflegt, trug ein seidenes Halstuch und, was ihr sofort ins Auge stach, ein perfekt gebügeltes kurzärmliges Hemd. Seine Bewegungen waren geschmeidig, seine Stimme sanft. Als Miguel ihnen aufschloss, zog Sigrun sie zur Seite und flüsterte ihr »Eine Tunte« ins Ohr.
    »Du meinst …«, erwiderte Elke.
    »Na klar, das sieht doch ein Blinder.«
    Das Haus war ein Traum in Weiß, das von massiven Holzelementen geschickt gebrochen wurde. Maria steuerte schnurstracks auf die Küche zu, denn dies war der Raum, in dem sie sich für gewöhnlich am liebsten aufhielt. Gemütlich musste sie sein und geräumig. Eine Küche sagte zudem viel über das ganze Haus aus. Miguel begleitete sie, hatte ihr sogar galant die Tür aufgehalten. Elke und Sigrun inspizierten in der Zwischenzeit die anderen Räume im oberen Stockwerk.
    »Das Haus ist sehr gepflegt. Die Leute waren nicht oft hier«, bemerkte Miguel, als er sich in der Küche umsah.
    »Wie lange sind Sie schon auf Gran Canaria?«
    »Eine halbe Ewigkeit. Ab einem gewissen Alter hört man auf, die Jahre zu zählen«, sagte er mit einem Lächeln.
    »Sie sind doch noch recht jung«, wandte Maria ein.
    »Das täuscht, meine Teuerste. Mein Spiegel sagt mir jeden Morgen etwas anderes.«
    »Da können wir uns ja die Hand
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