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Unsere Oma

Unsere Oma

Titel: Unsere Oma
Autoren: Ilse Kleberger
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Zeit bei den Känguruhs und fragte schließlich einen Wärter, wieviel Ameisen ein Ameisenbär täglich vertilge. Abends war er schweigsam und verschlossen. Er wurde blaß und traurig. Oma betrachtete ihn mit Sorge.

    Als die Kinder am nächsten Tag zum Mittagessen nach Hause kamen, gab es nichts zu essen. Oma war nicht da, und sie hatte die Bratklopse selber zubereiten wollen, weil sie ihr am besten gelangen.
    »Wo bleibt sie denn?« knurrte der Onkel.
    »Sie ist heute früh fortgegangen und wollte zum Essen zurück sein«, antwortete Ingeborg.
    Die Kinder suchten im Haus und Garten, aber Oma war nicht zu finden. Ingeborg wollte gerade die Bratklopse machen, als Oma die Tür öffnete.
    »Hier bin ich!« sagte sie fröhlich. Ihr lila Strohhut saß schief auf dem Kopf. Sie hatte ein Loch im Ärmel ihres Kleides und einen Schmutzfleck am Kinn.
    »Wie siehst du nur aus!« knurrte der Onkel. »Wo hast du dich herumgetrieben?«
    Oma lachte, hängte einen schwarzen, perlenbestickten Beutel, den sie sonst nur sonntags trug, an einen Haken an der Tür, wusch sich die Hände und das Kinn, band eine Schürze um und machte sich an das Braten der Klopse.
    Peter betrachtete neugierig den Beutel an der Tür, der leicht hin und her schwankte. Manchmal beulte sich die eine Seite aus, dann wieder die andere.
    »Was ist das?« fragte er.
    »Still!« flüsterte Oma. »Ich zeig’s dir später. Jetzt muß ich Mittag kochen.«
    Die Bratklopse schmeckten allen gut, bis auf Peter, der traurig war, weil er immer noch kein Tier zum Mitnehmen gefunden hatte, aber auch neugierig, was sich in Omas Beutel befinden mochte. Nachdem sie den Tisch abgeräumt hatten, nahm Oma ihn mit in ihr Zimmer.
    »Schau, hier«, sagte sie und öffnete den schwarzen Beutel. Peter sah hinein. Zuerst war es ganz dunkel, doch plötzlich guckte ein rotes Schnäuzchen heraus, dessen zarte Schnurrhaare zitterten. Ein winziges weißes Köpfchen mit rosa Augen kam über den Rand des Beutels, zwei Öhrchen wie Rosenblätter. Ein zweites Köpfchen schob sich neben das erste. Dieses war braun, mit glänzenden schwarzen Augen. Als Peter eine Bewegung machte, verschwanden die Köpfe im Beutel, aber bald guckten sie wieder hervor. Peter hielt seine Hand hin, und Oma streute ein paar Kuchenkrümel darauf. Husch, da saß plötzlich ein kleines, braunes Mäuschen darauf und schmauste, und gleich darauf hockte auf der anderen ein weißes. Peter spürte die weichen Schnäuzchen und das Beben der kleinen Füße, die nie stillstanden.
    »Ich dachte, weil du nicht das größte Tier aus dem Zoo mit nach Hause nehmen kannst, wäre das kleinste gerade recht«, sagte Oma.
    Peter nickte glücklich.
    »Sie heißen Susi und Adele. Vorläufig werden wir ihnen eine Wohnung in einem Marmeladenglas einrichten. Zu Hause können sie Heiners altes Terrarium bekommen, das nicht mehr benutzt wird.«

    Lehrer Pieselang hatte in der Stadt Besorgungen zu machen und wollte bei dieser Gelegenheit Oma und die Kinder nach Hause holen. In ein paar Tagen fing die Schule wieder an. Als er das Haus des Onkels im Zoo betrat, kam ihm Jan entgegen und fiel ihm um den Hals.
    »Vater ist da!« rief er und zog ihn in das Wohnzimmer, wo Brigitte ihn ebenfalls umarmte. Auch Peter sah glücklich aus, den Vater wiederzusehen, aber er stand stocksteif in der Ecke.
    »Na«, fragte der Lehrer, »krieg’ ich von dir keinen Kuß?«
    »Ich kann dich nicht umarmen«, sagte Peter, »weil ich in jedem Ärmel eine Maus habe. Sie finden es so gemütlich darin.«
    Der Vater hatte nicht lange Zeit, sich zu wundem, denn jetzt kamen Oma und Ingeborg herein. Ingeborg hielt auf dem Arm einen Affen, der einen roten Pullover und Hosen trag. Sofort wollte er dem Vater die Brille von der Nase nehmen. Oma gab ihm einen Klaps auf die Finger und sagte zu ihrem verwirrten Sohn: »Komm, setz dich erst einmal!« Als der Lehrer sich auf einen Sessel setzen wollte, rief Jan »Vorsicht!« und riß die Schildkröte Berta fort, die dort auf einem Kissen lag. Es dauerte eine Weile, bis der Vater sich von all den Überraschungen erholt hatte. Aber dann gab es Kaffee und einen leckeren Kuchen, alle saßen gemütlich beisammen, und die Kinder hatten viel zu erzählen.
    »Und was habt ihr von der Stadt gesehen?« fragte der Lehrer. »Wart ihr in der großen Kirche und im Museum? Habt ihr das Stadtschloß und den Botanischen Garten besichtigt?«
    Oma wurde rot. »Ach, weißt du, wir hatten so wenig Zeit.«
    »Ihr habt nichts von allem gesehen?« rief der
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