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Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht

Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht

Titel: Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht
Autoren: Boris Pfeiffer
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muss uns nicht stören. Wir sind ja perfekt verkleidet.“
    Die Unsichtbar-Affen stellten sich in die Schlange und rückten Schritt für Schritt die Treppe hinauf.
    „Nein!“, vernahmen sie eine schrille Stimme, als sie dicht vor der Museumsdirektorin standen. „Wie gelungen! Die Mädchenmit den Schwefelhölzern. Ihr seht wirklich aus wie das Bild! Und diese herrlichen alten Stoffe. Wer hat euch drei denn eingekleidet? Das muss ein Meister seines Fachs gewesen sein!“

    Addi trat vor und reichte der Direktorin die Hand. „Ja“, antwortete er. „Eine Berliner Künstlerin. Sagen Sie, waren Sie neulich nicht für ein Autogramm im KaDeWe?“
    Die Direktorin lachte hell auf. „Oh ja, das war lustig. Ich habe es für meine Nichte geholt. Ich bin extra selbst hingegangen, weil ich sicher war, das Kind würde es alleine nicht schaffen bei dem Rummel. Da braucht man Ellbogen …“
    „Das ist wahr“, sagte Ağan und reichte ihr die Eintrittskarten.
    Die Direktorin schüttelte den Kopf. „Nein, die gebt ihr bitte an der Kasse ab, da sitzen die Angestellten. Und nun aber hereinspaziert. Die Preisverleihung ist in einer Stunde.“
    Ağan, Addi und Jenny betraten das Museum. Es quoll fast über vor Menschen. Überall standen Kostümierte und ließen sich vor den Bildern fotografieren, nach denen sie sich verkleidet hatten.
    „Wir halten Ausschau nach den Bettlern“, zischte Addi und arbeitete sich durch die Menge weiter.
    In diesem Moment kamen die drei Freunde hinter zwei Museumswärtern zu stehen.
    „Ein Glück, dass die Alarmanlagen ausgeschaltet sind“, meinte der eine zum anderen. „Sonst hätten wir heute Dauerklingeln.“
    „Habt ihr gehört?“ Jenny fuhr zu ihren Freunden herum. „Das heißt, wir können uns das verdächtige Bild ansehen!“
    Eine halbe Minute später stiegen die Unsichtbar-Affen die Treppe hinauf. Hier oben dünnte sich die Besuchermasse deutlich aus, da die meisten Bilder, nach denen sich die Leute verkleidet hatten, im Erdgeschoss hingen. Die hinteren Säle im Obergeschoss lagen sogar im Dunkeln, dort brannten nur weni-ge Notlichter über den Türen und durch einige Fenster fiel Licht von der Straße.
    „Hier oben findet das Fest nicht statt!“, flüsterte Ağan. „Das ist gut.“
    Die drei sahen nach unten. Niemand beachtete sie. Schnell schlichen sie von der Treppe weiter in den Saal mit der Drachenfigur. Sie durchquerten ihn und den anschließenden Bildersaal und betraten die Tempelhalle.
    Durch das kleine Fenster fiel ein schmaler Streifen Licht auf das Bild mit den Bettlern. In Ölfarben gebannt standen die drei Lumpenmänner dort und blickten auf die Stadt in der Ferne. Vor dem Gemälde aber saß ein zitternder Herr Beulich auf seinem Wärterstuhl.
    Erschrocken blieben die Unsichtbar-Affen stehen.
    Ohne seine Freunde vorzuwarnen, trat Addi auf den Museumswärter zu.
    „Wo sind die Gespenster?“, fragte er leise.
    Herr Beulich sah langsam auf. „Was redest du da? Es gibt keine Gespenster. Willst du mich für verrückt erklären?“
    „Ich habe sie selbst gesehen“, sagte Addi. „Die drei Bettler. Sie werden nachts lebendig und streifen durch das Museum.“
    Der alte Museumswärter sank tief in sich zusammen. „Du kennst sie?“
    Ağan trat ebenfalls vor. „Sie haben Ihnen verboten, von ihnen zu erzählen“, flüsterte er. „Aber wir haben sie trotzdem entdeckt. Wir sind gekommen, um Ihnen zu helfen.“
    „Und um diese Geister zu vertreiben“, sagte Jenny. Sie nahm ein Streichholz aus einer ihrer Schachteln und riss es an. Die kleine Flamme verbreitete ein warmes Licht. „Wo sind sie jetzt?“
    Herr Beulich hielt sich die zitternden Hände vor den Mund. Dann flüsterte er so leise, dass es kaum zu verstehen war: „Sie haben mir befohlen, hier sitzen zu bleiben, bis das Fest vorbei ist. Und wenn ich je von ihnen spreche, kommen sie zu mir nach Hause und bringen mir die Pest …“
    „Und wohin sind sie jede Nacht verschwunden?“, fragte Ağan eindringlich.
    Herr Beulich schwieg. Dann wandte er den Kopf ab und hob gleichzeitig einen Arm. Stumm deutete er auf das Bild. Das Streichholz erlosch.
    Addi nickte seinen Freunden zu und die Unsichtbar-Affen traten zusammen vor das Gemälde.
    Jenny zeigte auf die untere rechte Ecke. „Irgendetwas hat es mit diesem Bild auf sich“, flüsterte sie. „Es hängt nämlich wieder gerade!“
    „Dann müssen wir es … bewegen!“ Ağan trat an den Rahmen und drückte vorsichtig dagegen.
    Im nächsten Moment starrten die drei
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