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Unsterbliche Versuchung

Unsterbliche Versuchung

Titel: Unsterbliche Versuchung
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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gegeben.
„Den Grund dafür wirst du mir vermutlich nicht verraten?“
„Davon abgesehen, dass er seine notgeilen Stummelfinger nicht von mir lassen kann? Oder seine wässrigen kleinen Glubschaugen, die mich ansehen, als würden mir drei Brüste wachsen? Oder sein widerwärtiger kleiner …“
„Es reicht, Jones!“, donnerte Chace.
Warum lässt mich eigentlich keiner ausreden?
    Verstimmt klappte ich den Mund zu.
„Wir sehen uns Morgen … Pass auf dich auf.“ Stille. Irritiert starrte ich auf das Mobiltelefon in meiner Hand. Er hatte aufgelegt ehe ich etwas erwidern konnte.
„Pass auf dich auf?“ Wow, was war denn mit dem los?
Chace war ein zugeknöpfter, anzutragender Geschäftsmann mit einem Stock im Allerwertesten, der entweder verkniffen grinste um jemandem zu zeigen, dass er ihm gleich den Arsch aufreißen würde oder seine sonst sehr ausdruckslose Miene zur Schau stellte. Selbst wenn er schrie, war sein blasses Gesicht völlig ebenmäßig. Chace war alt, wie alt genau, wusste aber keiner, und er war einer der Wenigen, die wirklich aussahen wie richtige Vampire. Pechschwarzes, schulterlanges Haar schmückte sein Haupt. Er hatte scharfgeschnittene Wangen- und Kieferknochen und eine so gerade Nase, dass man damit vermutlich Papier schneiden konnte. Sein Gesicht war von makelloser blass gepuderter Schönheit. Seine Augen zeugten von einer messerscharfen Intelligenz, sodass man sich dreimal überlegte, ihn anzusprechen. Wenn man es dennoch wagte, bohrte sich der silbergraue, stechende Blick mit erschreckender Bedrohlichkeit in die Augen seines Gegenübers. Chace war eine Augenweide. Aber er war nicht der Typ Muskelprotz, er war schlank, aber nicht schlaksig und er trug ausschließlich schwarze Anzüge. Die mysteriöse Aura die er ausstrahlte, wenn er einen Raum betrat oder verließ, brachte jede Frau zum dahin Schmelzen. Erstaunlicherweise nutzte er seine Wirkung nicht aus. Manchmal kam es mir so vor, dass er die Rolle des furchteinflößenden Vampirs viel lieber mochte, als die des heißbegehrten, geheimnisvollen Schönlings, der wirklich jede Frau, ganz gleich ob sterblich oder nicht, hätte haben können.
Er war streng, vielleicht etwas zu streng, aber er handhabte seine Angestellten mit der Präzision eines Puppenspielers. Nur ab und an war es mir gelungen die Schnur zu durchtrennen, woraufhin es einige erstaunlich heftige Wortgefechte gegeben hatte, die noch wochenlang im Büro die Runde machten.
Chaston Blank war mitunter einer der Gründe für meine beinahe harmlosen Ausraster. Ich war seine Lieblingsmaklerin und dieser alte, ekelige Sack kaufte alles, was ich ihm aufs Auge drückte. Und er versuchte ständig mir an die Schenkel zu packen. Nicht selten hatte ich ihm die Finger gebrochen, seine Erinnerung daran gelöscht und sie wieder geheilt. Dennoch kam Chace jedes Mal dahinter und flippte unnötig aus. Und dass auch nur, weil der alte Sterbliche ihm sein ganzes Vermögen in den Rachen warf, für Häuser, Villen und Jagdhütten, die er überhaupt nicht brauchte. Dabei erinnerte sich der Opa überhaupt nicht an meine groben Behandlungen, aber Chace ging es ums Prinzip. Ich hatte seiner Meinung nach keinen Respekt vor dem gierigen, stinkreichen Sterblichen.
Das war Chace´ einziger mir bekannter Makel. Mein Boss war geldgeil. Er hatte in den vergangenen Jahrhunderten in allen möglichen Bereichen seine langen, schmalen Finger ausgestreckt und Firmen gegründet. Er hortete sein Geld wie Dagobert Duck. Ob er auch darin herumschwamm? Die Vorstellung war irgendwie amüsant.
Das Einzige, was Chace jedoch zu einem wirklich wahren uralten Vampir machte, war seine Reglosigkeit. Er konnte Stundenlang dastehen ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Dabei regulierte er Atmung und Herzschlag so weit nach unten, dass ihn normale Ärzte für Tod erklärt hätten. Mein Boss war sozusagen ein wandelnder Scheintoter mit einer verführerischen Anziehung und einem Blick, der rasiermesserscharfen Klingen glich. Er war nicht der Typ Unsterblicher, der banales Zeug wie „Pass auf dich auf“ von sich gab, ohne etwas Bestimmtes damit aussagen zu wollen. Das sollte mir zu denken geben.
Chace war niemand mit dem man sich unbedingt anlegen mochte. Solchen Blutsaugern ging man lieber aus dem Weg. Mitunter einer der Gründe, wieso ich für ihn arbeitete. Chace´ Angestellte waren wie eine körperliche Verlängerung seiner Aura, niemand wagte sich in ihre Nähe. Das erleichterte mir auch das Leben unter meinesgleichen. Sie
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