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Unsterbliche Versuchung

Unsterbliche Versuchung

Titel: Unsterbliche Versuchung
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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Küche, holte ein Glas Wasser und lief zurück.
Und jetzt? Leichenblass lag er auf der Couch. Er sah grauenhaft aus. Ich wollte ihn nicht allein lassen, sonst wäre ich zu einem seiner Nachbarn gelaufen, um einen Krankenwagen zu ordern. Mit bebenden Fingern positionierte ich ein großes Kissen unter seinem Kopf.
Wieso war er überhaupt ohnmächtig?
Mit zusammengebissenen Zähnen suchte ich seinen Körper nach Verletzungen ab. Fand aber nur das dick verbundene Handgelenk.
„Oh Gott“, stöhnte ich entsetzt und hätte mich am liebsten aus dem Fenster gestürzt.
Ich hatte ihn ausgesaugt wie ein Trinkpäckchen. Alles was danach geschehen war, musste ihn zusehends geschwächt haben. Wieso hatte ich blöde Kuh nicht gleich daran gedacht, anstatt seinen Körper noch unnötig zu strapazieren?
„Verdammt!“
Wie ein Mehlsack plumpste ich neben das breite Sofa, nagte an meiner Unterlippe herum und beobachtete hilflos seine schlaffen Gesichtszüge. Nach kurzer Zeit begann Dan zu zittern. Ich sprang auf, sammelte alle Decken ein, die ich im Haus finden konnte und wickelte ihn in einen wärmenden Kokon. Dann erst schaltete ich das Licht an. Er würde sich sicher wohler fühlen, wenn er nicht in vollkommener Dunkelheit zu sich kam.
Was konnte ich noch tun?
Vielleicht ein bisschen frische Luft?
Ich flitzte zur Balkontür, stieß sie auf und bestaunte kurz die im Mondlicht funkelnden Wellen auf dem nahen Wasser. Das Grundstück reichte bis runter zu dem kleinen schmalen Streifen privater Kiesstrand. Für eine Immobilie mit solcher Aussicht hätten andere gemordet. Ich schlüpfte zurück ins Haus und tapste geräuschlos auf die Couch zu.
Nachdenklich sah ich auf das bleiche Gesicht hinab. Er musste etwas Essen, oder? Bekamen die Blutspender in den Krankenhäuser nicht immer eine Tüte mit Speisen und etwas zu trinken, um wieder zu Kräften zu kommen? Voller Tatendrang eilte ich in die Küche und durchwühlte den Kühlschrank.
„Blutbeutel … Blutbeutel … Blutbeutel. Was zum … ?“
Ich konnte es nicht glauben. Wo hatte er die nur alle her? In den Seitenfächern fand ich eine Flasche Orangensaft und eine zerdrückte Tube Ketchup. Das war es? Ungläubig durchwühlte ich die anderen Schrankfächer. Mehl, Zucker, Salz und die Gewürze am Regal, das war alles. Neben dem Wasserkocher entdeckte ich noch ein Glas löslichen Kaffee. Schulterzuckend trug ich meine Ausbeute ins Wohnzimmer und ließ alles auf den Boden fallen.
Danach lief ich erneut in die Küche, um eine buntgetupfte Müslischüssel und einen Löffel zu holen. Anschließend verrührte ich alles, bis auf den Kaffee.
Ich war mir ziemlich sicher, dass kein Mensch, der bei Bewusstsein war, diese Pampe freiwillig essen würde. Mit zusammengebissenen Zähnen kniete ich mich neben Dan, nahm die kleine Schüssel und den Löffel in die Hand. Vorsichtig schob ich ihn zwischen Dans leicht geöffnete Lippen. Er schluckte. Erleichtert atmete ich auf. Dann wartete ich gespannt auf eine Reaktion. Dan riss prompt die Augen auf, rollte sich zur Seite und spuckte mir das Essen auf mein wunderschönes Kleid. Entgeistert starrte ich ihn an.
„Willst du mich umbringen?“, hustete er und wischte sich über den Mund.
Mit hochrotem Kopf saß ich da, die blöde Schüssel schützend an mich gedrückt und hätte fast geheult. Beschämt starrte ich den kalten Kamin an. Ich hatte doch nur helfen wollen.
„Was ist das?“
„Ketchup … und so.“
„Und so?“ Misstrauisch beugte er sich über die Schüssel und schnupperte. „Ist das Orangensaft?“ Oh Gott, er war mir plötzlich so nah.
„Vielleicht ein bisschen“, flüsterte ich und rutschte unruhig auf dem Teppich herum. Mittlerweile rauschte alles Blut das sonst durch meinen ganzen Körper floss durch meinen Kopf. Mein Gesicht fühlte sich schrecklich heiß an. Dan grunzte leise und versuchte sich zurück auf den Rücken zu drehen, aber der Berg Bett-und Tagesdecken hinderte ihn daran.
Schnell stand ich auf, stellte die Schüssel zur Seite und zog das Bettzeug hinter ihm hervor, damit er mehr Platz hatte. Ächzend rollte er zurück und ich ließ die Decken wieder los. Die vergruben den geschwächten Mann unter sich.
„Yen?“, drang es dumpf darunter hervor.
„Ja?“ Ob er noch immer fror? Erwartungsvoll sah ich auf den Wäscheberg.
„Ich bekomme kaum Luft.“
„Oh. Natürlich. Entschuldige!“
Herrje, was war nur mit mir los? Blitzschnell zog ich die Decken so weit nach unten, dass sein Kopf herausschaute. Er atmete heftig
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