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Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht

Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht

Titel: Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht
Autoren: Boris Pfeiffer
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Unsichtbar-Affen zusammen mit Goffi auf der nächsten Parkbank saßen.
    „Ich weiß es nicht“, meinte Addi. „Der alte Herr Beulich hat auf alle Fälle riesige Angst. Er denkt, die Bilder bewegen sich und verfolgen ihn, und er sperrt sich deswegen zu Hause ein.“
    „Aber die Stimme, die du auch gehört hast, beweist, dass er nicht verrückt ist“, sagte Jenny.
    „Ja“, stimmte Addi zu. „Und wieso kann er die Gesichter von Bettlern, die man auf dem Bild nur von hinten sieht, von vorne zeichnen?“
    Ağan kraulte Goffi am Kopf. „Das ist mehr als seltsam. Vielleicht spukt es ja doch im Museum?“
    „Das … das kann ich mir nicht vorstellen.“ Jenny zog die Schultern zusammen. „Auch wenn es in so einem Museum mit Drachen und Engeln und so schon etwas unheimlich ist. Nachts bestimmt ganz besonders.“
    Ağan seufzte. „Wenn es spukt, dann tun die Geister das nichtohne Grund. Dann sind sie wütend oder wollen jemanden ärgern.“
    „Aber welcher Idiot ärgert denn einen alten Mann, der Angst um seine Arbeit hat, kaum was zu essen außer Toast und Margarine und nur fünf Euro in der Geldbörse? Dem geht es sowieso schon schlecht genug!“ Jennys Augen blitzten wütend. „Solche Geister gehören verboten.“
    Addi warf ihr einen bewundernden Blick zu. „Das ist wahr. Und wisst ihr was? Inzwischen tut mir dieser alte Museumswärter richtig leid. Er weiß bestimmt genauso wenig wie wir, was ihm da geschieht.“
    „Und wie bekommen wir das jetzt raus?“, wollte Jenny wissen.
    „Vielleicht hat es ja etwas mit dem Kostümball morgen zu tun?“, flüsterte Ağan. „Die Nacht der lebenden Bilder, so heißt das Fest doch!“
    „Aber was hat ein alter Mann, dem Geister oder sonst was Angst machen, mit einem Kostümfest zu schaffen?“, entgegnete Jenny.
    Ağan zuckte die Schultern. „Das müssen wir eben rausfinden.“
    „Genau“, bestätigte Addi. „Uns fehlen nämlich die Beweise, selbst wenn wir schon so einiges entdeckt haben.“
    „Beweise dafür, dass es spukt?“, fragte Jenny empört.
    „Und wenn es das ist, dann ist es eben das“, sagte Addi mit ungewohnt großem Ernst in der Stimme. „Eins jedenfalls weiß ichsicher. Ich möchte nicht so wohnen müssen wie der alte Herr Beulich. In so einem dunklen Loch. Und ich finde es gemein, dass jemand, dem es schon so schlecht geht und der so einsam ist, auch noch Angst haben muss. Und deswegen bin ich dafür, dass wir ihn heute Nacht beobachten.“
    Jenny hob beide Hände. „Wie soll denn das gehen? Er arbeitet im Museum. Und das ist nachts zu.“
    „Durchs Fenster“, sagte Addi. „Das Museum hat doch Fenster!“
    „Und wenn es da wirklich spukt?“, fragte Ağan.
    „Dann müssen wir dafür sorgen, dass es aufhört“, erklärte Addi. „Alles andere zählt nicht.“
    „Aber ich kann nachts nicht raus“, rief Jenny verzweifelt. „Meine Mutter hat einen total leichten Schlaf. Das geht nicht. Das würde sie auch nie erlauben.“
    „Und ich schlafe mit meinen beiden Brüdern in einem Zimmer“, sagte Ağan. „Da kann ich auch nicht weg. Ich müsste schon sagen, dass ich bei jemand anderem schlafe. Aber da würde mein Vater anrufen und fragen, ob das auch wirklich geht. Und so gut kennen wir uns noch nicht.“
    Addi nickte entschlossen. „Dann mache ich das alleine. Mein Vater kriegt das nicht mit. Ich bin schon öfter mal nachts draußen gewesen, heimlich.“
    Jenny sah Addi an. „Hast du denn keine Angst?“
    Addi dachte an die Zeichnung von den fiesen Gesichtern, die er in Herbert Otto Beulichs Wohnung auf dem Küchentisch gesehen hatte. Sie waren schrecklich gewesen. Dann blickte er in Jennys elfenblaue Augen.
    „Nein“, sagte er fest. „Einer von uns muss es ja machen. Das bin dann eben ich. Und morgen treffen wir uns nach der Schule bei dir.“
    Ağan setzte ihm Goffi auf die Schulter. „Jetzt“, sagte er, „sind wir drei richtige, ganze Freunde!“
    „Ja“, bekräftigte Jenny. „Und wenn wir heute Nacht auch nicht dabei sein können, denk dran, Addi – du bist ein Unsichtbar-Affe!“
    Addis Plan war wie alle einfachen Ideen von einer gewissen Genialität, wie er selbst fand. Und zum Glück war er bei der ganzen Sache nicht alleine.
    Er hatte Goffi bei sich. Wenn ihn jemand fragte, was er so spät noch auf der Straße machte, konnte ihm das Äffchen als Ausrede dienen. Und außerdem fühlte er sich nicht ganz so verlassen.
    Der Taxifahrer, von dem Addi sich nachts um ein Uhr von zu Hause bis zum Museum fahren ließ, verzog
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