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Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht

Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht

Titel: Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht
Autoren: Boris Pfeiffer
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einem Bild verkleidet, gut aus dem Museum rausgehen, ohne dass er auffällt.“
    „Aber wenn jemand unerkannt aus einem Museum entkommen will, dann bedeutet das, dass er dort ein Verbrechen begangen hat“, folgerte Jenny. „Und das einzige Verbrechen in einem Museum, das sich lohnt, ist der Diebstahl von Kunstwerken. Oder etwa nicht?“
    Addi verschränkte die Hände hinterm Kopf. „Und wozu braucht ein Dieb lange Zeit?“
    Jenny überlegte. Dann sagte sie unvermittelt: „Er könnte Kunstwerke nachmachen.“
    „Genau! Fälschen! Das ist es!“ Ağans Stimme überschlug sich fast. „Er könnte Kunstwerke fälschen. Jede Nacht!“
    „Und damit der Museumswärter ihm dabei nicht in die Quere kommt“, fügte Addi hinzu, „wird er verrückt gemacht.“
    Die Unsichtbar-Affen sahen sich an.
    „Das könnte es sein“, sagte Jenny nach einem Moment.
    „Es fehlen nur noch die Täter“, flüsterte Ağan.
    „Die werden wir uns jetzt vorknöpfen“, knurrte Addi. „Wenn sie wirklich Kunstwerke gefälscht haben, dann ist das Kostümfest heute ihre große Chance zu entkommen.“
    „Und wir haben dafür Karten“, rief Ağan aufgeregt.
    „Aber wir haben keine Kostüme“, sagte Addi im nächsten Augenblick tonlos.
    Jenny stand auf. Sie trug heute einen kurzen grauen Faltenrock mit einem grau-schwarzen Salz-und-Pfeffer-Muster und ein schwarzes T-Shirt mit dicken Orangen- und Zitronenscheiben darauf. „Ich kann gut nähen. Meine Oma hat es mir beigebracht. Ich nähe oft Sachen für mich. So ein paar Kostüme kriege ich schnell hin. Wir müssen uns nur ein Bild aus dem Museum aussuchen.“
    Das Bild, das die Unsichtbar-Affen im Internet auswählten, zeigte drei Mädchen in langen, zerschlissenen Kleidern, die voreinem prächtigen Gebäude standen und aus einem alten Weidenkorb Streichhölzer verkauften.
    Jenny ging an einen großen alten Schrank und zog ihn auf. Er war von oben bis unten voll mit alten Kleidern. „Das hat mir alles meine Oma geschenkt“, erklärte sie. „Ich näh da manchmal was Neues draus.“
    Dann nahm sie bei Ağan und Addi Maß.
    Drei Stunden später standen die Unsichtbar-Affen nebeneinander vor dem Spiegel und sahen sich erstaunt an.
    Aus Ağan und Addi waren zwei Mädchen mit Kopftüchern geworden, während Jenny in einem grauen Mantel und Hut zwischen ihnen stand. Sie sahen genau aus wie das Bild.
    „Wie hast du das nur geschafft?“, fragte Ağan.
    Jenny zwinkerte ihm zu. „Auge ist alles.“
    Begeistert fuhr Ağan mit der Hand über den Stoff. „Kannst du mir auch mal ein Jungenhemd nähen?“
    „Ja“, antwortete Jenny. „Ich habe vor ’nem halben Jahr mal Cosplay gemacht, aber das war mir zu teuer. Und außerdem wollten mich die anderen nicht mehr dabeihaben.“
    „Warum denn nicht?“, wollte Ağan wissen.
    „Weil ich zu alte Stoffe hatte. Ich hab immer die alten Kleider von meiner Oma benutzt und sie … na ja.“
    „Das hier ist wunderschön“, sagte Addi.
    Jennys Augen leuchteten für einen Augenblick auf. Dann sagte sie lässig: „Klar, habe ich ja auch genäht!“ Aber sie wurde ein bisschen rot dabei.
    Sie streckte sich und zog einen alten Weidenkorb oben aus dem Schrank. „Hier, den nehmen wir auch mit. Den hat meine Oma selbst geflochten. Da legen wir ein paar Schachteln Zündhölzer rein. Damit ist unser Kostüm perfekt.“
    „Mann“, sagte Addi. „Du bist echt eine Freundin! Danke!“
    Jenny wurde noch röter.
    Die Unsichtbar-Affen zogen sich ihre Jacken über und fuhren mit der S-Bahn zum Museum. Als sie über die Brücke gingen, auf der Goffi tags zuvor Herrn Beulich das Portemonnaie geklaut hatte, sahen sie, dass vor den hohen Eingangssäulen des Museums bereits eine dichte Menge verkleideter Menschen stand. Ganze Bilder bewegten sich über die beleuchteten Treppen ins Innere. Begrüßt wurden die Museumsbesucher von einer Frau in einem lila Kostüm.
    „Ey, das ist doch die Schreckschraube von neulich“, rief Addi erstaunt, als sie näher kamen. „Aus dem Kaufhaus.“
    „Ja!“ Ağan nickte erschrocken.
    „Herzlich willkommen, Herr Bürgermeister“, sagte die Frau eben und reichte einem grau melierten Herrn die Hand.
    „Danke, Frau Direktor! Ich freue mich auf das schöne Fest.“
    „Ich werd nicht mehr, das ist die Museumsdirektorin“, murmelte Jenny. „Und die hat euch neulich beinahe verkloppt! Ich dachte immer, solche Leute sind total fein und edel. Aber sie hat noch wilder um ihr Autogramm gekämpft als ihr. Wahnsinn!“
    Addi grinste. „Das
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