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Unter allen Beeten ist Ruh

Unter allen Beeten ist Ruh

Titel: Unter allen Beeten ist Ruh
Autoren: Auerbach , Keller,
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mitzubekommen, zum Beispiel den gutgekleideten älteren Herrn in Lacoste-Outfit, der Sigrun von Kopf bis Fuß musterte.
    Auch Elke, die neben Maria lief, war der bewundernde Blick des Mannes offenbar nicht entgangen.
    »So viel Glück möchte ich auch mal haben«, beschwerte sie sich.
    Die arme Elke! Ein glückliches Händchen hatte sie in der Auswahl ihrer Männer bisher ja nicht bewiesen. Sie ein bisschen zu trösten, konnte nicht schaden.
    »Wer weiß, vielleicht findest du auch irgendwann den Richtigen.«
    »Den Richtigen? Den gibt’s nicht, jedenfalls nicht für mich«, stellte Elke ohne den Schatten eines Zweifels fest.
    »Du hattest Glück mit deinem Edgar.« Sigrun musste Elkes Bemerkung trotz des heftig tosenden Abendwindes aufgeschnappt haben und warf Elke einen unübersehbaren mahnenden Blick zu.
    Einfach rührend, zu sehen, wie sehr alle um sie besorgt waren. Sigrun würde nun bestimmt versuchen, sie möglichst schnell auf andere Gedanken zu bringen. Maria war gespannt darauf, was ihre Freundin sich einfallen lassen würde, um sie vermeintlich aufzumuntern, und prompt sondierte Sigrun in blindem Aktivismus das Terrain nach möglichen Ablenkungen.
    »Die Postkarten da drüben, die solltet ihr euch mal ansehen.«
    Maria war sich sicher, dass Sigrun den Postkartenstand rein zufällig ins Visier genommen hatte. Dennoch eine nette Geste, und tatsächlich hatte der Stand sehr schöne Ansichtskarten. Ein Panoramamotiv der Dünen hatte es ihr besonders angetan. »Vielleicht sollte ich Robert noch heute eine Karte schreiben, damit er sich keine Sorgen macht«, überlegte Maria laut.
    »Wie ich ihn kenne, macht er sich sowieso keine Sorgen.«
    Sigrun traf ins Schwarze. Auch das war Sigrun. Etwas schönzureden war ihr fremd, und genau diese Charaktereigenschaft schätzte Maria so sehr an ihr.
    »So schlimm ist er nun auch wieder nicht. Er hat mich zum Flughafen gefahren.«
    »Hat er es von sich aus angeboten?«
    Maria schwieg.
    »Na also!«
    »Er ist viel unterwegs … eigentlich hast du ja recht.«
    Ein leichter Ostwind bewegte den Sand, umgarnte die Blätter der Palmen und Sukkulenten, die spärlich aus dem von der untergehenden Sonne rot gefärbten Wüstenteppich sprossen. Vom Anblick der Dünen konnte Maria anscheinend gar nicht genug bekommen – eine große Erleichterung für Elke. Vielleicht hatten sie sich ja doch die richtige Ecke auf der Insel ausgesucht. Der anstrengende Spaziergang dünauf, dünab bereitete Maria offensichtlich großen Spaß.
    Nun machten sich die vielen Stunden im Fitnessstudio bezahlt. Elke hatte keine Mühe, die Gipfel der großen Dünen zu erklimmen, Sigrun und Maria dagegen gerieten dabei ganz schön ins Schwitzen, aber die Anstrengung lohnte sich. Was für ein herrliches Panorama. Der Sand schimmerte rötlich, die Dünen warfen geheimnisvolle lange Schatten. Die Sonne hüllte jene Bungalowsiedlung, die sie bereits von der Anhöhe der Schnellstraße aus gesehen hatten, in einladend warmes Licht.
    »Das sind wieder diese Bungalows«, stellte Maria zu Elkes Zufriedenheit fest.
    »Sind die nicht wunderschön? Stell dir nur vor, einer davon steht sogar zum Verkauf.«
    Da war er wieder, der sanfte Druck, bei dem sich Elke erneut ertappte.
    »Das können wir uns doch bestimmt nicht leisten.«
    Maria schien angebissen zu haben.
    »Kommt darauf an«, warf Sigrun ein.
    Elke schluckte. Sie wusste ganz genau, dass es einzig und allein darauf ankam, ob sie Maria für ihr Traumobjekt begeistern konnten.
    »Am besten, wir besprechen das alles bei einem gemütlichen Abendessen.«
    Jeden Tag im Freien essen zu können, war für Maria eines jener unschlagbaren Argumente, die ihr den Gedanken an ein Rentnerleben unter Palmen ein Stück näher brachten. Der ruhig gelegene Tisch, auf dem ein geschmackvoll arrangiertes Blumengesteck seinen verführerischen Duft verströmte, und der Blick aufs Meer, das im Licht des Mondes mit sanfter Brandung gegen das Ufer schlug, luden nach einem opulenten Menü förmlich zum Träumen ein.
    »Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so lecker gegessen habe«, würdigte sie das Dreigängemenü à la carte, zu dem sie Elke und Sigrun eingeladen hatten.
    »Uns geht es so richtig gut.« Damit erhob Elke das Glas zu einem Toast. »Auf deinen ersten Tag.«
    Maria stieß gerne mit an. »Und darauf, dass wir uns über all die Jahre nicht aus den Augen verloren haben.« Drei Gläser trafen im Gleichklang zufriedener Seelen aufeinander.
    »Um ganz ehrlich zu
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