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Unsterbliche Küsse

Unsterbliche Küsse

Titel: Unsterbliche Küsse
Autoren: Rosemary Laurey
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Anschluss an die freie Landschaft tauchten allmählich die ersten Vororte mit schnurgerader Straßenbeleuchtung unter ihnen auf; dann wurde die Bebauung schnell dichter, durchsetzt von einem endlosen Strom von Autos, der sich in Richtung City wälzte. Die Nachtluft brannte auf ihren Wangen und an den Händen, und es zog entsetzlich; Dixie war entsprechend froh, dass sie kein Kleid, sondern Bluejeans anhatte. Und sie flogen weiter, über die träge dahinfließende Themse und die märchenhafte Beleuchtung der Albert Bridge hinweg und an der Uferstraße entlang.
    Nun flogen sie tiefer, dicht über den Hausdächern. Ihre Schultern taten weh, und ihre Augen brannten. Sie ging noch tiefer, schlängelte sich gefährlich nahe an Kaminaufsätzen und Fernsehantennen vorbei. Da packte sie Christopher am Arm. »Wir steuern den Park an.«
    Die dunklen, unbeleuchteten Weiten des Hyde Parks lagen vor ihnen wie eine riesige schwarze Insel in einem Lichtermeer. Sie sank immer tiefer und konnte sich mit ihrem zitternden Körper und den müden Beinen nur noch mühsam in der Luft halten. Ihr kamen die ersten Baumwipfel entgegen, als sie auch schon den Duft der Blumenbeete roch und über eine frisch gestrichene Bank hinweg auf den gepflegten Rasen zusauste. Christopher, um einen Sekundenbruchteil früher gelandet, fing sie auf und verhinderte den schlimmsten Aufprall.
    Sie lag in seinen Vampirarmen. »Was ist passiert?« Sie konnte kaum denken, so benommen war sie. »Es ist noch nicht hell.«
    »Du bist total erschöpft. Die Session mit Caughleigh war doch anstrengender als erwartet. Den Rest des Weges trage ich dich.«
    Sie sank an seine breite Brust und legte den Kopf auf seine Schulter. Traumverloren in seinen Armen liegend, hörte und roch sie den Verkehr nur mehr wie aus weiter Ferne, während er mit ihr dahinrannte; abgesperrte Tore sowie die sechsspurige Parklane überquerte er in einem Satz. Schließlich waren nur noch ein paar Treppenstufen zu überwinden, und sie befanden sich bei Tom zu Hause, weit weg von allem Lärm und der Hektik. Sie fühlte sich wie in einen grauen Nebel gehüllt. »Gleich, Liebes. Wir tragen dich jetzt nach oben, wo du dich bis zum Abend ausruhen kannst.«
    Sie baumelte in seinen Armen, als er sie die Treppe hochtrug, aber schon im nächsten Moment konnte er sie auf ein kühles Kissen betten, mit einem knisternden Paket Erde darunter und der frisch bezogenen Bettdecke bis ans Kinn hochgezogen. Als der Schlaf sie überwältigte, pressten sich kühle Lippen auf ihre Stirn.

19
    Sie erwachte am folgenden Abend in dem Bewusstsein, dass Christopher unten auf sie wartete. Als sie sich aus dem Bett schwang, raschelte es vernehmlich, und ihr Blick fiel auf die Abendzeitung. »Brandmord von Surrey vor Aufklärung«, las sie. Was für eine Schlagzeile! Ihre Euphorie verflog aber schnell, als sie den Text überflog, denn abgesehen von der spröden Mitteilung, dass ein Mann »die Polizei in ihrer Arbeit unterstütze«, wiederholte der Artikel nur die altbekannten Details und sprach lediglich von der Möglichkeit »weiterer Opfer«.
    »Du bist enttäuscht«, sagte Christopher wenig später, als sie in Toms Arbeitszimmer kam, wo sie alle drei vor der offenen Terrassentür sitzend vorfand.
    Wie sollte sie mit dem Geliebten an ihrer Seite und dem Duft von Nachtlevkojen im Raum weiter erzürnt sein? »Ich habe mir doch so gewünscht, er würde gehängt, gestreckt oder gevierteilt werden oder wenigstens für ein Viertelstündchen auf der Folterbank landen.«
    »Letzteres würde ich niemandem wünschen«, sagte Tom.
    Sein schmerzverzerrtes Gesicht, als er ins Dunkel hinaus- und in die Vergangenheit zurückschaute, konnte niemand übersehen. »Tut mir leid, Tom. Gemeint war wohl eher eine schnelle und umfassende Gerechtigkeit.«
    »Die bekommen wir auch«, sagte Justin. »Wir müssen nur abwarten.«
    Sie musste wohl ihren Zeitbegriff neu überdenken, denn Ungeduld war im Angesicht der Ewigkeit ziemlich sinnlos. Als sie dann auf dem freien Stuhl Platz nahm, fiel ihr auf, dass sie alle standen und gewartet hatten, bis sie sich setzte. »Ich überlasse es den Mühlen der Gerechtigkeit, ihm den Garaus zu machen.«
    Ihre Stimmung hob sich mit den Zehn-Uhr-Nachrichten, in denen Sebastians Verhaftung gemeldet wurde. »Das ist ein Grund zum Feiern«, sagte Christopher. »Ich habe euch doch einen Ausflug auf die Kuppel von St. Paul’s versprochen.«
    Dixie schnürte es die Kehle zusammen, als sie einen Blick auf die riesige
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