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Unschuldiges Begehren

Unschuldiges Begehren

Titel: Unschuldiges Begehren
Autoren: Brown Sandra
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zu, dass er so mit mir umspringt?«,
konfrontierte Ellen Hailey, und die blickte mühsam wieder auf. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie sich so geschämt. »Es ist mir egal, was du machst, Ellen«, meinte sie deshalb. »Lass mich einfach in Ruhe, ja?«
    Ellen legte das Gesicht in Falten wie ein kleines Kind, das kurz vor einem Tränenausbruch stand. »Oh, du warst schon immer so gemein. Du hast nie was falsch gemacht! Die perfekte, brave Hailey. Tja, dafür konnte dich niemand jemals leiden, aber mich haben immer alle geliebt.« Damit rannte sie zur Tür und riss sie auf. »Selbst er findet mich toller als dich. Er will es nur nicht zugeben, doch er hat mich zurückgeküsst!« Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss, wenige Sekunden später heulte laut der Motor ihres Wagens auf, und dann senkte sich vollkommene Stille über den Raum.
    Â 
    Hailey hörte das Ticken von Tylers Armbanduhr an ihrem Ohr, denn er hielt sie noch immer fest. Die Mühe hätte er sich allerdings sparen können, weil ihr Kampfgeist längst erloschen war. Alles, was ihr jetzt noch blieb, war eine leere Hülle. Hätte Tyler sie nicht festgehalten, wäre sie wahrscheinlich einfach auf den Fußboden gesunken, da nun über dem Tag, der derart glücklich angefangen hatte, ein dunkler Schleier der Verzweiflung lag.
    Â»Sie lügt, Hailey.«
    Â»Das spielt keine Rolle.«
    Â»Doch.« Er rüttelte leicht an ihren Schultern, aber sie schüttelte den Kopf.
    Â»Nein. Es war von Anfang an verkehrt. Ich wusste,
was du von mir wolltest, und das hast du auch bekommen. Alles andere war nichts weiter als ein Spiel. Es war falsch für dich, für mich, für Faith …«
    Plötzlich brach sie ab. Ihr wurde nämlich bewusst, dass das Mädchen Zeugin dieser grauenhaften Szene zwischen den Erwachsenen geworden war. Sie spähte über Tylers Schulter und blickte sich suchend nach der Kleinen um. »Faith?«, fragte sie leise und schaute Tyler ängstlich an.
    Jetzt ließ er sie los, drehte sich um und inspizierte ebenfalls den Raum. Dann teilten sie sich wortlos auf, und Hailey suchte in der Küche und im hinteren Teil des Hauses, während Tyler in sämtlichen Schlafzimmern, im Garten und am Seeufer nach seiner Tochter sah.
    Anschließend kehrten sie beide ins Wohnzimmer zurück, mussten dort erkennen, dass die Suche auch des jeweils anderen ergebnislos verlaufen war, und Tyler stellte mit bestürzter Stimme fest: »Sie ist nicht mehr da.«

11
    Hailey zupfte an ihren zusammengepressten Lippen. »Oh Tyler, das, was sie gehört hat, hat sie sicher furchtbar unglücklich gemacht.«
    Â»Das fürchte ich auch«, stimmte er ihr unumwunden zu und raufte sich das Haar. »Monica und ich sind auch nicht gerade höflich miteinander umgegangen, wenn es zu irgendwelchen Treffen kam. Faith hat uns regelmäßig schreien gehört, und ich hatte mir geschworen, dass sie eine solche Angst und Verwirrung nie wieder erleben muss. Verdammt! Gut, dass dieses Weib verschwunden ist, sonst brächte ich sie sicher eigenhändig um.«
    Â»Es war nicht nur Ellens Schuld.«
    Â»Wag ja nicht, sie jetzt auch noch zu verteidigen«, fuhr er sie an, und seine Augen blitzten zornig auf. »Wir beide haben ihr soeben den größten Gefallen ihres Lebens getan. Sie wird wieder auf die Beine kommen. Das tun Typen wie sie normalerweise immer  – nachdem sie auf Typen wie dir herumgetrampelt haben.«
    Hailey wandte sich verlegen ab, denn ihr war klar, er hatte recht. Ellen hatte wie das verwöhnte kleine Mädchen
reagiert, das sie immer schon gewesen war, aber wenn sie Hailey wieder bräuchte, käme sie zurück und würde ihr versichern, dass sie keinen Menschen mehr liebte als sie. Dann aber verdrängte Hailey den Gedanken an die Schwester und konzentrierte sich auf das Problem der verschwundenen Faith. »Was glaubst du, wo sie hingelaufen ist?«
    Â»Keine Ahnung«, erwiderte Tyler erregt. »Aber ich muss sie so schnell wie möglich finden und ihr alles erklären, weil sie sicher völlig durcheinander ist.«
    Â»Weit kann sie nicht sein. Wir finden sie sicher schnell.«
    Doch diese Prophezeiung stellte sich als grundverkehrt heraus.
    Â 
    Sie kamen darin überein, dass Tyler den Wald hinter dem Haus durchsuchte, während Hailey bei den Harpers anrufen und dann zum See hinuntergehen würde, um sich dort
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