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Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt

Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt

Titel: Unsichtbar und trotzdem da - 02 - Unter der Stadt
Autoren: Boris Pfeiffer
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gibt’s denn so Dringendes?“
    „Ich grüße dich, schöner Christian“, antwortete der dicke, junge Mann namens Schmudo unterwürfig. Aber was er dann sagte, ging unter in einem lauten Fauchen, das Goffi ausstieß.
    Erschrocken fuhren Addi, Jenny und Ağan zusammen. So hatte keiner von ihnen den Geoffroy-Klammeraffen je erlebt. Auch einige der ausgestiegenen Fahrgäste wandten sich um, gingen aberweiter, als sie sahen, dass es sich um ein Tier mit Besitzer handelte.
    Goffi bleckte die Zähne und fauchte dazu wie ein wütender Sturmwind zwischen Hochhäusern. Gleichzeitig sträubte sich sein Fell und sein langer Schwanz wand sich wie eine Schlange kurz vor dem Angriff in der Luft.
    Dazu ertönte die dröhnende Ansagerinnenstimme in der U-Bahn-Station: „Hermannstraße, Endstation! Alle aussteigen bitte! Dieser Zug endet hier! Alle aussteigen bitte!“
    Im nächsten Moment strömten die Menschen eilig aus den U-Bahn-Waggons Richtung Rolltreppe. Und gleichzeitig stieg der junge Mann mit der roten Mütze in die Fahrerkabine.
    Addi, Ağan und Jenny versuchten, einen Blick in das Innere der Kabine zu erhaschen. Aber die Tür wurde bereits wieder zugezogen und durch das dunkle Glas war es unmöglich, den Fahrer zu erkennen. Dann fuhr die U-Bahn auch schon aus der Station in den Tunnel.
    „Habt ihr diese fiese Stimme gehört?“, keuchte Ağan. „Das war der Dschinn!“
    „Goffi sieht das offenbar genauso“, meinte Jenny erschrocken. „Das klang absolut schrecklich, wie er gefaucht hat!“
    „Aber dann redet der Dschinn ja mit Menschen“, rief Addi. „Denn das war der Typ mit der roten Mütze ja wohl.“
    „Sicher hat er ihn in seine Gewalt gebracht und er muss ihm jetzt dienen“, nickte Ağan. „Das machen Dschinns so. Sie holen sich menschliche Helfer, die alles für sie tun müssen, wozu sie selbst keine Lust haben. Was machen wir jetzt nur?“ Düster blickte er in den Tunnel, in dem die U-Bahn davonfuhr.
    Die Antwort auf Ağans Frage kam von Goffi. Der Klammeraffe sprang, kaum dass die U-Bahn abgefahren war, knurrend auf und rannte dem Zug hinterher. Mit langen Sätzen verschwand er in dem Tunnel, der am Ende des Bahnsteigs ins Dunkel führte.
    „Goffi!“, rief Addi verzweifelt. „Wo willst du denn hin?“
    Doch das Klammeräffchen war schon in der Dunkelheit untergetaucht.
    Jenny sah dem Affen hinterher. „Wir müssen ihm nach!“
    „Aber …“ Ağan starrte in den dunklen Tunnel. „Was ist denn da drin?“
    „Keine Ahnung“, entgegnete Jenny. „Aber wir müssen Goffi helfen!“
    „Ja, wir lassen ihn auf keinen Fall alleine da drin!“, stimmte Addi ihr zu.
    Die Angst vor der Dunkelheit und dem Dschinn stand Ağan deutlich ins Gesicht geschrieben. Für einen Augenblick wirkte er, als wäre er am liebsten weggerannt, doch dann machte er einen Schritt auf den Tunnel zu.
    „Ihr habt recht. Goffi darf nichts passieren. Das würde ich dem Dschinn nie verzeihen. Also, gehen wir!“
    Die Unsichtbar-Affen schauten sich um. Der U-Bahnhof war leer. Niemand war zu sehen und keine einzige Stimme drang zu ihnen. Inzwischen war es Abend geworden und die meisten Geschäfte oben in den Straßen hatten bereits geschlossen.
    Ağan holte tief Luft. Dann kletterte er unter der Schranke durch, die das Betreten des schmalen Fußwegs neben den Gleisen verbot. Addi und Jenny folgten ihm. Ihre Schatten tanzten kurz über ein Schild, auf dem Betreten strengstens verboten! Eltern haften für ihre Kinder stand, dann verschluckte sie die Dunkelheit.

Im Tunnel war es stockfinster, aber je weiter die Unsichtbar-Affen sich an der kühlen Wand entlang vorwärtsschoben, desto mehr gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. An den Mauern wanden sich dicke schwarze Kabel wie Riesenschlangen, und zwischen den Gleisen lag Schotter, über den dann und wann ein pelziger Schatten huschte.
    „Mäuse!“, erklärte Jenny.
    „Oder Ratten!“, murmelte Addi bedenklich.
    Ağan ging einfach weiter. „Hauptsache, sie tun Goffi nichts“, erklärte er.
    „Ratten beißen doch keine Affen“, sagte Addi entschieden.
    „Außerdem klettert Goffi viel besser als die“, meinte Jenny. „Die können ihm nichts tun. Und jetzt seid leise! Wenn uns jemand bemerkt, sind wir dran.“
    Vor ihnen teilten sich die Gleise. Die Unsichtbar-Affen blieben stehen. Dann wies Ağan nach links, wo die Wand endete und der Gehweg zwischen einem Paar Schienen weiterführte. Rechts verlief sich ein weiteres Gleispaar unter der niedrigen Decke zwischen
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